"Wittenberg Gemüse" "Wittenberg Gemüse": Die Luther-Tomate ist in vieler Munde

wittenberg - Die Marke zieht. Helmut Rehhahn, einst Landwirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt, jetzt Projektleiter bei „Wittenberg Gemüse“, hatte den richtigen Riecher. Er drängte auf den Namen Luther-Tomate, und landet damit offensichtlich einen Erfolg. Die roten Früchtchen breiten sich aus - sie sind in vieler Munde.
Die Kritiken klingen gut, den seit über einem Jahr in einer riesigen, 15 Hektar großen Wittenberger Gewächshausanlage produzierten Tomaten wird Geschmack bescheinigt. Zu den Erfolgsrezepten zählt, sie reif zu ernten und möglichst nicht zu weit zu transportieren. Das Unternehmen setzt nach den Worten von Verkaufsleiter Kevin van IJperen auf Regionalität und Qualität. Geliefert wird bevorzugt nach Mitteldeutschland und Bayern. Mit dem Absatz ist van IJperen inzwischen zufrieden, mehrere Handels-Ketten haben die Tomaten aus Wittenberg gelistet. Dass der Verkauf gleichwohl „jeden Tag ein harter Kampf ist“, verschweigt der 28-Jährige nicht. Ebenso wenig, dass die erste Saison eine schwierige war. Einen Strich durch die Rechnung der ehrgeizigen Investoren aus den Niederlanden machte das Handelsembargo. Rehhahn: „Putin hat uns geärgert.“ Zwar liefert das Unternehmen selbst nicht nach Russland, weil aber auch anderen Produzenten der Markt versperrt ist, drückte das Überangebot die Preise. Mittlerweile habe sich die Lage normalisiert.
Nicht zuletzt am Ort der Produktion. Das „Chaos“ der ersten Monate ist funktionierenden Abläufen gewichen. Van IJperen spricht von Stabilität und einer Marke, die zunehmend bekannter wird. In Wittenberg muss sie das längst nicht mehr. Der Werksverkauf ist ein Hit, mancher Gärtner hat das Pflanzen von Tomaten bereits aufgegeben angesichts der wohlschmeckenden Alternative aus Piesteritz.
Im vergangenen Jahr sind rund 6.500 Tonnen Tomaten geerntet worden, dieses Jahr werden es voraussichtlich noch mehr. Erhöht werden soll überdies die Vielfalt, derzeit experimentieren die Gemüsebauern, wie verschiedene, auch unübliche Sorten wachsen und angenommen werden. Der Werksverkauf hilft dabei, die Wittenberger sind als Test-Esser gefragt.
Das Geschäft, das 140 Menschen Arbeit gibt, läuft. Offenkundig so zufriedenstellend, dass die angekündigten Investitionspläne weiter verfolgt werden. Die Gewächshausanlage, ohnehin die größte geschlossene Deutschlands, soll erweitert werden - um drei zusätzliche Glashäuser, zu den 15 Hektar kommen dann noch einmal 25 Hektar. Was dort angebaut wird, steht noch nicht fest: Gurken vielleicht oder Paprika. Fest steht hingegen, dass der Standort ideal ist. „Das gibt es in dieser Form nicht noch einmal“, sagt Rehhahn und zählt auf: Wärme, sauberes Kohlendioxid, eine so große freie Fläche und die Lage zwischen mehreren großen Städten. „Einmalig“, bemerkt der Ex-Minister und hofft, dass die Luther-Tomaten auch eine Art Botschafter werden für die Lutherstadt, die 2017 500 Jahre Reformation feiert. (mz)
