Bäckerei Bäckerei: Meister Werner mag es richtig deftig
Hohenmölsen/MZ. - Es ist 3 Uhr am Morgen und die Kleinstadt Hohenmölsen befindet sich im Tiefschlaf. Kein Mensch ist zu sehen. Nur eine Katze überquert die August-Bebel-Straße. Beim Eintreten in die Bäckerei von Hans-Dieter Werner schlägt dem Besucher wohlige Wärme und das monotone Hämmern der Knetmaschine entgegen. Im Bottich bekommt der Brötchenteig seine richtige Konsistenz. Die Glaskanne der Kaffeemaschine ist erstmals an diesem Tag gefüllt. Nach einer Stunde harter Arbeit haben sich der Meister und seine Frau Christine den ersten Muntermacher verdient.
Die beiden arbeiten wie ein seit vielen Jahren eingespieltes Team und haben seit 2 Uhr schon eine ganze Menge vollbracht. Im Regal ruhen die Teigstücke für die Brote, die gegen 6.30 Uhr in den Ofen kommen sollen. Christine Werner formt mit routinierten Handgriffen die Brötchen. Dabei erzählt sie, dass sie 1977 mit Hans-Dieter nicht nur ihren Traummann, sondern dessen Firma gleich mit geheiratet hat. Und dass der Sohn zwar auch Bäcker gelernt hat, jetzt aber in Erfurt Lebensmittelchemie und -technik studiert.
Hans-Dieter Werner stellt die erste Fuhre Brötchen in den Garschrank. Die Rohlinge bleiben in feuchtwarmer Luft, bis sie backfertig sind. Gegen 3.20 Uhr schiebt der Meister, der deftiges Essen süßen Speisen vorzieht, die ersten in den auf 260 Grad vorgeheizten, ölbetriebenen Ofen. Doppel-, Tafel-, Sesam- und Vollkornbrötchen gibt es bei Werners. Täglich backen sie so an die 500 Stück davon. Am Freitag mehr, weil dann viele von der Montage nach Hause zurückkehren. Bis Anfang der neunziger Jahre habe man doppelt so viele Brötchen gebacken, verrät der Meister und bedauert, dass es heute leider an jeder Tankstelle welche gebe, wenn auch nicht in richtiger Bäckerqualität. "Die hellen Doppelbrötchen sind nach wie vor am beliebtesten", erzählt der eher ruhige 48-Jährige, der den Betrieb in der fünften Generation führt. Die Brötchen und die 80 Brote, die Werners täglich backen, liefern der Meister selbst und ein stundenweise beschäftigter Rentner zum Hohenmölsener NP-Markt, zur eigenen Filiale am Penny-Markt Teuchern und zum Geschäft von Birgit Marx nach Granschütz aus.
Es ist 3.30 Uhr. Christine Werner holt alle Zutaten für die Tortencreme, ihr Mann salzt die vorbereiteten Laugen-Brezeln, bereitet dann die Friteuse für die Pfannkuchen vor. Und während sich die Bäckersfrau als nächstes um die Buttercreme für die Hasenpfötchen kümmert, genießt der Meister eine Zigarette. "Das muss jetzt einfach sein", meint er schmunzelnd und verrät, dass er sich aufs Wochenende freut. Am Sonnabend könne er wenigstens mal das Fernsehprogramm länger als bis nach den Nachrichten genießen und dann richtig ausschlafen - bis fünf Uhr, länger gehe einfach nicht.
Um 3.40 Uhr sind die ersten Spritzkuchen fertig. Der Bäcker schiebt vorgegarte Brötchen in den Ofen. Anschließend stapelt er die ersten Kisten, die zur Auslieferung gebraucht werden. "Die blaue Tonne muss ja auch noch raus", erinnert sich Hans-Dieter Werner und erledigt das auch gleich. Ehefrau Christine legt ebenfalls eine kurze Arbeitspause ein, erzählt von ihrer Lehre als technische Zeichnerin im Zeitzer Hydrierwerk. Dann begrüßt sie Elsbeth Fischer, die in der Bäckerei hilft und als erstes die Windbeutel mit Sahne füllt. Es ist fünf vor Vier, Hans-Dieter Werner holt mehrere, knapp sechs Kilo schwere Alu-Bleche mit 84 Weizen-Doppel-Brötchen aus dem Ofen und ein herrlicher Duft strömt durch die Backstube. Zeit zum Verschnaufen bleibt dem Meister nicht, denn schon muss der Ofen neu bestückt werden.