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Ausgrabungen Ausgrabungen: Burgberg birgt viele historische Schätze

Von Bärbel Schmuck 09.01.2002, 15:05

Weißenfels/MZ. - Sie waren in diesen Tagen ihr eigener Winterdienst. Die 15 Männer und Frauen um den Archäologen Peter Hiptmair mussten auf dem Weißenfelser Schlossvorplatz erst einmal klar Schiff machen, bevor sie nach umfangreichen Aufräumungsarbeiten die Ausgrabungen auf dem ehemaligen Burgberg fortsetzen konnten. Sämtliche Ausgrabungsflächen waren abgedeckt und mit Schneemassen zugeschüttet, berichtet Gerhard Deibicht. Er ist ebenso wie Heinz Kulla und Karin Haushälter über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) bei der KöSa GmbH beschäftigt.

Inzwischen sind alle Zelte wieder aufgerichtet und neu gespannt worden, meint Peter Hiptmair. "Nur der Bodenfrost macht uns momentan noch arg zu schaffen", gibt der Salzburger Experte zu. Doch das kann die Freude bei dem 38-jährigen über die jüngste Entdeckung nicht trüben. Kurz vor den Betriebsferien im Dezember vergangenen Jahres erlebte das Grabungsteam eine besondere Bescherung. Denn ein Reihengräberfeld wurde freigelegt. Dabei handelt es sich um einen Fund aus der Slawenzeit um 800 bis 1000 nach Christus. Das Feld birgt fünf Skelette, die in einer einfachen Grabgrube eng nebeneinander liegen. "Sie sind alle gleich orientiert, die Köpfe zeigen in den Westen mit Blick in Richtung Osten zur aufgehenden Sonne. Das hat mit dem Glauben der Verstorbenen zu tun", erklärt Hiptmair. Auf dem Finger eines Skelettes befand sich ein Bronzering. Ansonsten seien keinerlei Grabbeigaben vorgefunden worden. Die Toten waren, in ein Tuch gehüllt, auf ein Holzbrett gebettet, mtmaßt der Archäologe.

Um welche Geschlechter es sich bei den Skeletten handelt, dies werde demnächst im Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt an- thropologisch untersucht. Während dieser Fund die Fahrt nach Halle antreten wird, verbleiben andere in Weißenfels. So sind zum Beispiel zwei der vier in einer Schießscharte geborgenen Putten aus der Barockzeit um 1710 (die MZ berichtete) im Stadtmuseum im Schloss Neu-Augustusburg ausgestellt. Die vermutlichen Sandsteinfiguren eines Brunnens sind aufgrund ihrer Attribute mit Fisch, Muschel, Aal und Stichpaddel Neptuns Welt zuzuordnen.

Außerdem wird regelmäßig der so genannte Fund des Monats in einer Vitrine gezeigt. Momentan können Spinnwirtel aus Ton aus der slawischen Zeit (9. bis 11. Jahrhundert) besichtigt werden. Ein Faltblatt gibt Auskunft über besagte Funde des Monats, informiert Peter Hiptmair weiter. Der Österreicher würdigt an dieser Stelle die gute Zusammenarbeit mit den Museumsmitarbeitern und dem Landesamt für Archäologie Halle. So konnte diese Schriftenreihe beginnen.

Neu ist weiterhin eine Broschüre, die unter dem Titel "Der Burgberg in Weißenfels" erste archäologische Ergebnisse in Wort und Bild dokumentiert. Das Heft im A 4-Format ist ab kommender Woche im Museum erhältlich. Es gibt Auskunft über das Aussehen der mittelalterlichen Burg vom 10. bis zum 17. Jahrhundert. Die vorliegende Broschüre informiert darüber hinaus über den Umbau zum Barockschloss sowie zur preußischen Kaserne (17. bis 19. Jahrhundert).