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Talk im Phönix-Theater Talk im Phönix-Theater: Angelika Mann und die Champagnerlaune

Von Karina Blüthgen 09.01.2017, 08:35
Sie kennen sich schon lange: Andreas Kurtz entlockt seiner Gesprächspartnerin Angelika Mann einige Geheimnisse.
Sie kennen sich schon lange: Andreas Kurtz entlockt seiner Gesprächspartnerin Angelika Mann einige Geheimnisse. Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Sollen wir so tun, als wäre es eine seriöse Talkshow und ich werde Sie zu Dir sagen?“, fragt Andreas Kurtz. „Ich kann zu Dir nicht Sie sagen“, lässt Angelika Mann weder Zweifel an der Anrede noch am weiteren heiteren Verlauf aufkommen. Die Beiden bei „Kurtz auf der Couch“ kennen sich schließlich gut genug.

Und spätestens mit dem ersten Lied, dem vom Champagner, herrscht eine ebensolche Laune im Raum.

„Die Lütte“ auf dem Sitzmöbel

Nach der Wittenberger Premiere der Plauderei im vorigen Jahr, damals mit Carmen-Maja Antoni, hat sich der Gastgeber aus Berlin nun „die Lütte“ auf sein Sitzmöbel im Phönix-Theater eingeladen: 1949 in Berlin geboren, Sängerin und Schauspielerin.

Die übrigen Gesprächspartner kommen üblicherweise per Video hinzu: Freunde, Weggefährten, Familienangehörige seines Gastes. Und die hat er wieder sorgfältig ausgewählt. Uschi Brüning ist unter anderem dabei, Franz Schöbel, Wolfgang Lippert und Eckart von Hirschhausen.

Erst einmal geht es jedoch durch ihre berufliche Laufbahn. In einer Apotheke habe sie gelernt, erzählt Angelika Mann. Zu DDR-Zeiten habe man erst einen seriösen Beruf erlernen müssen, bevor das unstete Leben eines Künstlers beginnen konnte.

„Drogen?“, fragt Kurtz. „Ich kann auch Zäpfchen“, nimmt sie den Ball auf. Viel später erzählt sie die Episode, als sie, noch Apothekerlehrling, in der Mittagspause im weißen Kittel losrannte, um vor einem Hotel einen Blick auf Udo Jürgens zu erhaschen und tatsächlich ein sehr persönliches Autogramm von ihm bekam.

Mit Klaus Lenz, Uschi Brüning, Günter Fischer ist sie aufgetreten, in Erinnerung vor allem ist ihre Arbeit mit Reinhard Lakomy geblieben. Letzterer habe seine Texte immer in der Gitarre aufbewahrt, weil er sie sich nicht merken konnte, verrät sie.

Und er sei sehr sauer gewesen, als sie 1984 einen Ausreiseantrag stellte. „Er hat Angst gehabt, dass die Sachen mit mir im Giftschrank landen“, erklärt Angelika Mann die in der DDR gängige Praxis, dass Musik und Filme von in den Westen Ausgereisten in der Versenkung verschwanden.

Neben Auftritten im Theater des Westens hat sie Textbücher von amerikanischen Serien übersetzt, etwa von Cheers, Frasier und California Clan. „Wenn ich Glück hatte, durfte ich auch selber sprechen“, fügt „die Lütte“ hinzu, deren Körpergröße im Vergleich zu Kurtz tatsächlich bescheiden wirkt.

Klein und schlagfertig

Im Laufe ihres Lebens mag Angelika Mann schon viele stichelnde Bemerkungen über ihre Maße gehört haben. So nimmt sie Andreas Kurtz dessen Frage nicht krumm, ob es eine Erklärung gibt, „warum ihr Wachstum so früh endete“. „Na ja, es hat sich eben in die Breite entwickelt. Bei dir ja auch“, konterte sie schlagfertig.

Und meint: „Ich habe mit meiner Größe nie gehadert.“ Vielleicht hätte es diese Karriere nicht gegeben, wenn sie 1,85 Meter groß gewesen wäre, mutmaßt Kurtz. Vor allem Reinhard Lakomy mochte offenbar keine größeren Partnerinnen.

Im Video wird sie von Matthias Freihof gefragt, ob sie auf Tourneen ein Ritual habe. „O ja, ich habe mein eigenes Besteck dabei. Und auch eine Wärmflasche“, sagt sie. Ob es mal einen männlichen Groupie gab, will Kurtz wissen. „Ich hatte mal einen, der war aus Leipzig und sehr süß“, erinnert sie sich lächelnd.

Im Publikum hat sich das Ehepaar Glaubke aus Wartenburg auf einen unterhaltsamen Abend gefreut und einen ebensolchen bekommen. Er sei ein großer Fan von ihr, bekennt Werner Glaubke. Erstmals habe er Angelika Mann 1974 in Jessen gesehen.

Bei einem Konzert von ihr gemeinsam mit Reinhard Lakomy habe er sich lange mit ihr unterhalten. Insgesamt haben sich knapp drei Dutzend Neugierige am Freitagabend zu „Kurtz auf der Couch“ im Phönix-Theater eingefunden.

Warum es nicht mehr sind, weiß auch Theater-Chefin Diana Pielorz nicht. „Das Wetter hat sicher einige Spontane abgehalten, herzukommen“, rätselt sie, ob der Eisregen am Abend schuld gewesen sein mag. (mz)