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Wirtschaft Wirtschaft: Bauarbeiten für neues Lieken-Werk in Wittenberg in vollem Gang

Von Marcel Duclaud 11.08.2016, 04:00
Mit Kran und Betonmischer: Lieken baut in Wittenberg das Werk vollkommen neu auf.
Mit Kran und Betonmischer: Lieken baut in Wittenberg das Werk vollkommen neu auf. Lieken

Wittenberg - Die Wände wachsen in Windeseile. Erst vor wenigen Wochen, im Juni, begann der Bau des neuen Werkes der Lieken AG in Wittenberg. Zuvor hatte das Schwesterunternehmen SKW Piesteritz, auf dessen Territorium die moderne Produktionsstätte der Großbäckerei entsteht, den Baugrund vorbereitet.

Das neue Lieken-Werk, das gegenwärtig im Agrochemiepark Piesteritz errichtet wird und Ende 2017 den Betrieb aufnehmen soll, stößt auf erhebliches Interesse in der Region. Nicht zuletzt deshalb, weil mit der Großbäckerei einige hundert Arbeitsplätze in Wittenberg entstehen.

Nach Auskunft des Vorstandes der Lieken AG, Markus Biermann, ist die Personalabteilung schon jetzt damit beschäftigt, Stellen zu besetzen. Etliche, insbesondere im technischen Bereich, sind bereits ausgeschrieben. Darunter: Mechatroniker oder Maschinenführer im Mehrschichtsystem, Betriebselektriker, Betriebsschlosser, aber auch Teamleiter Produktion oder Assistent der Werkleitung. Wer sich dafür interessiert, kann sich nach Auskunft von Sprecherin Judith Föhring direkt im Unternehmen bewerben - auf die Vakanzen oder auf dem Weg einer Initiativbewerbung, per Post oder online. Weitere Informationen im Netz unter der Adresse www.lieken.de/karriere/stellenangebote (mz/mac)

Und schon sind in Umrissen die beachtlichen Dimensionen zu erkennen, die das Werk einmal haben wird. „60.000 Quadratmeter Fläche werden hier bebaut“, erläutert Markus Biermann. Der Vorstand der Lieken AG ist am Mittwoch nach Wittenberg gekommen, um sich davon zu überzeugen, dass die Arbeiten so schnell wie erhofft vorangehen.

Der Zeitplan ist ehrgeizig. Bereits im Mai kommenden Jahres soll die Investition so weit gediehen sein, dass die ersten drei Linien „eingefahren werden können“, der erste Teig gebacken wird. Das Einfahren dauert seine Zeit, Biermann geht von etwa drei Monaten aus: Verkaufsfähige Ware laufe da noch nicht vom Band. Und bei drei Linien bleibt es außerdem nicht. Biermann spricht gegenüber der MZ von acht Linien, die hier aufgebaut werden sollen.

Ende kommenden Jahres soll Lieken-Werk stehen

Wann tatsächlich die ersten von Lieken in Wittenberg hergestellten Backwaren in den Handel kommen, steht noch nicht fest, das hänge nicht zuletzt von der Marktsituation ab. Fertig sein soll das Werk Ende kommenden Jahres: „Und wir sind im Zeitplan“, stellt Biermann bei seinem Besuch am Mittwoch zufrieden fest.

Die riesige Bäckerei braucht natürlich viel mehr als die bereits erwähnten Produktionslinien. Biermann nennt zum Beispiel die Annahme der Rohware - Mehl etwa oder Verpackungen, das Mehl wird in Silos gelagert, zudem eine Teigmacherei, in der bestimmte Temperaturen gehalten werden müssen, ein großes Tiefkühlhaus mit 10.000 Palettenstellplätzen, den Bereich der Auslieferung. Die Großbäckerei soll überdies eine separate Zufahrt erhalten, die über den Heuweg führt.

Personal für neues Werk in Wittenberg wird rekrutiert

Bereits jetzt wird damit begonnen, das Personal zu rekrutieren. Das ist keine leichte Aufgabe. Immerhin sollen nach den Worten von Biermann einmal rund 500 Menschen für Lieken in Wittenberg arbeiten. Und nach wie vor unklar ist, wie viele Mitarbeiter des Standortes Weißenfels nach Wittenberg wechseln - oder pendeln.

Das Lieken-Werk in Weißenfels soll bekanntlich geschlossen werden, wenn in Wittenberg die Produktion richtig ins Laufen kommt. Dort sind derzeit rund 270 Leute beschäftigt. Auch wenn sämtliche Weißenfelser Angestellten der Großbäckerei nach Wittenberg wechselten, müssen noch über 200 Stellen besetzt werden.

Techniker schon jetzt gefragt

Zunächst geht es laut Biermann um die „Blauen“, um das technische Personal: Elektriker, Schlosser, Mechatroniker unter anderem. Die sollen möglichst schon beim Aufbau der Anlagen an Bord sein: „Wir sind dabei, Gespräche zu führen.“ Später braucht es Bäcker, Lebensmitteltechniker, Qualitätssicherer und zahlreiche Hilfskräfte - etwa für die Verpackung.

Dass die nötigen Fachkräfte zu finden sind, Biermann ist da optimistisch. Nicht zuletzt deshalb, weil die „Schwester“, SKW also, eine Menge tut für den Standort und für die Belegschaft. Siehe Ärzte- und Bildungszentrum oder Betriebskindergarten. Derzeit investiert das Unternehmen in einen zweiten Kindergarten und in einen Hort.

Dass sich derlei Engagement herumspricht, der Vorstand der Lieken AG ist sich da ziemlich sicher. „Der Standort“, bemerkt Biermann, „wird zunehmend attraktiv. Es ist gar nicht in Worte zu fassen, wie wichtig solche Einrichtungen wie Betriebskindergärten sind. Das ist ein Riesenpfund. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe drei Kinder und eine berufstätige Frau.“

Die Entscheidung, das Weißenfelser Werk zu schließen und ein neues in Wittenberg aufzubauen - mit Hilfe von Subventionen des Landes - hatte zumindest in Sachsen-Anhalt für erheblichen Wirbel gesorgt. Lieken-Vorstand Markus Biermann betont: „Die Wahl für Wittenberg ist keine Entscheidung gegen Weißenfels. Weißenfels wäre auch geschlossen worden, wenn wir das neue Werk im Rhein-Main-Gebiet gebaut hätten.“ In Weißenfels hätte in den kommenden Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden müssen, eine „wirtschaftlich nicht vertretbare“ Investition. In den Bau des neuen, modernen Werkes in Wittenberg fließen rund 200 Millionen Euro. Über 100.000 Tonnen Backwaren im Jahr sollen hier produziert werden. Geliefert wird nach Deutschland und Europa.  (mz/mac)

Dass die Entscheidung für Wittenberg auch vor solchen Hintergründen gefällt worden ist, will Biermann nicht leugnen. Er spricht von Synergien mit dem Schwesterunternehmen, deren gemeinsame Mutter, die Agrofert Deutschland GmbH ihren Hauptsitz inzwischen nach Wittenberg verlegt hat - aus dem sächsischen Bischofswerda. Die Infrastruktur des Agrochemie-Parks sei exzellent. „Das werden wir natürlich nutzen“, betont der Vorstand der Lieken AG. (mz)

Auf dem Dach der Hallen: Isolationsmaterial steht bereit. Mit dem Kran werden Betonteile nach oben gehoben.
Auf dem Dach der Hallen: Isolationsmaterial steht bereit. Mit dem Kran werden Betonteile nach oben gehoben.
Lieken