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Ausbildung Ausbildung: Sylvia liebt es dunkel

Von Sylvia Ehrenberg 17.04.2002, 18:20

Zeitz/MZ. - "Schule, früher war das nicht so meine Welt", verrät Sylvia Storbeck. Dass gute Zensuren irgendwie wichtig sein könnten, wenn man beruflich vorwärts kommen will, hätte sie erst später erkannt.

Doch jetzt, da sie an der Zeitzer Berufsschule eine Ausbildung zur Sozialassistentin absolviert, jetzt, wo die Note zwei für sie erstaunlicher Weise keine Eintagsfliege mehr ist, jetzt, wo Sylvia sogar mit ihrem Ausbildungszeugnis den erweiterten Realschulabschluss schaffen könnte, da weiß sie: "Zensuren sind schon wichtig." In diesem Jahr wird die 18-Jährige ihre Ausbildung beenden. "Theoretisch könnte ich dann in allen sozialen Bereichen arbeiten."

Theoretisch, wie gesagt. Denn praktisch träumt sie seit langer Zeit einem ganz anderen Ziel entgegen. "Ich möchte gern eine Fotografenlehre machen. Nur hat das eben damals nicht geklappt. Meine Noten waren einfach zu mies", erzählt sie. Tatsächlich interessiert sich Sylvia schon sehr lange die Fotografie. Kennen gelernt haben wir sie vor drei Jahren im Kinder- und Jugendtreff "Kiko". Hier gehört sie zum festen Besucherstamm. Hier fotografierte sie mit einem "einfachen" Fotoapparat ihre Freunde bei allen Gelegenheiten. Ihr größter Wunsch damals: "Endlich eine richtige Kamera haben!" Dafür hat sie lange und eisern gespart. "Ich habe mir damals lieber im Second-Hand-Laden eine Hose gekauft, anstatt auf Marken zu schielen." Das Restgeld steckte sie lieber für die Kamera ins Sparschwein. Sylvias Durchhalten hat sich ausgezahlt. Nach fast zwei Jahren hatte sie das Geld für ihre Wunschkamera zusammen. "Ich war so glücklich. Ein tolles Gefühl! "

Ein tolles Gefühl muss es für Sylvia auch gewesen sein, als im Januar in der "Kiko" erstmalig ihre Bilder ausgestellt wurden. Als Mitglied der Foto-Arbeitsgemeinschaft der Einrichtung hatte sie damals den Umbau des alten Zeitzer Krankenhauses dokumentiert (die MZ berichtete). "Ich war so aufgeregt. Dass so viele Leute unsere Bilder sehen wollten, damit hatte keiner aus der AG gerechnet", erzählt sie. Gerechnet hat Sylvia vor knapp drei Wochen wohl auch nicht damit, dass ihre Anfrage nach einem Foto-Praktikum bei der MZ prompt mit einem Ja beantwortet wird. "Ich habe mich sofort an die Ausstellung und an Sylvias Bilder erinnert", meint unser MZ-Fotograf Hartmut Krimmer. Als "aufgeschlossen und zuverlässig" beschreibt er sie als Praktikantin.

"Dass ich meinen Urlaub für dieses Praktikum geopfert habe, bereue ich nicht. Die Arbeit in der Redaktion hat mir so viel Spaß gemacht. Ob in der Dunkelkammer oder beim Bearbeiten digitaler Bilder. Ich habe so viel Neues lernen können. Ein Bild von mir wurde sogar auf der Jugendseite veröffentlicht", freut sie sich. Für Sylvia steht fest: Um jeden Preis wird sie versuchen, nach ihrem Abschluss an der Berufsschule eine Fotografenlehre zu beginnen. Dafür drückt unsere MZ-Redaktion ihr natürlich kräftig die Daumen.