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Tierquälerei Tierquälerei: Kleines Wunder nach großer Tortur

Von MARCEL DUCLAUD 01.02.2011, 19:29

WITTENBERG/MZ. - "Basti" macht einen aufgeräumten Eindruck. Er ist aufgeschlossen, freundlich, hat keine Scheu vor Menschen. Wenn Marion Malbrich den hochgewachsenen Hund ruft, kommt er angelaufen, reagiert auf einen Namen, den er gerade mal zwei Tage besitzt. Kaum zu glauben, dass dieses arme Geschöpf vor kurzem halb tot war, dehydriert, völlig abgemagert, "entsorgt" in eine ehemalige Sickergrube in Straach. "Ich bin erstaunt ohne Ende", bekennt Frau Malbrich, Leiterin des Wittenberger Tierheims, wo der lebendig begrabene Hund Unterschlupf gefunden hat, wo er wieder aufgepäppelt wird.

"Basti hat keinen seelischen Knacks gekriegt", urteilt die Expertin, nach so einer Tortur ein kleines Wunder. Am vergangenen Sonnabend war der Hund befreit worden, nachdem Anwohner unweit der Straacher Kirche ein Winseln und Bellen gehört hatten, das sie nicht genau lokalisieren konnten. Sie riefen die Polizei. Detlef Kania, Kriminalhauptmeister, holte den Mischlingsrüden aus dem Schacht: "Über der Grube lag ein schwerer Betondeckel und darauf noch eine Eisenstange", erinnert er sich. Die Polizisten mussten den angefrorenen Deckel zunächst lösen, ehe sie an das Tier herankamen, das ständig im Kreis lief. Kania organisierte sich eine Leiter und eine Leine, stieg zu dem Hund herab. Dass der nicht aggressiv reagiert, sei zu spüren gewesen. Am Dienstag besuchte der Kriminalhauptmeister "Basti", den Frau Malbrich spontan so getauft hat, im Reinsdorfer Tierheim und freute sich sichtlich über den guten Zustand des Hundes. "Wenn ich nicht schon einen hätte, ich würde ihn bei uns aufnehmen."

Da ist er nicht der einzige. Das Schicksal des gequälten Tieres lässt viele Menschen nicht kalt. Vermutet wird, dass der Hund etwa vier Tage lang in der Sickergrube ausharren musste, er verlor rund die Hälfte seines Körpergewichts. Die Empörung über jene, die so etwas tun, ist groß. Nicht minder die Forderung nach einer harten Strafe. Auf die Veröffentlichung in der MZ reagierten mehrere Leser mit Kommentaren, im Tierheim wurden rund 20 Anrufe registriert, berichtet Jürgen Krause, der Vorsitzende des Tierheim-Vereins: "Die Leute erkundigen sich nach dem Befinden des Hundes und wollen wissen, wie es mit ihm weitergeht." Das steht momentan noch nicht fest. Zunächst muss der Halter ermittelt werden.

Das könnte schnell gelingen. Polizei-Sprecherin Cornelia Dieke sagt: "Wir haben verschiedene Hinweise erhalten, die jetzt sorgfältig geprüft werden." Eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz laufe bereits. Laut Krause entscheidet die Staatsanwaltschaft, was mit dem Hund geschieht. Gesetzt den Fall, dass der Eigentümer der Straftäter ist, dürfte eine "Wegnahmeverfügung" erfolgen. Danach kann das Tier in gute Hände abgegeben werden. Jürgen Krause und Marion Malbrich haben es damit allerdings nicht so eilig. "Basti" brauche einige Wochen, bevor er wieder völlig stabil und gesund sei. Derzeit erhält er mehrere Mahlzeiten pro Tag, vorgewärmt, "um den Verdauungsapparat wieder in Gang zu bringen".

Marion Malbrich grübelt noch immer: "Was kann einen Menschen verleiten, so was zu machen? Das lässt mich nicht los, das kriege ich nicht auf die Reihe." Einerseits sei der Hund gepflegt und nicht verwahrlost, andererseits handele es sich um eine brutale, abgebrühte Tat.