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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Angepackt

Von UTA KUNICK 26.08.2011, 17:03

KRETZSCHAU/MZ. - Mira Schubert und Paulina Reinhardt buckeln einen schweren Holzbalken über die Wiese. Der Slowake Maros Demovic baut mit Studenten aus Murmansk und Moskau eine längst ausgediente Wippe ab. Die Jugendherberge "Am See" in Kretzschau atmet internationales Flair. Zum ersten Mal findet hier ein Workcamp statt. Organisiert vom Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst (ijgd).

Seit 1949 organisiert der gemeinnützige Verein, der parteipolitisch und kirchlich unabhängig ist, Freiwilligendienste im In- und Ausland. Gefördert mit öffentlichen Mitteln begleitete der Workcamp-Anbieter - eigenen Angaben zufolge - im vergangenen Jahr mehr als 5 600 Jugendliche in langfristigen und kurzfristigen Freiwilligendienst in Deutschland, Europa und weltweit.

Und wie der Name Workcamp schon verrät, bestimmt nicht nur das Zusammenleben den Alltag der Gruppe sondern auch die Arbeit. "Wir haben im August zwei Gruppen vor Ort gehabt. Eine mit 24 Teilnehmern, darunter Jugendliche aus Taiwan, Spanien, Rumänien und vom Baltikum, und das jetzige zweite Camp mit zehn Teilnehmern", erzählt der Leiter der Jugendherberge Ingo Binneweiß. Der zweite Durchgang reist am samstag ab.

Für den Herbergsvater war das eine willkommene Hilfe. Die Jugendlichen - Studenten verschiedener Nationen und im Alter zwischen 18 bis 25 Jahren - haben fleißig mit angepackt. Im Herbst steht die Sanierung der Außenfassade des Hauptgebäudes an. 2 000Quadratmeter Bretter, die dazu zur Verkleidung gebraucht werden, wurden von den Jugendlichen im vorab mit Lasur gestrichen.

Außerdem rissen die Workcamp-Teilnehmer im Außenbereich die alten Zäune ab, ersetzten sie durch sogenannte Westernzäune und versahen das Ganze mit einem Farbanstrich. Auch die Aufarbeitung der 30 Sitzbänke stand mit auf dem Programm. Schließlich trafen die jungen Leute in ihrem Freiwilligendienst die ersten Vorbereitungen für die fünf Baum- und Spielhäuser, die im nächsten Jahr endgültig Gestalt annehmen sollen. Dazu wurden Pfosten und Außenwände farbig gestrichen sowie die Fundamente vorbereitet.

"Selbstorganisation wird im Workcamp großgeschrieben", sagt Mira Schubert. Die 19-Jährige ist im zweiten Durchgang Camp-Leaderin. Neben Maros Demovic. Schubert macht im kommenden Schuljahr ihr Abitur und stammt aus der Nähe von Basel. Es ist ihr zweites Camp. 2010 weilte sie zwei Wochen in einem Kinderheim in Smolensk. "So ein Camp ist genau das Richtige, wenn man neue Menschen und neue Kulturen kennenlernen will", erzählt sie. Und es ist jedes Mal wie ein Abenteuer. Man weiß nicht, auf wen man trifft, wie es zusammen mit der Arbeit klappt und wie sich das alles vor Ort gestaltet. "Wenn man in einer internationalen Gruppe ist, wird das Ganze viel spannender", spricht sie über ihre Erfahrungen im vergangenen Jahr. Am Schönsten findet sie es, wenn die Gruppe selber kocht und so verschiedene nationale Gerichte auf den Tisch kommen. "Leider werden wir in Kretzschau verpflegt", bedauert sie. "Auch die Freizeiten zu organisieren, war für uns nicht so einfach: mitten in der Pampas", setzt sie hinzu. Die Jugendlichen sind nach Leipzig gefahren, manche waren in Dresden und im Freizeitbad Bulabana in Naumburg. In Zeitz haben sie sich das Unterirdische Gangsystem angesehen und schwärmen vom Besuch im Irish Pub.

Maros Demovic aus Bratislava betreut im zweiten Durchgang die Gruppe mit sechs russischen Studenten. "Für mich ist es schön mitzuerleben, wie deutsch-russische Freundschaft existiert. Trotz der traurigen Vergangenheit. Aber so muss es sein. Wir sind die neue Generation", meint der 22-Jährige, der in seiner Heimatstadt internationales Management studiert.