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Staatsstreich im Königreich Staatsstreich im Königreich: Putsch gegen selbsternannten König Peter Fitzek?

Von Steffen Könau 23.07.2015, 13:52
Wurde Peter Fitzek, Oberhaupt des selbsternannten Kleinstaats Königreich Deutschland gestürzt?
Wurde Peter Fitzek, Oberhaupt des selbsternannten Kleinstaats Königreich Deutschland gestürzt? Könau Lizenz

Wittenberg - Das Wort kommt nicht vor in dem Bekennerschreiben, das im Internet kursiert. Doch dass es sich um einen Putsch handelt, der den selbsternannten Kleinstaat Königreich Deutschland in diesen heißen Juli-Tagen erschüttert, ist dem Kleingedruckten zu entnehmen: „Angehörige des Königreiches“ hätten sich „versammelt“, steht da. „Zunächst wurde die bisher nicht vorhandene Gewaltenteilung eingerichtet und ein unabhängiges Gericht einberufen“, heißt es weiter. „Dieses Gericht hat Peter Fitzek aller seiner Ämter enthoben.“ Fitzek, bislang unumschränkter Herrscher im Fantasialand, habe „in der Staatsführung versagt, sich persönlich bereichert und auf Kosten der Gemeinschaft teure Urlaubsreisen ins Ausland“, die sich in schwerer Notlage befinde, unternommen.

An Stelle des Staatsgründers, eines gelerntes Kochs aus Halle, der als Videothekar arbeitete, ehe er in Wittenberg einen Esoterikladen eröffnete, regiere nun ein „provisorischer Staatsrat“. Dessen Ziel sei es, „die Streitigkeiten mit verschiedenen Behörden zu beenden, alle Gewerbebetriebe einschließlich Banken und Versicherungen einzustellen und im Rahmen der Möglichkeiten entstandene Schulden zu begleichen“. Mittelfristig sei geplant, das Königreich Deutschland aufzugeben und stattdessen eine „Lebensgemeinschaft auf der Basis freiwilligen Mit- und Füreinanders an einem anderen Ort und in Einklang mit der Rechtsordnung ins Leben zu rufen.“

Fitzek dementiert

Eine Ankündigung, die das Ende des vor drei Jahren in einer Wittenberger Fabrikhalle gegründeten Fantasiestaates bedeuten würde. Wenn sie denn wahr wäre. Die Urheber der Meldungen weigerten sich, direkt Auskunft zu geben. Peter Fitzek dagegen dementiert bereitwillig. Es gebe keinen Putsch oder eine Revolution, versichert der Staatsgründer, der sich selbst nicht Monarch, sondern „Fiduziar“, gut deutsch Treuhänder nennt. Es handele sich bei den im Internet kursierenden Erklärungen des provisorischen Staatsrates um „einen der üblichen Angriffe von Staatsfeinden“ seines nach wie vor auf einem aufgegebenen Krankenhaus-Gelände am Stadtrand von Wittenberg residierenden Staates. „Es gibt nicht nur eine Quelle solcher Angriffe, sondern zahlreiche, aber die Urheber sind uns bekannt“, behauptet Fitzek.

Der 50-Jährige hatte zuletzt im April Schlagzeilen gemacht, als er einen vielbeachteten Prozess verlor, in dem es um seine Versuche ging, mit Hilfe eines selbstausgestellten Führerscheins seines Königreichs legal Autofahren zu dürfen. Wenige Monate zuvor war der Mann, der sich auch „Menschensohn des Horst“ nennt, vom Amtsgericht Dessau wegen des unerlaubten Betreibens einer Krankenversicherung bereits zu einer Geldstrafe, der Zahlung der die Verfahrenskosten und dem Verfall von Vermögenswerten in Höhe des festgestellten Schadens von rund 46 000 Euro verurteilt worden.

Peter Fitzek ficht das alles nicht an. „Ich habe ein dickes Fell, ich kann es ertragen, wenn man mich als Spinner darstellt oder vor Gericht zerrt“, sagt er. Etwa zwölf Getreue harrten derzeit noch auf dem Staatsgebiet des Königreiches aus, obwohl die staatliche Bankenaufsicht Bafin dort im Zuge großangelegter Beschlagnahmungsaktionen im Zusammenhang mit Ermittlungsverfahren und der verfügten Abwicklung des Versicherungsgeschäftes „bis zum letzten Besen alles mitgenommen hat“. Der Abwickler sei derzeit dabei, die Vermögenswerte des Königreiches zu Geld zu machen. „Aber nach den zahlen, die ich kenne, wird alles unter Wert verscherbelt“, behauptet der König.

Gelungenes Sommerfest

Dennoch sei es ihm gelungen, vor kurzem ein „sehr erfolgreiches Sommerfest“ auf dem Staatsgebiet durchzuführen. „Es kamen Leute von weither, um sich unsere Konzepte anzuhören“, versichert Peter Fitzek. Von einem „zerstörten Vertrauen bei vielen ehemaligen Mitgliedern, Angehörigen und bei vielen anderen Menschen innerhalb und außerhalb des Königreiches“, das der selbsternannte Übergangsrat als Begründung für den vermeintlichen Staatsstreich anführt, habe er nichts bemerkt. „Mir geht es immer noch nur darum, dass Menschen sich selbst engagieren“, behauptet der Potentat, der vor wenigen Wochen auf den Spuren Luthers eigene „Thesen“ an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hatte. „Ich sage immer, alles, was wir tun, muss legal sein“, versichert Fitzek. Was aber nicht heiße, dass er sich von staatlichen Drohungen einschüchtern lasse. „Ich fordere Staatsanwaltschaft und Bafin ja immer auf, gegen mich zu ermitteln und mich anzuklagen, aber sie tun es nicht.“

Derzeit liege ein 262 Seiten umfassender Antrag beim Verwaltungsgericht in Frankfurt am Main, mit dem er durchsetzen wolle, dass die Bafin ihr Vorgehen gegen seine Versuche, „eine Alternative zum derzeitigen Gesundheitssystem zu gründen, aufgeben müsse. „Da warte ich auf eine Antwort.“ Offen ist zur Zeit auch, wie es im Verfahren um die selbstgemachte Fahrerlaubnis weitergeht. „Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen das Urteil eingelegt, jetzt geht es in die nächste Instanz.“ Dass eine Gruppe im Königreich wegen des „beherrschenden Einfluss von Peter Fitzek“ wie es bei den Putschisten heißt, gegen ihn rebellieren könnten, glaubt der König nicht. Und wenn, werde es eben so sein. „Ich habe damit kein Problem, ich könnte morgen etwas anderes machen.“ (mz)