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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Proteste gegen Schießanlage

Von UTA KUNICK 15.03.2011, 19:17

Droßdorf/MZ. - "Wir sind gegen die von der Bundeswehr geplante Standortschießanlage im Zeitzer Forst." Diese Forderung machten Bürger bei einer Infoveranstaltung im Gemeindezentrum Droßdorf auf. Fast 200 Besucher nahmen daran teil. Einwohner aus Ossig, Lonzig, Schellbach und Breitenbach befürchten eine Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität. Wenn die Anlage gebaut wird, rechnen sie mit Lärmbelästigung.

"Ich habe schon bei der letzten Schießveranstaltung, die bis in die Nacht um ein Uhr ging, kein Auge zugemacht", kritisierte Lutz Oschmann. Der Breitenbacher zweifelt die von der Bundeswehr in Auftrag gegebenen Messungen an, die sich zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge erforderlich machen. Und er wollte noch etwas anderes loswerden. "Kriegsplätze und Kinderspielplatz passen nicht zusammen", sagte er und spielte damit auf den neuen Abenteuerspielplatz in Breitenbach an. Viele Besucher im Saal brachten zum Ausdruck, dass sie sich hintergangen fühlten. Warum wurden wir nicht einbezogen? Ist Bürgerbeteiligung nicht mehr gefragt? Über 57 Wortmeldungen gab der Bürgermeister der Gemeinde Gutenborn Uwe Kraneis (parteilos), der die Infoveranstaltung organisiert hatte und moderierte, an die geladenen Gäste weiter. Dann hörte er auf zu zählen. Im Präsidium hatten mit Regierungsoberamtsrat Jens Dähne, Oberstabsfeldwebel Andreas Herrmann und Umweltschutzbearbeiter Andreas Werner vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Weißenfels drei Vertreter der Bundeswehr Platz genommen.

"Wir sind nicht diejenigen, die zu entscheiden haben, ob die Anlage gebaut wird, sondern diejenigen, die das umzusetzen haben", betonte Dähne. Ob die Schießanlage im Zeitzer Forst gebaut wird, hängt davon ab, ob die Bundeswehrstandorte Weißenfels und Gera künftig erhalten bleiben. Die Anlage soll ausschließlich von Soldaten dieser beiden Standorte für Übungszecke genutzt werden, beantwortete Dähne eine Anfrage zum Schießtourismus. Für die Schießanlage müssen 7 000 Quadratmeter Wald gerodet und dafür 35 000 Quadratmeter aufgeforstet werden. Mit der Rodung soll erst begonnen werden, wenn die Standortsicherheit gewährt ist.

Dietrich Trebs war im Auftrag des Landrates erschienen. Als Leiter des Amtes für Immissionsschutz hatte er seitens des Burgenlandkreises das Genehmigungsverfahren unterschrieben. Trebs berief sich auf Verordnungen zum Bundesimmissionsschutzgesetz, die ohne Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen sind, wodurch er sich bei den Zuhörern nicht beliebt machte. Seinen Ausführungen zufolge gibt es wenig gegen die Standortschießanlage einzuwenden. Im nächstgelegenen Immissionsschutzort in Lonzig werde der vorgeschriebene Dezibelwert eingehalten. Zumindest am Tag. Dagegen sei der Wert in der Nacht grenzwertig. Laut Schallimmissionsprognose, bei der mit einem speziellen Verfahren die Lärmausbreitung simuliert wird. Hier macht sich allerdings eine Nachmessung erforderlich. Wer wie Lutz Oschmann die Werte anzweifelt, muss sich einen eigenen Gutachter nehmen, gab Dähne mit auf den Weg. "Wir wollen die Anlage hier nicht und werden uns einige Aktionen einfallen lassen", sagte Michael Kretzschmer aus Ossig. Man könnte mit einem Konzert auf den Sportplatz darauf aufmerksam machen, so seine spontane Idee. Dieter Kmietczyk, der sich seit Jahren für die zivile Nutzung des Zeitzer Forstes engagiert, plädierte dafür, "mit den Füßen etwas zu bewegen". Er rief die 200 Leute im Saal zur Teilnahme am jährlichen Ostermarsch durch den Zeitzer Forst auf.