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Zum Ball der Platzmeister fliegen die Haudegen ein

Von DIRK SKRZYPCZAK 05.11.2009, 18:48

COBBELSDORF/MZ. - Samstag rauschen sie aus allen Himmelsrichtungen herbei. Ehemalige Cobbelsdorfer, die es bis nach München, Stuttgart oder in den Ruhrpott verschlagen hat und die ihre Vergangenheit eint: Alle sind Platzmeister zur Fastnachtszeit in der Gemeinde gewesen. Gut 40 Mann dürften es wohl werden. Vor fünf Jahren war die lustige Truppe zum ersten Mal zusammengekommen, um gemeinsam mit den Cobbelsdorfern und ihren Gästen den "Ball der Platzmeister" zu feiern. "Mit der Heimkehr ist es wie bei der Storchenwanderung", sagt Steffen Ceglarek, der sich 1989 zum ersten Mal mit zwei Mitstreitern um die Geschicke der Fastnacht zu kümmern hatte. Die Tradition der Platzmeister haben die Cobbelsdorfer in ihrem Ort bis 1927 zurückverfolgt, seit 1952 liegen auch detaillierte Schilderungen über die Feste vor.

Hans Jänicke ist einer der verdienten Haudegen und nach wie vor Feuer und Flamme für die Cobbelsdorfer Fastnacht. "Damals hatten wir nur zwei Platzmeister, weil der Saal in der Gaststätte Haberland klein war", erzählt der 75-Jährige, der 1953 den Hut auf hatte und mit Helmut Wilke (1952) zu den dienstältesten Platzmeistern im Dorf gehört. Zwölf Tanzveranstaltungen wurden damals auf die Beine gestellt - davon können die Fastnachtserben heute nur träumen, gleichwohl sie sich nicht weniger engagiert ins Zeug legen. Die Platzmeister (immer männlich und mindestens 18 Jahre alt) - mit dem Umzug in das Kulturhaus Anfang der 1970er Jahre wurden es drei - tragen eine schwere Bürde.

Sie müssen die Tanzabende und das Zempern organisieren, sich um Bands und Kapellen kümmern und Sponsoren abklappern. Sie schließen Verträge und stehen für die Finanzierung gerade. "Deshalb kam uns ja auch die Idee zum Ball der Platzmeister. Einerseits ist es ein Dank, andererseits eine gute Gelegenheit, sich einmal wiederzutreffen", sagt Alexander Herrmann, der mit Martin Hoffmann, Ben Juling und Stefan Haberland die Premiere 2004 aus der Taufe hob und nach wie vor kräftig mitmischt. Der Ball der Platzmeister nimmt einen langen Anlauf. Vor einer Woche ist ein Teil der einstigen Kempen durch die Straßen gezogen und hat die Einwohner zu dem Spektakel eingeladen. Morgen früh startet 8 Uhr die bunte wie vergnügliche Zemperei im Herzen des Dorfes mit der musikalischen Unterstützung durch eine Kapelle. Start und Ziel ist das Kartoffelgasthaus. 20 Uhr steigt hier der Ball auf dem Saal mit der Gruppe "Mix-Tour" aus Sangerhausen. Als Showeinlagen verspricht Michael Herrmann ein Best of der Gags aus den vergangenen Jahren. "Wir haben das Programm an vier Sonntagen geprobt. Die Leute kommen auf ihre Kosten", verspricht er.

Wie es der Brauch vorsieht, werden die beim Zempern gestifteten Naturalien und Euros zum großen Teil dem Wohl der Allgemeinheit zugeführt. So stehen zum Ball Teller mit geschmierten Schnitten auf den Tischen, werden Geldspenden unter anderem zum Bezahlen der Rechnungen verwendet. Mit dem, was übrig bleibt, wird im Mai 2010 ein Schlappenball organisiert.

Wer für die Ende Januar traditionell angesetzte Jugendfastnacht die Strippen der Organisation zieht, ist indes noch nicht ganz klar. Eigentlich werden die drei Hüte beim Abtanzen zum Jugendfastnachtsball neu vergeben. "Allerdings ist es durch ferne Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen immer schwerer, die Zusage auch einzuhalten", weiß André Pauli. Doch davon lassen sich die Cobbelsdorfer nicht aus der Ruhe bringen.