Aktion Wittenberg: Initiative für Abnahme der "Judensau" macht Sommerpause

Wittenberg - Zur letzten Mahnwache vor der Sommerpause traf sich am Mittwoch das Bündnis von Thomas Piehler und Joela Krüger auf dem Wittenberger Markt. Die von dem Leipziger Pfarrer und der Darmstädter Marienschwester auf den Weg gebrachte Initiative setzt sich wie berichtet für eine Abnahme des Schandmals „Judensau“ von der Stadtkirche ein.
Zwar hat sich am Status quo nichts geändert, dennoch sagte Piehler zur MZ, das Ziel sei schon erreicht, „weil eine neue Diskussion aufgebrochen ist“. Geführt wird diese Debatte primär in den Medien. Gerade hat der bekannte Journalist Christoph Dieckmann unter dem Titel „Die Luthersau“ einen Artikel in der „Zeit“ veröffentlicht. Demnächst werde das ZDF berichten.
Piehler wiederholte im MZ-Gespräch, „dass ein antisemitisches Zeichen wie die ,Judensau’ nicht an Kirchen hängen darf“. Käme es in Wittenberg im Jahr des Reformationsjubiläums zu einem, sagen wir, Umdenken, wäre dies auch ein „gutes Signal an andere Kirchen“, an denen ebenfalls seit Jahrhunderten solche Spottbilder hängen. Piehler bekräftigte, es gehe nicht darum, das Schandmal wegzuschließen. „Als Kompromiss“ schlage er die Präsentation und Kommentierung in einem „Antisemitismus-Museum“ vor, das bei der Stadtkirche errichtet werden könnte.
Die Mahnwache am 21. Juni mit etlichen Teilnehmern war die sechste in Folge. Zum fünften Mal hatte sich am Rande des Marktes auch Renate Skirl eingefunden. Die Wittenberger Christin trug ein kleines Plakat bei sich, darauf stand (offenkundig gedacht als Hinweis auf die 1988 auf Initiative der Stadtkirchengemeinde errichtete Gedenkplatte): „Judensau + Mahnmal = würdige Gedenkstätte!“ Zur MZ sagte Skirl, die Forderung des Bündnisses „darf nicht unwidersprochen bleiben“. Widerspruch kommt auch aus anderer Richtung: Dass Geschichte sich nicht „entsorgen“ lässt, sagte unlängst etwa der Theologe und Publizist Friedrich Schorlemmer dieser Zeitung. (mz)