Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Der eine kommt, der andere geht
DRASCHWITZ/MZ. - Die Gerüchteküche in und um Draschwitz brodelte schon lange, jetzt aber ist es amtlich: In Reuden wird der Netto Marken-Discount einen Markt bauen und im Gegenzug wird der Diska in Draschwitz geschlossen. Das bestätigte jetzt Christina Stylianou, Pressesprecherin von der Netto Marken-Discount AG & Co.KG, auf MZ-Nachfrage. Beide Handelsmarken gehören zur Discountlinie der Edeka-Gruppe.
Der Spatenstich für den Neubau soll voraussichtlich im Sommer 2012 beginnen, die Eröffnung ist für 2013 geplant. "Der neue Markt wird in der Nähe des aktuellen Diska-Marktes eröffnet, welcher parallel schließen wird", informiert Christina Stylianou weiter. Und, so sagt die Pressesprecherin, werden alle Mitarbeiter weiterbeschäftigt. Begründet wird die Schließung damit, dass der bisherige Markt nicht mehr den modernen Standortkriterien entspricht.
Vor einem Jahr hieß es auf MZ-Nachfrage seitens des Unternehmens noch, dass kein Neubau geplant sei. Nun ist aber alles anders: denn eine Erweiterung des Diska-Marktes am aktuellen Standort ist nicht möglich, deswegen sah sich das Unternehmen nach Alternativen um. Und die fand es in Reuden, bestätigt dessen Ortsbürgermeister Lothar Stahl. Das Unternehmen sei auf die Gemeinde Reuden zugegangen und habe sich nach einer möglichen Fläche umgesehen und nicht andersherum, betont Stahl und will damit auch immer wieder auftauchende Gerüchte aus dem Weg räumen.
Laut der Netto-Pressestelle wird der neue Standort nun in der Zeitzer Straße von Reuden sein. 800 Quadratmeter groß soll die Verkaufsfläche nach Fertigstellung sein und würde damit den Kriterien eines modernen Lebensmittel-Discounters entsprechen.
Bei den Draschwitzern selbst und bei den Kunden des Diska-Marktes stoßen die Pläne auf wenig Gegenliebe. Ute Schreiner, Ortsbürgermeisterin von Draschwitz, reagiert überrascht. "Offiziell weiß ich gar nichts, von keiner Seite", sagt sie. Das Thema beziehungsweise die Gerüchte um eine mögliche Schließung haben sie indes schon lange beschäftigt, immer wieder sei es das Gesprächsthema im Ort gewesen. "Es tut mir sehr leid, besonders für die älteren Kunden, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Es war doch immer Betrieb im Markt", so die Ortsbürgermeisterin. Es stimme sie ein wenig traurig, aber machen könne man da letztlich doch nichts.
Edeltraud Radau gehört zu den Stammkunden. Die Seniorin sagt, dass auch sie schon des Öfteren von den Gerüchten um eine Schließung gehört hat. Zu Fuß ist sie schnell mal zum Diska gelaufen. "Ich habe es doch direkt vor der Nase", sagt die Draschwitzerin. Fast jeden Tag mache sie kleine Besorgungen. Außer wenn ihre Kinder sie mal zum Einkauf mit dem Auto mitnehmen. Ob sie es dann schaffen werde, bis nach Reuden zu laufen, das bezweifelt die 86-Jährige. Zumal es direkt an der B 2 auch keinen Fußweg gibt. "Vielleicht kommt ja auch wieder was in den Markt hier rein, wenn Diska raus ist", hofft sie.
Uwe Jordan findet es einfach nur "total schlecht", dass der Lebensmittelmarkt schließen wird. Auch wenn bis dahin noch einige Zeit ist, sorgt er sich schon jetzt um seine Mutter, die Rentnerin ist und der kurze Wege wichtig sind. "Auch ich laufe immer fix hierher, und für die, die kein Fahrzeug haben, ist es richtig schlecht", meint der Draschwitzer.
Zufrieden ist Gabriele Backofen mit dem Angebot und der Größe des Diska. Mehrmals in der Woche erledigt sie ihre kleinen Einkäufe in Draschwitz. "Man hat sich dran gewöhnt", sagt die Frau aus Reuden. "Ich finde es Schwachsinn", nimmt Manfred Kirsch aus Reuden deutliche Worte in den Mund. "Was ist mit den Arbeitsplätzen?", fragt er und ergänzt, dass ihm das Angebot in Draschwitz vollkommen ausreicht. Das sieht auch Maria Henke aus Profen so. Sie fährt regelmäßig mit ihrer Tochter Helga Tost aus Zeitz in den Markt einkaufen und bedauert es sehr, wenn dieser wegkommt. Denn, so sagt die Frau aus Profen, sei der Markt sehr schön, nicht zu groß und mit einem sehr guten und vielfältigen Angebot.