Prozess nach Unglück im SKW Piesteritz Prozess nach Unglück im SKW Piesteritz: Arbeiter starben, weil Ventil zu war

Wittenberg/MZ/mac - Tatsächlich: Nach monatelangen, überaus gründlichen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft vor dem Amtsgericht Wittenberg jetzt Anklage gegen drei Männer im Alter zwischen 35 und 53 Jahren aus Dessau-Roßlau und Wittenberg erhoben - wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung. Hintergrund ist das tragische Unglück, das sich vor knapp zwei Jahren auf dem Gelände von SKW Piesteritz ereignete und drei Menschen das Leben kostete. Es war der 19. September 2012, bei SKW lief eine Generalreparatur. Der Unfall stand in Zusammenhang mit Sandstrahlarbeiten an einer Ammoniakanlage in 40 Metern Höhe. Beauftragt war ein Spezialunternehmen aus Halle.
Wegen Sauerstoffmangels erstickt
Nach dem Ergebnis rechtsmedizinischer Untersuchungen sind die Arbeiter, die Schutzkleidung trugen, wegen Sauerstoffmangels erstickt. Die Ermittlungen ergaben laut Staatsanwaltschaft, dass sowohl Schutzhelme als auch Geräte zur Sauerstoffversorgung mangelhaft waren. Als Ursache aber ist letztlich ein geschlossenes Ventil am Druckluftbehälter ermittelt worden. Das verhinderte die Sauerstoffversorgung der Arbeiter, die ohne Vorwarnung das Bewusstsein verloren. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geschäftsführer des Spezialunternehmens und dem Bauleiter vor, entgegen einer betriebsinternen Anweisung nicht dafür gesorgt zu haben, dass sich während der Arbeiten Sicherheitspersonen im Sicht- und Hörbereich befinden, die den Arbeitern rechtzeitig die Schutzhelme vom Kopf hätten ziehen und so deren Leben retten können. Einem weiteren verantwortlichen Mitarbeiter lastet sie an, das Ventil am Druckluftbehälter nicht geöffnet zu haben, was auch der Bauleiter hätte prüfen müssen.
Die Angeklagten haben bislang eine strafrechtliche Verantwortung von sich gewiesen. Hauptverhandlungstermine sind derzeit noch nicht anberaumt, hieß es am Donnerstag.