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Wittenberg Wittenberg: Dieter Moor über die Brandenburger Provinz

12.10.2012, 15:45

wittenberg/MZ. - Aus der Schweiz nach Brandenburg - 2003 ist der Schweizer Moderator und Schauspieler Dieter Moor mit seiner Frau in ein Dorf östlich von Berlin gezogen. Dort haben sie seitdem einen Bauernhof, züchten Galloway-Rinder und Wasserbüffel. Mittlerweile hat Moor, der am Dienstag in Wittenberg gastiert, das zweite Buch darüber geschrieben ("Lieber einmal mehr als mehrmals weniger"). Im Interview erzählt er Claudia Laslopp, wie er zum Buch kam und wie es sich unter Brandenburgern lebt.

Wie schnell war Ihnen klar, dass es ein Buch geben wird?

Moor: Ich bin nicht nach Brandenburg gezogen, um ein Buch zu schreiben. Aber manche schrecklichen Klischees über Brandenburg und den Osten haben mich damals schon sehr geärgert und ich dachte immer mal, dem etwas entgegensetzen zu wollen. Ich habe es vor Ort einfach ganz anders erlebt. Ich wäre aber nicht auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben.

Was war dann ausschlaggebend?

Moor: Eine gute und sehr geduldige Verlegerin, die mir zunächst ein Fachbuch über gesunde Ernährung vorschlug. Dann kamen sie und ein Kollege mal vorbei, ich zeigte ihnen alles, erzählte - wie man es bei Gästen eben tut - und sie meinte, schreib' doch genau das auf.

War es leicht, die Geschichten dann aufzuschreiben?

Moor: Beim ersten Buch dachte ich: ,Gut, wenn die meinen - dann schreibe ich eben ein paar Geschichten auf'. Das zweite war wesentlich schwieriger, weil es dann eine Erwartungshaltung gab. Ich bin ja kein Schriftsteller und man unterschätzt das Schreiben, das ist wirklich anstrengend.

Formulieren Sie manche Situationen schon, wenn sie jetzt passieren?

Moor: Bei jemandem, der nur schreibt, ist das bestimmt so. Aber bei mir ist der Reflex immer noch der, obwohl ich schon längst nicht mehr als Schauspieler arbeite: Das wäre eine tolle Filmszene oder: Wenn ich diese Situation spielen müsste, wüsste ich jetzt wie.

Ist schon eine Fortsetzung geplant?

Moor: Nein, ich bin froh, das zweite geschafft zu haben. Das nächste Jahr ist ein schreibfreies.

Sie lassen immer wieder den "Kleinen Schweizer" als innere Stimme zu Wort kommen - vermisst der noch irgendwas?

Moor: Der ist immer noch da und verändert sich auch nicht. Das sind die Muttergene, die Prägung, die ich als Kind erfahren habe. Er setzt sich bei mir nach wie vor durch wenn es um Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit geht. Und manchmal bin ich auch mit ihm im Konflikt, diese Kleinlichkeit schlummert in mir wohl mein Leben lang.

Haben Sie die Brandenburger schnell verstanden?

Moor: Komischerweise sofort. Als Schweizer ist man geübt, andere zu verstehen, weil man immer eine andere Sprache, das Deutsche, verstehen muss. Natürlich gab es das ein oder andere missverständliche Wort, bis ich merkte, dass etwa mit Klamotten Steine gemeint sind.

Welche Reaktionen gab es im Dorf?

Moor: Viele haben überlegt, wer für welche Figur Pate gestanden hat. Ich habe mich dazu aber nie geäußert und es gab ein paar Missverständnisse, aber das haben sie mir nicht übel genommen. Letztendlich sind es doch Phantasiefiguren und die Bücher sind keine Reportagen.