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Tragödie nach Verkehrskontrolle Tragödie nach Verkehrskontrolle: Tote Radfahrerin war Volunteer der Weltausstellung

Von Michael Hübner und Irina Steinmann 31.08.2017, 10:00
Die Markierungen werden noch lange an die Tragödie erinnern: In der Wittenberger Friedrichstraße passierte der tödliche Unfall.
Die Markierungen werden noch lange an die Tragödie erinnern: In der Wittenberger Friedrichstraße passierte der tödliche Unfall. Adam

Wittenberg - Die Tragik ist kaum zu beschreiben: Eine Verkehrskontrolle der Polizei löst am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr in der Friedrichstraße eine Tragödie aus. Eine Gruppe Radfahrer kommt aus einem Seitenweg. Dabei kollidiert eine 25-Jährige, die an der Spitze fährt, laut Polizei auf der Straße mit einem stehenden Funkstreifenwagen - die Beamten wollen vor ihrem Dienst-Pkw ein Fahrzeug überprüfen -, gerät dabei in den Gegenverkehr und wird von einem Opel einer 45-Jährigen erfasst. Die schwer verletzte Frau stirbt wenig später in der Klinik.

Bei der Getöteten handelt es sich um eine der Volunteers des Vereins Reformationsjubiläum 2017 (r2017). Dessen Sprecher Christof Vetter bestätigte am Mittwochmittag auf Anfrage den Unglücksfall. Die Kolumbianerin habe in seiner Abteilung, dem Marketing, gearbeitet, sagte Vetter betroffen, er habe am Morgen auf dem Weg zur Arbeit von der Tragödie erfahren. Die Gruppe sei auf dem Heimweg in die Straße der Völkerfreundschaft gewesen, wo sich die Freiwilligen-WGs befinden. Von der Arbeit kamen sie nicht, dienstags hat die Weltausstellung geschlossen.

Tödlicher Unfall in Wittenberg: Verein r2017 trauert um Mitarbeiterin

Am Vormittag gab es laut Vetter für alle Volunteers und anderen Mitarbeiter von r2017 eine Andacht in der Aula des früheren Melanchthon-Gymnasiums, dem Vereinssitz. 2017-Botschafterin Margot Käßmann habe sie gehalten und sei eigens dazu angereist, so Vetter weiter. „Das steckt man nicht so leicht weg“, sagte er zur Stimmung im Haus nach der Nachricht vom Tod der Kollegin. Man habe selbst Notfallseelsorger im Haus und kümmere sich umeinander, insbesondere in der Volunteersabteilung.

Die Kolumbianerin war Vetter zufolge häufig im Shop am Marktplatz eingesetzt. Der blieb, wie auch die übrigen Service-Stellen, zunächst geschlossen und sollte erst am Nachmittag wieder öffnen. Ein Zettel an der Scheibe informierte Besucher über den „Notfall“. Die junge Frau aus Südamerika wird man dort nicht mehr antreffen.

Tief bestürzt vom Verlust zeigt sich auch der Oberbürgermeister. „Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man keine Worte findet, obwohl es sie gibt und sie trösten sollten. Eine junge Frau wurde auf tragische Weise aus dem Leben gerissen. Ein Mensch aus Kolumbien, der hier in Wittenberg diesen zauberhaften Reformationssommer unterstützt hat“, so Torsten Zugehör (parteilos).

„Der Zauber musste der Trauer weichen. Es ist heute der unendliche Schmerz, der die Eltern, die Freunde und Kollegen bei r2017 und uns umgibt. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei all denjenigen, die Frau Diana Patricia Vasquez A. nahestanden“, so der Oberbürgermeister.

ADFC-Mitglied Reinhild Hugenroth fordert restlose Aufklärung des Unfalls

An der Unglücksstelle selbst haben Spezialisten der Verkehrsüberwachung des Autobahnreviers Dessau und der Polizeidirektion Halle die Ermittlungen aufgenommen. Zum Einsatz kommt eine Spezialkamera für mehrdimensionale Aufnahmen. Der Kreis schickt sein Kriseninterventionsteam an den Unglücksort. Auch der Pfarrer der Dessauer Polizeidirektion ist vor Ort. Psychologisch betreut werden müssen die Augenzeugen der Tragödie, darunter auch die beiden Beamten des Wittenberger Reviers, sie sind 25 und 31 Jahre alt, die die Kontrolle durchführen wollten.

„Der Fall muss restlos aufgeklärt werden“, sagt Reinhild Hugenroth. Vorher will die Kreisvorsitzende der Grünen die tragischen Ereignisse nicht kommentieren, sagt dann aber doch: „Der Radweg ist der schlechteste der Stadt“. Das freilich ist nicht neu. Bereits im September 2015 heißt es „dramatisch schlecht“, die damalige Befahrung sei mit dem Blick auf das Reformationsjubiläum erfolgt, so Hugenroth, die auch Mitglied im Landesvorstand des ADFC, der Lobby der Radfahrer, ist.

Sie hält es für möglich, dass hier der ADFC ein Schild mit einem weißen Rad zur Erinnerung an die getötete Frau aufstellt. Doch vorher müssen die Ermittler eine Frage klären: Warum bog die Radlerin auf die Straße? Ist der Radweg zu schlecht oder wollte sie die Friedrichstraße queren? „Das ist Gegenstand der Ermittlungen“, so Polizeisprecherin Doreen Wendland.

(mz)