1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. 850 Jahre Predel: 850 Jahre Predel: Kanonenschlag startet bunten Tross

850 Jahre Predel 850 Jahre Predel: Kanonenschlag startet bunten Tross

Von Torsten Gerbank 15.08.2004, 17:22

Predel/MZ. - Wie viele Mitwirkende der bunte Tross hatte, das konnte nicht einmal Roswitha Thuleweit beziffern. Doch die Zahl war nicht nur ihr, sondern auch den anderen fleißigen Frauen und Männern, die Umzug und Fest vorbereitet hatten, eigentlich schnuppe. Wichtiger war, dass es keinen Haushalt in Predel gab, der nicht auf irgendeine Weise Anteil am Gelingen von Umzug und Fest hatte.

Diejenigen, die sich in phantasievolle Kostüme hüllten, um die Historie des Ortes von der slawischen Besiedelung, über erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1154, Kriegswirren, DDR-Zeit bis zur Gegenwart darzustellen, kamen nicht nur aus Predel, sondern aus der gesamten Region. Denn Freunde und Familienangehörige von Predelern, die den Ort inzwischen verlassen haben, kamen wegen den Feierlichkeiten ins Dorf.

Beim Umzug wurde Wert aufs Detail gelegt. Erika Karl musste eben eine echte DDR-Polizeimütze auf dem Kopf tragen, um, im Polizei-Wartburg fahrend, daran zu erinnern, dass 1977 auf dem Hof von Horst Scholle ein Film aus der Reihe Polizeiruf 110 gedreht wurde. In einer russischen Offiziersuniform schritt Jürgen Kämpfe durchs Dorf. Natürlich hatte er einen Benzinkanister dabei und wies zurück auf die Zeit, in der die "Russen" 20 Liter Benzin für zehn Mark verhökerten. Veronika Nowak gehörte zu denen, die das mittelalterliche Dorfleben darstellten. Eigens für den Umzug hatte sie sich "Schnuckel" angeschafft. "Schnuckel" ist ein etwa neun Monate altes Zicklein. "Ziegenhirten gehörten einst zu den ärmsten auf dem Dorf", sagte Frau Nowak. Vom Trubel war sie begeistert. "Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn so viele mitmachen", sagte sie und blickte schmunzelnd auf Michelle Röhr. Die neunjährige Draschwitzerin, deren Großmutter in Predel wohnt, hatte sich in eine Bettlerin verwandelt und einen Sammelhut dabei, in den so manche Münze wanderte.

Nicht nur die Predeler waren begeistert. Auch ihre Gäste, wie zum Beispiel Margot und Arndt sowie Käte und Erich Fischer. Die Fischer-Herren zogen vor 40 beziehungsweise 54 Jahren aus dem Ort und besuchten mit ihren Frauen wegen des Jubiläums das Heimatdorf. Das Quartett war begeistert. Sie seien überrascht, was das kleine Dorf auf die Beine gestellt hat, sagten die Fischers, die aus Bad Düben und Bad Kösen anreisten.