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Seelig und Beck liegen fast gleichauf

Von KLAUS ADAM 29.11.2009, 19:49

KEMBERG/MZ. - Bei der Zahl von acht Bewerbern um das Amt des künftig hauptamtlichen Bürgermeisters von Kemberg rechneten schon im Vorfeld viele Helfer in den Wahlvorständen damit, dass es zur Stichwahl kommen werde. Und auch Bürger, mit denen die MZ vor den Abstimmungslokalen ins Gespräch kam, gingen davon aus, diesen Gang in zwei Wochen erneut anzutreten.

Um den Platz auf dem Bürgermeistersessel sofort zu beanspruchen, hätte ein Bewerber mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten müssen. Davon sind beide weit entfernt. Alle anderen sechs Kandidaten landeten weit abgeschlagen.

Bis zum Mittag ließ sich die Wahlbeteiligung allerdings recht schleppend an. Manuela Schwarz vom Kemberger Verwaltungsamt sprach von durchschnittlich 20 Prozent zur Halbzeit. Lediglich in Schleesen registrierten die Frauen hinter dem Schreibtisch deutlich mehr Haken auf ihren Wählerunterlagen, als sie zuvor selbst für möglich hielten. Am bereitstehenden Kaffee und duftender Stolle kann es kaum gelegen haben. "Es hatten alle schon gefrühstückt", erfuhr die MZ bei ihrem Besuch im Wahllokal. Dennoch - wer wollte, hätte sich laben können.

Während sich die Frauen vom Wahlvorstand verständlicherweise mit Meinungen zur Eingemeindung zurückhielten, wurde man im Feuerwehrgerätehaus schon deutlicher. Es sei doch schwer, die Eigenständigkeit aufzugeben, meinte Bianka Schulz. Sie ist nicht nur Jugendgruppenleiterin bei der Schleesener Feuerwehr, sondern auch Gemeinderätin. Eine Stadt zu werden, "wird lange dauern", meinte sie. Damit es schneller geht, kämpfe man um Neuwahlen für den Kemberger Rat. Damit die neuen Ortsteile auch ihre Vertreter darin haben. "Das geht aber nur, wenn der jetzige Stadtrat geschlossen zurücktritt", erklärte sie. Eigentlich hätte Schleesen zu Gräfenhainichen gewollt, so ihre Feuerwehrkameraden Steffen Grundmann und Hans-Jürgen Pannicke. Die frühere Kreisstadt sei für die Schleesener das eigentliche Zentrum für Arztbesuche, Einkauf und vieles mehr. Doch dann hätte Kemberg zu viele Einwohner eingebüßt, meint Pannicke. Allein 431 Wahlberechtigte waren am Sonntag zur Abstimmung gerufen worden.

Jemand aus Kemberg müsste es schon sein, der künftig die Geschicke leitet. Da waren sich Axel Klinger und Wolfgang Kursawe einig, die gemeinsam mit ihren Frauen gerade ins Wahllokal in Kembergs Innenstadt mochten. Klinger habe gar das Gefühl, "dass das Bürgerinteresse an der Wahl so groß war, wie noch nie". Das mag, schlussfolgerte er, an der Vielzahl von Bewerbern liegen. Genau das ist auch der Grund, warum Kursawe diese Wahl "sehr interessant" fand. Denn auch künftige Ortsteile hätten bekanntlich eigene Kandidaten aufgestellt.

Gedanken um die Folgen von Eingemeindung oder nicht müssen sich die Einwohner von Globig und Dorna nicht mehr machen. Sie haben vor knapp Jahres- und Zweijahresfrist diesen Weg schon freiwillig angetreten. Und so registrierten der Globiger Ortsbürgermeister Gerhard Schulz und seine Dornaer Amtsschwester Martina Ritter eine ganz andere Art von Problem: In ihren Orten stellten sich die Kandidaten nicht vor und so hätten einige Wähler der älteren Generation zum Teil Schwierigkeiten, sich zu entscheiden. Eben, weil sie einige der acht Kandidaten gar nicht kannten.

Eine Wählerin in Radis, für deren Tochter es gleichzeitig die allererste Wahl war, nahm ihre Entscheidung, wie sie nach dem Urnengang erzählte, keineswegs auf die leichte Schulter. Auch sie kannte nicht alle der Bewerber. Aber sie hatte sich am Vorabend bei Freunden informiert. Dadurch hatte sie dann doch einen anderen ins Kalkül gezogen, als sie zuvor schon im Blick hatte. Namen nannte sie jedoch generell nicht.