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Abenteuer mit dem Trabi Abenteuer mit dem Trabi: Von der Route 66 ins Museum nach Leipzig

Von iris richter 13.05.2017, 14:00
In diesem Jahr will der Tröglitzer mit der Familie und dem Trabi nach Paris, wie er es schon einmal in den 90ern gemacht hat.
In diesem Jahr will der Tröglitzer mit der Familie und dem Trabi nach Paris, wie er es schon einmal in den 90ern gemacht hat. Hartmut Krimmer

Tröglitz - „Ein himmelblauer Trabant rollte durchs Land...“, hieß es 1971 in einem ostdeutschen Schlager. Damals war Steffen Schauerhammer-Bürger gerade einmal vier Jahre alt und lebte mit seinen Eltern seit einem Jahr in Tröglitz. Und natürlich waren die stolze Besitzer eines Zweitakters, fuhren ein und dasselbe Fahrzeug zwanzig Jahre lang bis zur Wende. „Möglich, dass daher meine Liebe zum Trabi stammt“, sagt der Tröglitzer.

Denn Steffen Schauerhammer-Bürger ist bekennender Trabant-Fan, fährt die Pappe, wie das Fahrzeug von vielen genannt wird, auch heute noch im Alltag. Dabei ist das Gefährt, mit dem er heute über die Straßen rollt, längst nicht der erste Trabant, den der Tröglitzer besitzt. „Ich habe eigentlich immer von einem Cabrio geträumt“, berichtet der Vater von drei Kindern. Und diesen Traum erfüllte sich der gelernte Metallbauer auch 1991.

Dachlosen Trabi 1991 ersteigert

Damals ersteigerte er einen dachlosen Pappflitzer, der jahrelang an der innerdeutschen Grenze bei den Grenztruppen im thüringischen Sonneberg seinen Dienst tat. Doch sofort losfahren war nicht, dazu war der Zustand des in schmucklosem armeegrün getönten Fahrzeugs zu schlecht. Und so investierte Schauerhammer noch etliche Stunden Freizeit in das Fahrzeug und verwandelte dieses in ein kleines Schmuckstück, das letztlich zwar nicht in himmelblau wie im Schlager sondern in sattem Rot daherkam.

Selbst eine Musikanlage mit großen Lautsprecherboxen baute der Tröglitzer damals in sein Lieblingsstück ein. Und als er das rollende Kleinod durch die Straßen Leipzigs steuerte, fiel er damit nicht nur auf, sondern wurde prompt angesprochen. „So entstand der Kontakt zum Trabant-Kübel-Klub Leipzig. Noch heute machen wir regelmäßig gemeinsam Ausfahrten“, sagt der Tröglitzer.

Trabi aus seiner Garage in Tröglitz gestohlen

Mecklenburg, Dänemark, Paris hießen die Ziele, die er anfangs mit seinem roten Pappcabrio gemeinsam mit den sächsischen Trabi-Freunden ansteuerte. Auch nach Monaco an die Formel-1-Rennstrecke wollte man die Kultautos steuern, doch Schauerhammers Cabrio kam in dem Fürstentum am Mittelmeer nie an. Dreiste Diebe machten ihm einen Strich durch die Rechnung und stahlen das Schmückstück aus seiner Garage in Tröglitz.

Fast auf den Tag genau vor 23 Jahren, nämlich am 10. Mai 1994, wurde die Suche nach den Langfingern eingestellt. Das offizielle behördliche Schreiben hat er aufbewahrt. „Zum Glück wurde aber bei einer Herrentagstour zwischen Gleina und Zeitz das Fahrzeug entdeckt“, berichtet Steffen Schauerhammer. Allerdings ohne Räder und mit zahlreichen Zerstörungen. Also legte der Tröglitzer noch einmal Hand an und brauchte ein gutes Vierteljahr, um das Fahrzeug an den Feierabenden wieder flott zu bekommen.

Historische Route 66 von Chicago bis Santa Monica in Kalifornien mit dem Trabi

Und das war auch nötig, denn er und seine Trabi-Freunde aus Sachsen wollten sich einen großen Traum erfüllen und die historische Route 66 von Chicago bis Santa Monica in Kalifornien abfahren. Doch bevor der Trabi-Tross 1996 mit insgesamt 14 Fahrzeugen starten konnte, musste jede Menge organisiert werden. Etwa der Transport der Fahrzeuge, die hinzu auf dem Luft- und rück zu auf dem Seeweg unterwegs waren.

„Es war eine tolle Reise, auf der wir viel gesehen haben, aber auch von den Amerikanern immer wieder bestaunt wurden“, erinnert sich der Tröglitzer. Und Probleme habe es mit den Fahrzeugen kaum gegeben, zumal man vorbereitet war und nicht nur einige Ersatzteile, sondern auch Zweitakt-Öl im Gepäck hatte. Lediglich die Zündkerzen mussten die Fahrer regelmäßig reinigen, weil der amerikanische Kraftstoff einfach zu schmutzig war.

Den roten Cabrio-Trabi von Steffen Schauerhammer gibt es übrigens immer noch. Seit zehn Jahren kann er im Zeitgeschichtlichen Forum in der Leipziger Innenstadt bestaunt werden. (mz)