Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Von der Milchflasche zur Weinflasche
WÜRCHWITZ/MZ. - Pünktlich zur Schafskälte geriet das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera mächtig ins Schwitzen. Die Musiker spielten zum Bauernhofkonzert in Würchwitz auf und eröffneten damit das 160. Kleefest. "Unser Problem ist der Wind, der die Noten umblättern will", plauderte Dirigent Thomas Wickelin. Trotz wechselhaftem Wetter strömten Hunderte aufs Land und erlebten einen vergnüglichen Nachmittag der Operetten-Hitparade.
Da marschierte der skurrile Prinz von Orloff auf, erklangen Arien aus Frau Luna und dem Barbier von Sevilla, gab es verträumte Liebeslieder und Wiener Walzer. Kurzum die Vollblutmusiker präsentierten einen Querschnitt aus dem aktuellen Programm und machten Lust auf einen Theaterbesuch in Gera oder Altenburg.
Humorvoll nahm Dirigent Thomas Wicklein sein Publikum mit auf die musikalische Reise und bat auch Gastgeber auf die Bühne. "Unseren Bauernhof gibt es schon seit 1798, damals schlossen sich an dieser Stelle mehrere Bauern zu einem Gut zusammen", erzählte Hubertus Triebe. Nach der Wende habe die Familie das Gut wiederübernommen, zuerst standen 80 Milchkühe im Stall. "Im Laufe der Zeit haben wir den Wandel von der Milchflasche zur Weinflasche vollzogen", frohlockte er mit Bauernschläue und Ehefrau Grit Triebe plauderte über den zehnten Jahrgang des edlen Rebensaftes. Kein Weinfest ohne Trinklieder, so würzt Wicklein seine Moderation. Demnach trinken die Deutschen pro Jahr 115 Liter Bier, 24 Liter Wein, sechs Liter Schnaps und vier Liter Sekt. "Uns gefällt es in Würchwitz sehr gut", plauderte Bassbariton Bernhard Hänsch in der Pause. "Am beste schmeckt mir der Weißherbst, wirklich ein Superwein, den mir die Wirtin beim Trinklied reichte", fuhr der Musiker fort. "Wir haben gestern Abend alle noch bis Mitternacht in der Fledermaus-Inszenierung auf der Bühne gestanden. Trotzdem fühlen wir uns hier sehr wohl, es ist eine tolle Atmosphäre", fügte Solistin Marie-Luise Dreßen hinzu. Nur Dirigent Thomas Wicklein hatte seine Mutprobe nicht bestanden. Helmut Pöschel - den Einheimischen besser als Humus bekannt - hatte ihm einen Milbenkäse geschenkt. "Hier sieht man ja noch die Tierchen krabbeln, nein, das bekomme ich nicht hinter", sagte Wicklein im Vertrauen. Doch auf der Bühne stimmt er ein Liedchen an. "Wer hat denn den Käse nach Würchwitz gerollt" schallte es über den Hof und so war die neue Hymne im Kleeland geboren.
"Ich bin schon seit Jahren verzogen, doch das Kleefest ist immer wieder eine Reise in die alte Heimat wert", sagte Simone Pechmann, die heute in Niedersachsen lebt. Zufrieden schaut Bernd Apel in die Runde. "Mit solch einer Resonanz hätten wir nicht gerechnet", freute sich der Chef des Vereines Altenburger Bauernhöfe, der diese Konzertreihe im Jahre 2004 mit aus der Taufe gehoben hatte. Und noch einen Höhepunkt gab es: Den Auftritt von Wolfgang Schwalm hatten viele Fans herbeigesehnt. Mit seiner Trompete brillierte er im Bauernhof. "Als dreijähriges Kind fand ich bei meiner Oma die Trompete meines Großvaters im Schrank verstreckt. Sofort verliebte ich mich in dieses Instrument und spiele es noch immer gern", plauderte der Wildecker Herzbube.
Das Kleefest geht am Freitag mit dem Theaterspektakel die Hexe von Suxdorf weiter. Beginn 22 Uhr, Eintritt frei.