Gastronomie Wörlitzer Jungköchin mit Wurzeln in Zahna bei Europameisterschaft
Jungköchin Sophie Knull nimmt an der Europameisterschaft der Berufe teil. Warum die Zahnaerin vor Graz in Oldenburg ist.

Wörlitz - „Auch bei hohen Ambitionen, die vermutlich alle haben werden, können Malheure passieren“, sagt Thomas Wolffgang. „Da kommt es darauf an, lieber sparsamer zu agieren, dafür aber durchzukochen.“ Den guten Ratschlag des Berufsschullehrers und Vorsitzenden des Landesverbandes Mitteldeutschland im Verband der Köche wird Sophie Knull mit im Gepäck haben, wenn sie in wenigen Tagen nach Österreich reist.
Die junge Frau aus Zahna nimmt in Graz, der Hauptstadt der Steiermark, vom 22. bis 26. September an den „EuroSkills“ teil. Die Veranstalter bewerben die Europameisterschaft der Berufe auf dem Areal des Schwarzl-Freizeitzentrums als „eines der einzigartigsten Events in ganz Österreich in diesem Jahr“. Im Rahmen der EuroSkills kommen knapp 400 junge, fertig ausgebildete Fachkräfte für den Wettstreit um eine der heiß begehrten Medaillen in rund 45 unterschiedlichen Berufen zusammen.
Sophie Knull hat ihre Ausbildung im Juli vorigen Jahres abgeschlossen. Ihr Rüstzeug erhielt die 22-Jährige im Landhaus „Wörlitzer Hof“ und im „Zieglers“, wo sie mittlerweile zum Team um Küchenchef Maik Meißner gehört. „Es ist wichtig, solche Wettbewerbe mitzunehmen“, findet der Oranienbaumer Stephan Ziegler, der im 1999 gegründeten Kochverein Anhalt als Jugendwart fungiert. Für ihn als Inhaber des „Zieglers“ bedeutete das freilich, die Betriebsabläufe im Wörlitzer Restaurant zeitweilig umzustellen.
Komprimiertes Training
Denn damit seine Kollegin in Graz überzeugen kann, trainiert sie mehrere Tage in der Woche bei Thorben Grübnau im niedersächsischen Oldenburg. In der dortigen Volkshochschule hatte sich Sophie Knull Anfang Oktober 2020 im Zuge der vierten und letzten Runde des ersten hybriden Wettbewerbs für Köchinnen und Köche als Zweitplatzierte für die EuroSkills qualifiziert. Sie rückte für die Gewinnerin Veronika Wiesmeier nach, die auf einen Start verzichtete.
„Ich weiß, was es für Stephan bedeutet, dass Sophie bei ihm nicht in der Küche steht“, bekennt Thomas Wolffgang. „Aber wir beide wissen, wie wichtig ein komprimiertes Training ist. Und als Ausbilder bin ich sehr froh, dass da eine ist, die viel Zeit opfert, Ehrgeiz aufbringt und auch mal den inneren Schweinehund bekämpft.“ Jeder Wettbewerb sei einfach gut geeignet, andere Küchenstile, einen anderen Umgang mit Lebensmitteln und andere Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. „Wir wissen, was Sophie kann. Und das soll sie einfach auf den Teller bringen.“
Ging es für die Jungköchin aus dem „Zieglers“ in Oldenburg zum Beispiel darum, für einen Hauptgang die Komponenten Lachsforelle, Gelbe Beete und Gurke zu verarbeiten, hantiert sie jetzt für eine warme Vorspeise mit Entenfleisch und Selleriepüree. Zu dem gebratenen Bruststück gesellen sich eine Korallenhippe aus dem Fett des Vogels und ein frittiertes, von Panko-Splittern umhülltes Bällchen aus Enten-Farce.
Mit Salzstangen zum Käsekuchen
„Immer für jede Komponente einen extra Löffel verwenden“, empfiehlt ihr Thomas Wolffgang beim Anrichten, während Stephan Ziegler mit ein paar scharfen Messerschnitten das Fleisch aus einer natürlichen in eine eher geometrische Form bringt. Dass sie selbst sogar mit Salzstangen auf einer Zutatenliste etwas anzufangen wüsste, hat Sophie Knull kürzlich in einem Podcast verraten. Die Knabberei würde sie als Bröselboden für einen Käsekuchen verwenden. Ein Wunder ist das nicht, denn der allererste Berufswunsch der kreativen Köchin aus Zahna war Konditorin gewesen. (mz)
