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Wittenberg Wittenberg: Schätze auf vier Rädern

05.09.2010, 14:41
Am Start eine Rarität aus Eisenach, der Wartburg 312 HT.
Am Start eine Rarität aus Eisenach, der Wartburg 312 HT. MZ Lizenz

WITTENBERG/MZ/SHO. - Etwa 50 Fahrzeuge gibt es zu bestaunen, ebenso viele Fahrer stehen anschließend zum Fachsimpeln bereit.

Die Möglichkeit zum Gespräch wird weidlich genutzt, die Chance, einen Blick ins Innenleben der Oldtimer zu werfen, auch. Denn Motorhauben und Kofferräume öffnen sich bereitwillig, und sie lüften nicht allein die Geheimnisse und Finessen automobiler Technik. Im Mercedes von Peter Hensel befindet sich ein Proviantkorb, der erst nach der Ausfahrt zum Einsatz kommt, ist die Nahrungsauswahl doch eher flüssig und der Konzentration des Lenkers nicht unbedingt zugetan. "Das ist unser Marketenderfahrzeug", erzählen die Mitfahrer, während der Eigentümer aus Linthe seinen vierrädrigen Schatz präsentiert. Seinen einzigen, wie er betont, "sonst habe ich nur noch einen zweibeinigen Schatz". Kostspielig seien sie übrigens beide, ergänzt Hensel noch.

Geld, vor allem aber Zeit investieren die Oldtimerfreunde alle, um ihre Gefährte auf Vordermann zu bringen. Drei Jahre habe er an seinem Jaguar gebastelt, Ersatzteile gesammelt und alles restauriert, erzählt Gunnar Gutjahr. Als die silbergraue Schönheit mit den roten Ledersitzen aus dem Jahr 1961 schließlich wieder in alter, originalgetreuer Schönheit erstrahlte, wurde sie von einem heranrauschenden Motorrad demoliert. Totalschaden. Bis der Streit mit der Versicherung geklärt und der Wagen wieder hergerichtet werden konnte, vergingen abermals vier Jahre. "Aber jetzt fahre ich ihn wieder", sagt der Kfz-Meister aus dem Brandenburgischen und strahlt.

Gutjahr, der zufällig durch Freunde von dem Treffen erfahren und sich spontan auf den Weg gemacht hatte, war zum ersten Mal mit von der Partie. Theresia und Werner Hempe hingegen zieht es bereits seit zehn Jahren jeden Herbst nach Wittenberg. "Der netten Leute wegen und weil die Stadt an sich immer wieder eine Reise wert ist", findet das Paar aus Taucha, das sich diesmal die Lutherbotschafter auf dem Markt anschauen will.

Angereist sind Hempes mit einem Skoda Oktavia aus dem Jahr 1964. "100 Prozent Originalzustand", darauf legen die beiden großen Wert. "Sogar der erste Lack ist noch drauf." Das sei freilich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der Wagen lange Zeit nicht angemeldet war und auch nicht gefahren, sondern lediglich in einem Autohaus zur Schau gestellt wurde. Seit die Hempes ihren Skoda vor elf Jahren erworben haben, ist das aber vorbei. "Klar ist der zum Fahren da", sagt Theresa Hempe, "und Sie sitzen darin wie auf einer Chaiselonge - herrlich bequem", fügt sie hinzu.