Heimatgeschichte im Burgenlandkreis Die Drogerie am Theater in Zeitz ist noch heute ein Begriff
Das große Eckhaus August-Bebel-Straße 1 in Zeitz prägt noch heute das Stadtbild in diesem Bereich. Es war aber auch lange Zeit ein wichtiges Geschäftshaus. Was es erzählen könnte.
![Das stattliche Haus August-Bebel-Straße 1 in Zeitz mit seiner „Theater-Drogerie“ erhielt im Zuge der Fließstreckenrekonstruktion der damaligen Thälmannstraße um 1965 auch eine Fassadenkur.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2024/04/03/e1b7a7a0-e8a1-4e68-8f3f-ac5cf86c7caa.jpeg?rect=0%2C68%2C2144%2C1347&w=1024&auto=format)
Zeitz/MZ. - Kultur wirkt bekanntlich umfassend bildend, und daher ist es nicht abwegig, dass sich Geschäfte mit einem benachbarten Theater so deutlich identifizieren, dass dieses sogar zum Namensgeber einer Drogerie wird. In dieser Hinsicht gab es bis in die frühen 1990er Jahre in Zeitz die „Drogerie am Theater“ im großen Eckhaus August-Bebel-Straße 1, dessen Geschichte wiederum im Jahr 1877 beginnt.
Als Verleger, ursprünglich auch eine Berufsbezeichnung für Händler von Weißwaren, speziell bunter Bettwäsche, war der gebürtig aus Berlin stammende Kaufmann Albert Peter, Sohn des Webermeisters Karl Anton Peter und seiner Frau Friederike, ähnlich wie die Familie Fugger aus Augsburg einige Jahrhunderte zuvor zu beachtlichem Wohlstand in der textilverarbeitenden Branche gekommen. Der ermöglichte es ihm bereits vor seinem 40. Geburtstag, ein prächtiges Wohnhaus in Zeitz erbauen zu lassen. Und wo, wenn nicht in der Schützenstraße, die in den späten 1870er Jahren gerade noch einige freie Baugrundstücke bereithielt, verwirklichte er seine Pläne.
Schmucker Neubau
![Obwohl zur August-Bebel-Straße gehörig, ist das markante Eckhaus auch Teil der Schützenstraße.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2024/04/03/f4da5b0e-95e9-4af8-a9f8-7bde96c151ce.jpeg?rect=0%2C203%2C1895%2C1012&w=1024&auto=format)
1877/78 entstand nach einem Entwurf des Architekten Ernst Günther und mit seinerzeit beeindruckenden vier Stockwerken ein hohes Gebäude in der Schützenstraße, dessen dorische Säulen dem Eckerker des ersten und zweiten Obergeschosses Imposanz verleihen. Hinsichtlich seiner Höhe dürfte es durchaus Zeichen gesetzt und stilbildend auf die weitere Bebauung der alleeartigen Straße gewirkt haben. Ein neues Zeitalter der Baukultur, das vor allem der prächtigen August-Bebel-Straße und ihren sich anschließenden Nebenstraßen in den folgenden Jahren seinen Charakter verleihen sollte, war angebrochen. Zu den ersten Mietern in diesem Haus gehörte der jüdische Kaufmann Selly Blumenthal, der dort bis 1882/83 mit seiner Familie lebte und wirkte. Die fortschreitende Bebauung von Schützenstraße und Lange Straße, der späteren Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise August-Bebel-Straße, machte eine Umnummerierung der Gebäude dringend erforderlich. Die wurde auf Anordnung der hiesigen Polizei-Verwaltung und Bürgermeister Thiele schließlich auch am 1. Oktober 1886 umgesetzt. Alle Grundstücke der Schützenstraße erhielten eine neue Hausnummer. Das bis zu diesem Zeitpunkt unter der Schützenstraße Nr. 4a geführte Grundstück der Familie Peter sowie das neben dem inzwischen geschlossenen Oberen Johannisgottesacker gelegene Gesellschaftshaus „Harmonie“, ehemals Schützenstraße 3, wurden fortan in die Lange Straße integriert.
In der Familie geblieben
Karl Friedrich Albert Peter starb 68-jährig am 4. September 1907 in Zeitz. Seine 1870 geborene Tochter Elisabeth war in erster Ehe mit dem Kaufmann und Drogisten Martin Marold (1866-1896), dem Begründer des traditionsreichen Drogerie-Standortes im Ladenlokal des Hauses August-Bebel-Straße 1, verheiratet. Besonders tragisch mutet der Umstand an, dass der erst 30-jährige Drogist Martin Hermann Marold, Sohn eines Pfarrers, genau am 4. Geburtstag seiner Tochter Katherine verstarb. Am 30. Dezember 1897 ehelichte die jung verwitwete Elisabeth Marold den Zeitzer Drogisten Ernst Johannes Weise. Die „Drogerie und Gifthandlung Johannes Weise“, die im Eckgeschäft des Erdgeschosses untergebracht war, übernahm später sein Stiefschwiegersohn Otto Luderer (1891-1960). Der Sohn eines Bergtechnikers behielt den Geschäftsnamen nach dem Tod von Johannes Weise am 8. Juli 1923 bei. Otto Luderer war immerhin seit 1922 mit Katharine Marold (1892-1968) verheiratet.