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Artenreichtum im Tagebau Profen Artenreichtum im Tagebau Profen: Von Bienenfressern und Zauneidechsen

Von Susanne Hiegemann 28.06.2015, 06:29
Der Bienenfresser liebt das Leben im Tagebau.
Der Bienenfresser liebt das Leben im Tagebau. Susanne Hiegemann Lizenz

Profen - Der Abbau von Braunkohle steht derzeit häufig in der Kritik, weil Dörfer und Landschaft weggebaggert werden. Doch es gibt durchaus Profiteure des Tagebaus: Pflanzen und Tiere, die sich genau hier neu ansiedeln, weil eine Landschaft entsteht, in der sie sich nahezu ungestört ausbreiten und vermehren können.

„Die im Vergleich zur Kulturlandschaft wenig von Menschen frequentierten Tagebauflächen bieten Rückzugsräume insbesondere für nährstoffüberschuss- oder störempfindliche und dadurch seltene und geschützte Arten“, erklärt Ines Schliebe, Beauftragte für Natur- und Artenschutz bei der Mibrag. Bevor solche Bereiche für den Bergbau in Anspruch genommen werden, sucht das Unternehmen gemeinsam mit Naturschutzexperten nach neuen geeigneten Standorten für geschützte Arten und realisiert deren Umzug.

Für Ökostation tätig

Einer, der sich dafür einsetzt, dass vor allem seltene Tierarten in den Abbaufeldern geschützt werden, ist der Groitzscher Harald Krug. Der 61-Jährige war lange Jahre Geschäftsführer der Ökostation Borna-Birkenhain, für die er heute noch tätig ist. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem das Erstellen von naturschutzfachlichen Gutachten. Hier arbeitet er auch für die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft mbH (Mibrag). Er weiß seit langem, welche Schätze sich im Tagebau Profen finden lassen. „Als junger Mann bin ich in den 70er Jahren schon mit dem Fahrrad hier gewesen - damals gab es noch keine lückenlose Einzäunung. Ein älterer Naturschützer nahm mich mit und zeigte mir die Bienenfresser.“

Die schönen bunten Vögel, die es warm lieben und ihre Winter in Afrika verbringen, zieht es immer noch jedes Jahr nach Profen. Im Abbaufeld Schwerzau des Tagebaus Profen kamen die Bagger inzwischen gefährlich nah an die Brutröhren der Bienenfresser heran, weshalb der Naturschützer gemeinsam mit der Mibrag plante, die Tiere innerhalb des Abbaufeldes umzusiedeln an Stellen, die bereits ausgekohlt sind.

60 Mitglieder, zwölf Mitglieder und viele Freiwillige engagieren sich erfolgreich im Natur- und Artenschutz, in der Biotop- und Landschaftspflege sowie für Umweltbildung und -erziehung in der Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Borna-Birkenhain. Seit 2003 ist die Einrichtung Träger des Freiwilligen Ökologischen Jahres. Im Jahr 2013 wurde das 20-jährige Bestehen gefeiert.

Einer, der sich dafür einsetzt, dass vor allem seltene Tierarten in den Abbaufeldern geschützt werden, ist der Groitzscher Harald Krug. Der 61-Jährige war lange Jahre Geschäftsführer der Ökostation Borna-Birkenhain, für die er heute noch tätig ist. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem das Erstellen von naturschutzfachlichen Gutachten.

Hier arbeitet er auch für die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft mbH (Mibrag). Er weiß seit langem, welche Schätze sich im Tagebau Profen finden lassen. Mehr Informationen finden Interessierte im Internet: www.oekostation-borna-birkenhain.de.

Hierzu wurde eine Blütenwiese angesät und drei Bienenvölker in der Nähe einer steilen Böschung aufgestellt, um die Tiere bei ihrer Heimkehr aus Afrika willkommen zu heißen: Mit Erfolg! Acht Brutpaare haben die Herausforderung angenommen und neue Bruthöhlen errichtet.

Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über die geschützten Tierarten, die es sich im Bergbau Profen gemütlich machen.

Drei weitere bevorzugen die alte Heimat in Nähe des Aussichtspunktes, aber im nächsten Jahr werden auch sie umziehen. Wer Glück hat, kann die hübschen Gesellen vor allem während der Zugzeit beim Beuteflug außerhalb des Tagebaus beobachten. An ihrem melodischen Flöten hört man gleich, dass etwas Besonderes im Anflug ist. „Der Umzug der Bienenfresser ist uns geglückt“, freut sich Ines Schliebe und ergänzt, „das haben wir gemeinsam mit der Ökostation und unserer Tochtergesellschaft Gala-Mibrag Service GmbH geschafft.“

Aber Bienenfresser sind längst nicht die Einzigen, die es sich in Schwerzau gemütlich gemacht haben. Hier kann man auch den gefährdeten Neuntöter beobachten, der Weißdorn oder Brombeerhecken benutzt, um seine Beutetiere zum Vorrat aufzuspießen. Die seltenen Schwarz- und Braunkehlchen brüten hier und auch Steinschmätzer und Brachpieper sind zu finden. Wenn sich in Senken das Wasser sammelt, hört man Kreuz- und Wechselkröten und alles in allem herrscht im aktiven Tagebau eine erstaunlich friedliche Ruhe. Die von weitem dröhnenden Maschinen interessieren die Tiere nicht. Sie scheinen zu wissen, dass ihnen hier keine Gefahr droht.

Und so kann man sie beobachten: Der Turmfalke zieht seine Bahnen am Himmel auf der Jagd nach Mäusen, der Stieglitz hüpft umher und sucht nach Sämereien.

Ausweichquartier in Pirkau

Für Tiere, die dem Tagebau weichen mussten, wurde im renaturierten ehemaligen Tagebau Pirkau ein Ausweichquartier geschaffen. Hier gibt es zum Beispiel Ersatzgewässer für Amphibien und extra Stein-Wurzel-Sand-Haufen für Zauneidechsen, die auch den Amphibien als Lebensraum dienen. Wer also am Mondsee radelt oder spaziert, sollte die Augen aufhalten. Vielleicht entdeckt er eine der hübschen Eidechsen, deren Männchen zur Paarungszeit grün schillern, oder eine Wechselkröte, deren Färbung als Vorbild für die Bundeswehrtarnkleidung diente. (mz)

Hier im Steilhang befinden sich die Bruthöhlen.
Hier im Steilhang befinden sich die Bruthöhlen.
Susanne Hiegemann Lizenz
Harald Krug
Harald Krug
S. Hiegemann Lizenz
Auch dieses Zauneidechsenmännchen lebt im Tagebau.
Auch dieses Zauneidechsenmännchen lebt im Tagebau.
Susanne Hiegemann Lizenz