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Stiftung Christliche Kunst Stiftung Christliche Kunst: Dänische Thesen in Wittenberg

Von Corinna Nitz 19.05.2018, 13:56
„Thesen. Dänische Gegenwartskünstler im Dialog mit der Reformation“ lautet der Titel einer Wanderausstellung aus Dänemark, die durch die Stiftung Christliche Kunst bald in Wittenberg präsentiert wird, unter anderem in der Schlosskirche (Foto). Insgesamt sind 50 Werke von 25 Künstlern zu sehen.
„Thesen. Dänische Gegenwartskünstler im Dialog mit der Reformation“ lautet der Titel einer Wanderausstellung aus Dänemark, die durch die Stiftung Christliche Kunst bald in Wittenberg präsentiert wird, unter anderem in der Schlosskirche (Foto). Insgesamt sind 50 Werke von 25 Künstlern zu sehen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Das großformatige Gemälde trägt den Titel „These 50. Martin Luthers letzter Augenblick der Unschuld“. Es zeigt ihn als jungen Mann, offenbar nachts. Er ist nackt, vielleicht konnte er nicht schlafen und ist noch einmal an seinen Schreibtisch zurückgekehrt. Im Vordergrund des Bildes links ist ein gotische Kathedrale zu sehen, deren Fundament wegbröselt, aus ihrem Portal stürzen die Gläubigen ins Dunkel, vielleicht in die Hölle.

In der Mitte erhebt sich der Petersdom, errichtet aus menschlichen Gebeinen. Im Hintergrund strahlt eine anonym-moderne nächtliche Stadtlandschaft aus dem Hier und Heute - und über allem schwebt der blaue Planet mit einem Totenkopf.

Gemalt hat das Bild Ib Monrad Hansen. Der Absolvent der Königlich Dänischen Kunstakademie Kopenhagen gehört zu jenen 25 Künstlerinnen und Künstlern, deren Arbeiten in der Ausstellung „Thesen“ präsentiert werden - ab 25. Mai auch in Wittenberg. Dann zeigt die Stiftung Christliche Kunst die Exposition an drei Standorten in der Stadt.

Eröffnet wird die Ausstellung „Thesen. Dänische Gegenwartskünstler im Dialog mit der Reformation“ am 25. Mai um 17 Uhr in der Stadtkirche. Dazu erwartet werden der Stifter der Sammlung Christliche Kunst Wittenberg, Ulrich Scheufelen, und der dänische Botschafter. Grußworte soll es auch von Stadtkirchenpfarrer Johannes Block und Oberbürgermeister Torsten Zugehör geben. Im Anschluss an diesen Teil der Vernissage geht es zum Schloss. Unterstützt wird das Ausstellungsprojekt in Wittenberg auch von lokaler Seite. Zu sehen ist die Schau bis zum 2. September.

Restauratorin vor Ort

Während in der Stadt- und in

der Schlosskirche die jeweiligen Kunstwerke bereits an ihren Bestimmungsort gebracht wurden, läuft in den Stiftungsräumen im Schloss der Aufbau der Schau auf Hochtouren - und am Donnerstag dieser Woche zudem unter dem strengen Blick der dänischen Restauratorin Filiz Kuvvetli.

Sie ist beim Art Conservation Center in Helsingør angestellt und nimmt akribisch jede einzelne Arbeit in Augenschein. Es geht natürlich primär darum zu sehen, ob alle Werke den Transport (in einem Siebentonner) unbeschadet überstanden haben. Aber ganz en passant hat Kuvvetli für die Dauer ihres Aufenthaltes auch ein Auge auf den Aufbau.

Was sich dabei schon abzeichnet, ist eine beeindruckende Vielfalt - beinahe raumfüllende Installationen wechseln sich ab mit malerischen Werken und Fotografien, hochkomplexen und vielschichtigen Bildwerken oder auch profanen Alltagsgegenständen wie einer Waschmaschine.

Und klar wird schnell, dass der Untertitel der Schau, welcher auf den Dialog der dänischen Gegenwartskünstler mit der Reformation verweist, auch eingelöst wird. Denn die Beteiligten haben sich (kritisch) mit Themen der Reformationszeit beschäftigt. Sie haben, wie es zu einem früheren Zeitpunkt hieß, „gesellschaftliche und soziale Gegebenheiten hinterfragt und die Bedeutung der Reformation für die moderne, globalisierte Welt ausgelotet“.

Das freilich lässt an eine andere große Kunstausstellung denken, die im Reformationssommer 2017 schnell zu einem Publikumsmagnet wurde und unter dem Titel „Luther und die Avantgarde“ in Wittenberg im alten Gefängnis zu sehen war. Auf eine bestimmte Art setzt nun die Stiftung Christliche Kunst Wittenberg diese Avantgarde fort. Das zeigt sich in den Kunstwerken ebenso wie an ihren Schöpferinnen und Schöpfern.

„Hier sind einige Biennale-Künstler dabei, international hoch geachtet“, sagt etwa die Kunsthistorikerin und Projektmitarbeiterin bei der Stiftung, Ulrike Brinkmann, die im Übrigen auch die Interviews für den Ausstellungskatalog aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt hat und zur Vernissage am 25. Mai in die Exposition und ihr Thema einführen wird.

Beitrag der Regierung

Entwickelt wurde die Ausstellung in Dänemark als Beitrag der dortigen Regierung zum Reformationsjubiläum, Schirmherrin ist Königin Margrethe II. Zu sehen war die Schau 2017 in Kopenhagen, Ribe, Toreby und bis zum 29. April dieses Jahres in Lemvig. Die Gespräche über eine Präsentation in Wittenberg mit der Stiftung Christliche Kunst reichen Brinkmann zufolge bis ins Jahr 2014 zurück.

Wie Jutta Brinkmann vom Vorstand der Stiftung sagt, komme finanzielle Unterstützung hauptsächlich von dänischer Seite. Die Rede ist von 220.000 Euro. Das Land Sachsen-Anhalt habe abgesagt. In Dänemark haben die Exposition etwa 60.000 Besucher gesehen. Wittenberg sei die einzige deutsche Stadt, in der die Schau nun gezeigt wird. Partner ist die Königlich Dänische Botschaft in Berlin.

Zur Eröffnung werden einige der in der Schau vertretenen Künstler in Wittenberg sein. Was übrigens den eingangs erwähnten Ib Monrad Jansen betrifft, so gibt es im Katalog auch mit ihm ein interessantes Interview. Der Leser erfährt, dass der Künstler 1500 (!) Stunden an dem Luther-Bild gearbeitet hat, wobei er einen Teil dieser Zeit auch mit Recherchen verbrachte.

Und was die im Bild-Titel geführte 50. These angeht, so hat diese „ihren Ursprung“ eben im Bau der Peterskirche, „der durch den Verkauf von Ablassbriefen finanziert wurde“. Zu sehen ist Hansens Ölgemälde in den Ausstellungsräumen der Stiftung im Schloss. (mz)

Das „Herz der Güte“ hat Viera Collaro geschaffen. Im Rahmen der „Thesen“-Ausstellung ist diese künstlerische Arbeit in der Wittenberger Stadtkirche zu sehen.
Das „Herz der Güte“ hat Viera Collaro geschaffen. Im Rahmen der „Thesen“-Ausstellung ist diese künstlerische Arbeit in der Wittenberger Stadtkirche zu sehen.
Klitzsch
Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin, beim Aufbau der Schau im Schloss
Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin, beim Aufbau der Schau im Schloss
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Die Restauratorin Filiz Kuvvetli aus Helsingør kontrolliert die Kunstwerke.
Die Restauratorin Filiz Kuvvetli aus Helsingør kontrolliert die Kunstwerke.
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