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Brand in Haardorf Brand in Haardorf: Angst in der Nacht

Von iris richter 02.10.2013, 20:22
Die Feuerwehr musste eine rund 300 Meter lange Schlauchverbindung zu einem Teich legen, um die Wasserversorgung zu verbessern, da der Druck des Hydrantennetzes nicht ausreichte.
Die Feuerwehr musste eine rund 300 Meter lange Schlauchverbindung zu einem Teich legen, um die Wasserversorgung zu verbessern, da der Druck des Hydrantennetzes nicht ausreichte. hartmut Krimmer Lizenz

haardorf/MZ - Der Brandgeruch schießt einem auch am Mittwochvormittag noch aufdringlich in die Nase. Es ist keine fünf Stunden her, dass die letzten Feuerwehrleute aus Haardorf abgerückt sind. Bis früh um sieben hielten sie an der Scheune des Dreiseithofes in der Hauptstraße des Osterfelder Ortsteils Brandwache, um zu verhindern, dass die Flammen auf dem Grundstück erneut auflodern.

Gegen 18 Uhr ging am Dienstagabend bei der Feuerwehr der Alarm ein, es hieß zunächst, in Haardorf stehe die alte Gaststätte in Flammen. Zwanzig Jahre lang stand das Gebäude leer. Seit Sommer wohnt eine Familie mit fünf Kindern im Alter von einem bis zehn Jahren in dem Gebäudekomplex. „Zum Glück waren die Personen nicht im Haus, so dass nichts schlimmeres passiert ist. Sie hatten schon mit dem Gartenschlauch versucht zu löschen und dabei auch Rauchgase eingeatmet“, erklärt Einsatzleiter Rene Hensel von der Freiwilligen Feuerwehr Wethautal. Nach der Untersuchung der 33-jährigen Mutter und ihrer Kinder wurden sie vorsorglich ins Krankenhaus eingeliefert.

Mit 104 Einsatzkräften verschiedener Ortsfeuerwehren aus dem Wethautal versuchte man, die Flammen in den Griff zu bekommen und ein Ausbreiten auf Nachbargrundstücke zu verhindern. Von der Zeitzer Wehr rückte zudem die Drehleiter an. „Am Anfang hab ich gedacht, wir schaffen es nicht, zumal der Wasserdruck des Hydrantennetzes sehr gering war“, sagt Rene Hensel. So mussten die Feuerwehrleute eine etwa dreihundert Meter lange Schlauchverbindung bis zum nahen Teich sowie aus einem Brunnen legen, um von dort ausreichend Wasser zu bekommen.

Am Morgen danach sind Erika Zippel und Irene Ködderitzsch immer noch ganz aufgeregt. Die Häuser der beiden Frauen grenzen unmittelbar an das Brandgrundstück. „Wir wohnen seit vierzig Jahren hier. Ich hatte wirklich Angst um mein Haus. Ich kam gerade mit meinem Enkel gefahren, sah die Flammen schon vom weitem“, sagt Irene Ködderitzsch immer noch geschockt und erzählt wie laut es knallte, als an dem Auto, das im Hof des Brandhauses parkte die Reifen zerplatzten. Ihr Haus hat nichts abbekommen. Im Gegensatz zu dem von Erika Zippel. Ihr Haus ist um Haaresbreite dem Flammemeer entgangen, wie eine angeschmorte Regenrinne zeigt. Aufgrund der großen Hitzeentwicklung sind die Fenster ihres Wohnhauses gesprungen. Auch das Dach eines angrenzenden Schuppens wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die 73-Jährige hat die Nacht bei ihrer Schwester und deren Mann in Roda verbracht. Rita und Herbert Ignor haben ihr auch gestern beim Aufräumen geholfen sowie bei den Formalitäten mit der Versicherung. „Geschlafen habe ich in der vergangenen Nacht nicht“, sagt Erika Zippel.

In der Nachbarschaft wunderte man sich längst, wie eine Familie so leben konnte. Denn am Haus lagen nach Wissen von Dorfbewohnern seit Jahren weder Strom noch Wasser oder Gas an. Ob dem wirklich so ist, ist unklar. Der MZ gelang es gestern nicht, mit der Familie selbst ins Gespräch zu kommen.

In der Verbandsgemeinde Wethautal will man erst durch den Brand von den Zuständen auf dem Hof der betroffenen Familie und den vermutlich schlechten Lebensbedingungen erfahren haben. „Die Zustände waren uns nicht bekannt. Wir haben sofort das Jugendamt eingebunden und eine neue Wohnung für die Familie gefunden“, erklärt Verbandsgemeindebürgermeisterin Kerstin Beckmann (FDP) Mittwochnachmittag. Im Jugendamt des Burgenlandkreises war die Familie, die aus Zeitz nach Haardorf zog, nicht unbekannt und wurde betreut, erklärte Ursula Weise, Pressesprecherin des Burgenlandkreises. Am Mittwoch schickte man sofort eine Sozialarbeiterin vor Ort, um die weiterführenden Maßnahmen zu besprechen.

Derweil nahmen Kriminaltechniker Mittwochvormittag Ermittlungen auf und suchten fieberhaft nach der Ursache des Brandes, der ersten Vermutungen nach vom Heuboden der Scheune ausging. „Bis wir genau wissen, wie der Brand entstanden ist, wird es Tage dauern“, so Polizei-Pressesprecher Jörg Bethmann gestern.