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Verständigung geht durch den Magen

Von KARINA BLÜTHGEN 12.08.2009, 18:29

WITTENBERG/MZ. - "Dabei hatten wir mindestens doppelt so viel wie beim letzten Mal eingekauft", grübelte Sarah Krolopp, Praktikantin am Institut für deutsche Sprache und Kultur.

Für 30 junge Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen gab es am Dienstagabend ein verbindendes Element. Es wurde gemeinsam Pizza gebacken. Nun ist Pizza für Aserbaidschaner, Japaner, Taiwanesen oder auch Indonesier nicht unbedingt ein typisches Landesgericht. Aber die Kursteilnehmer am Institut für deutsche Sprache und Kultur zeigten sich erfinderisch. Während Juste aus Litauen sich mit Ananas, Hühnchen und Oliven an einer Pizza Hawaii versuchte, kreierten andere eine "russländisch-taiwanesische Koproduktion mit allem" oder auch klassisch angehaucht mit Pilzen und Mozzarella.

Die lange Tafel neben dem Lehmbackofen am Restaurant "Hühnerstall" in Friedrichstadt erwies sich als ideal für ein derartiges mehrsprachiges Großereignis. Während die 18 Japaner von der Senshu-Universität (die eine Partnerschaft mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat), eigentlich in der Mehrzahl, eher unter sich blieben, fanden sich die anderen Nationalitäten bunt gemischt zusammen. Juste, 18 Jahre alt, sprach schon recht gut Deutsch. Sie habe die Sprache bereits sechs Jahre in der Schule gelernt, erklärte sie. "Ich will ein Studium für Bühnenbild in Berlin machen", dafür lerne sie die Sprache intensiver. "Ich lese viel auf Deutsch, mein Lieblingsschriftsteller ist Bertolt Brecht." Nach dem Studium möchte sie gern in Deutschland arbeiten.

Die 25-jährige Oktaviani aus Indonesien studiert an der Hochschule Anhalt in Bernburg Lebensmitteltechnologie. Da passe das Pizza-Backen gut dazu, lachte sie und belegte den Teig mit Salami und Mozzarella. "In Indonesien wird eher Reis, Gemüse und Fisch gegessen", erzählte sie. Man werde nachher reihum die Kreationen probieren, meinte sie und zeigte auf die Teller in der Runde. Doch vor dem Genuss war Warten angesagt, denn alles passte natürlich nicht auf einmal in den Ofen. Da kam Attila Schuck, der über den Europäischen Jugend-Freiwilligen-Dienst in Wittenberg arbeitet, kaum nach. Aber er war schon "backerfahren", hantierte gekonnt mit dem Schieber und wechselte alle fünf Minuten die Pizzen im Ofen aus.

Seit zwei Jahren steht der Lehmbackofen bei Gastwirt Bernd Präger auf dem Hof. "Das ist schon unsere zweite Aktion mit den Studenten", sagte er. "Der Ofen eignet sich gut für Gruppen, die ihre Zutaten mitbringen und hier backen wollen." Für jemanden aus der Großstadt, der so etwas nicht kenne, sei das schon ein Erlebnis.

Die jetzige Gruppe sei mit 30 Teilnehmern recht groß, bestätigte Institutsleiterin Stefanie Rieger. Es seien Teilnehmer des Intensivkurses, aber auch jene im Anfängerkurs darunter. So wie Katerina, die junge Griechin studiert in Griechenland Marketing. Da sei neben Englisch eine zweite Fremdsprache von Vorteil. Auch der nächste Kurs, der am 24. August beginne, werde backen gehen, sagte Stefanie Rieger. "Vielleicht sollte ich einfach mal mitmachen."