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Kein Einzug in den Bundestag Was der junge SPD-Kandidat Leonard Schneider für seine Zukunft plant und ob er erneut kandidieren will

Was der junge SPD-Kandidat Leonard Schneider für seine Zukunft plant, nachdem er nicht in den Bundestag einziehen durfte. Will er erneut kandidieren?

Von Paul Damm 30.09.2021, 08:44
Leonard Schneider zieht es in die große Politik.
Leonard Schneider zieht es in die große Politik. Foto: Marcel Duclaud

Wittenberg/MZ - Eine „unfassbar heftige Zeit“ liegt nun hinter dem SPD-Newcomer Leonard Schneider. So beschreibt der 20-jährige Wittenberger die letzten Monate, die er jetzt erst einmal sacken lassen muss. Als bundesweit jüngster Kandidat der Sozialdemokraten belegte er bei der Bundestagswahl für den Wahlkreis 70 den zweiten Platz; mit 19,5 Prozent der Erststimmen nur hauchdünn vor AfD-Mann Andreas Mrosek.

Doch zufrieden ist Schneider, der vor gut einem Jahr sein Abitur am Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg ablegte, nicht ganz. „Ich hätte mir echt mehr erhofft, gerade wenn man den hohen Zweitstimmenanteil sieht“, berichtet Schneider und fügt hinzu: „Eine gewisse Enttäuschung bleibt zurück.“ Obwohl es nicht für den Einzug in den Bundestag gereicht hat, bleibt keine Zeit, um Trübsal zu blasen. Denn es heißt nun: Umzugskartons packen.

Studium fortsetzen

Für den jungen Mann, der im Wittenberger Dörfchen Wiesigk aufwuchs, geht es demnächst wieder nach Halle. Dort wird er sein WG-Zimmer beziehen und natürlich sein Studium in Germanistik, Literatur und Politikwissenschaften fortsetzen. „Darauf liegt jetzt erstmal mein Hauptaugenmerk. Politisch werde ich aber weiterhin aktiv bleiben“, sagt Schneider.

Heißt das also, dass er sich vielleicht in vier Jahren zur nächsten Bundestagswahl wieder aufstellen lassen will als Direktkandidat für die SPD? „Ein ganz konkretes Ja oder Nein kann ich aktuell nicht geben“, erklärt Schneider. Er lässt aber durchblicken, dass er es sich gut vorstellen könnte. Wie er berichtet, habe er in der vergangenen Zeit sehr viel gelernt. „Und das, was ich gelernt habe, würde ich - Stand jetzt - auch gerne nutzen wollen für die Zukunft.“

Wenn Schneider auf die letzten Monate zurückblickt, dann wird eines besonders deutlich: Die Zeit, die er mit Wahlkampf und politischen Vorbereitungen verbrachte, hat ihn, wie er findet, reifen und auch „altern“ lassen. „Ich bin rhetorisch fitter, von der Ausstrahlung etwas weiter - und das gibt ein ganzes Stück mehr Souveränität“, konstatiert Schneider.

Hass-Nachrichten erhalten

Obwohl er in der Wahlkampfzeit viel Zuspruch für sein politisches Engagement erhielt, bekam er auch recht schnell die Schattenseiten zu spüren. So blieben etwa Hass-Nachrichten auf Social-Media-Plattformen nicht aus. Außerdem musste er sehen, wie seine Wahlplakate verschandelt wurden. „Ein Plakat habe ich entdeckt, da hatte jemand Kabelbinder durch Kehle und Kopf gesteckt. Das ist die harte Realität“, sagt er und wirkt gefasst.

Seinen Wahlkampf führte der noch junge Sozialdemokrat vorwiegend über die sozialen Netzwerke. So veröffentlichte er zum Beispiel einen Podcast gemeinsam mit SPD-Mitglied Sven Paul. Sie sprachen in insgesamt fünf Teilen über Erlebnisse in Berlin und im Wahlkampf, sie tauschten sich aus über aktuelle Geschehnisse und Gefühlslagen oder thematisierten Altersunterschiede. Einmal pro Monat erschien eine einstündige Podcastfolge auf dem Streaming-Dienst „Spotify“.

Karriere als Schauspieler?

Neben der Politik ist eine große Leidenschaft des 20-Jährigen das Schauspiel. Erste Bühnenerfahrung durfte er als damaliger Schüler in der „Dunkelbunt“-Truppe am Luther-Melanchthon-Gymnasium sammeln. Seitdem ist der Wittenberger in Theatern aktiv, sofern es die Corona-Lage zulässt. So gehört er seit 2017 zum Clack-Theater, tritt dort hin und wieder auf. Er könne sich sogar gut vorstellen, später eine schauspielerische Karriere einzuschlagen.

Kürzlich habe Schneider eine Sozialdemokratin getroffen, die Schauspiel studierte und einige Jahre in diesem Beruf arbeitete, nun in der Politik tätig ist und sogar für den Bundestag kandidierte. Er sagt: „Das ist ein Lebensweg, den ich mir gut vorstellen kann.“