Vernissage "Leben in 4 Jahreszeiten" Vernissage "Leben in 4 Jahreszeiten" : 45 frische bunte und individuelle Werke

Wittenberg - Die Motive und Techniken sind so verschieden wie die Künstler. „Wilde Küste“, „Stimmungsvolle Himmel“, ein Elvis-Porträt oder auch Lilie und Clematis lassen den Blick inne halten. Unter dem Titel „Leben in 4 Jahreszeiten“ haben elf Mitglieder des Malzirkels insgesamt 45 Werke ausgestellt: bunt, frisch und sehr individuell in der Ausführung.
Jeder, worauf er Lust hat
„Sie malen, was das Zeug hält“, umschreibt Birgit Maßny, Leiterin des Nachbarschaftstreffs in Wittenberg West, was die Akteure immer mittwochs in den Räumen der Begegnungsstätte umtreibt. Seit einem Jahr hat der ursprünglich an den Kulturbund angeschlossene Malzirkel sein Unterkommen in Wittenberg West gefunden. „Darüber sind wir sehr froh“, meint Sibille Stahlberg, die die Gruppe der Gleichgesinnten zusammenhält. „Bei uns malt jeder, worauf er Lust hat. Direkt ausgebildet ist niemand.“ Das Material bringe jeder zu den Treffen mittwochs mit. „Wir malen vormittags, vielleicht finden deshalb so wenig Jüngere den Weg zu uns.“
Zur Eröffnung steuert der Nachbarschaftstreff ein spezielles kulinarisches Angebot bei, einen mit Pinsel und Palette dekorierten Kuchen. „Das mit dem Malerkuchen ist eine große Überraschung und eine tolle Idee. Und er schmeckt auch lecker“, versichert Edith Keller. 2004, als der Ruhestand kam, hat sie mit dem Malen angefangen. Sie zeigt Landschaften in Acryl. Eine Auswahl für die Ausstellung zu treffen sei schwer gewesen, findet sie. „Ich habe mit der Auswahl vor drei Wochen angefangen.“
Jeder kann malen
Alle halten es mit dem ersten Kursleiter Hans-Georg Wranik, der ihnen erklärt habe: „Jeder kann malen.“ Und so bringen sie mit Öl, Kreidepastell, Acryl, Enkaustik und Tuschefeder das auf Leinwand und Papier, was ihnen am Herzen liegt. „Es geht um die Freiheit, wir brauchen niemandem etwas zu beweisen“, erklärt Ingrid Birkholz selbstbewusst. Alle seien Freigeister, jeder probiere mal etwas Neues aus „und jeder hat eine Kiste ,nicht gelungen’“, fügt sie hinzu.
Gegründet wurde der Malzirkel des Kulturbundes im Jahr 1994, damals hatte er noch seinen Sitz im Hans-Heinrich-Franck-Klub, später in der Schulstraße. Leiter war bis zum Jahr 2010 Hans-Georg Wranik, der den Teilnehmern die Grundfertigkeiten beibrachte. Dann übernahm Herbert Huth bis 2014 die Leitung. Der Malzirkel zog weiter, ins KTC und zuletzt ins frühere Café Mona. Ende März 2015 löste sich der Wittenberger Kulturbund auf. Bereits seit Februar vorigen Jahres sind die flotten Maler und Malerinnen im Nachbarschaftstreff, Dessauer Straße 255 zu finden. Die Mitglieder treffen sich immer mittwochs 9.30 bis 12.30 Uhr zum Malen, Plaudern und Erfahrungsaustausch. Im Nachbarschaftstreff gibt es auch die jetzt eröffnete Schau „Leben in 4 Jahreszeiten“ zu sehen, die mindestens drei Monate dort ausgestellt sein wird. Der Treff ist immer geöffnet von Montag bis Freitag zwischen 10 und 16.30 Uhr.
Gerlinde Steffen hat mal mit einem Kurs angefangen. Aber dass ihr vorgegeben wurde, was sie zu malen habe, hat ihr nicht gefallen. Edith Heller hingegen hat an der Volkshochschule einen Kurs Kalligraphie belegt und stellt einen sehr akribisch mit Tuschefeder gestalteten Schriftzug aus. Doch auch Pastellkreide liegt ihr, wie einige Blumen beweisen. Sibille Stahlberg weiß, dass einige es auch mit abstrakten Motiven versucht haben. Aber so richtig bei dieser Form der Malerei geblieben ist niemand aus dem Malzirkel.
Ein Mann in der Gruppe
Einziger Mann in der Gruppe von derzeit 13 Mitgliedern ist Lothar Tiede. Der Zahnaer hat sich vor zwei Jahren spontan dazu gesellt und zeigt Malereien einiger Bauwerke in Aquarell. „Ich habe als Kind gern gemalt, später jedoch keine Zeit dafür gefunden“, erzählt er. Als er vor vier Jahren unfreiwillig seinen Beruf aufgeben musste, „sucht man sich was“. Das Malen hat er sich autodidaktisch beigebracht. „Bücher, probieren, abgucken“, schildert er seinen Lernprozess ganz ohne Lehrgang.
„Heute vor zwei Jahren war ich das erste Mal bei euch“, erhebt Tiede das Glas Orangensaft zu den Damen am Nachbartisch. Die prosten zurück. Und nächsten Mittwoch werden sie alle wieder gemeinsam den Pinsel schwingen. (mz)