1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Polizei: Polizei: Permanent im Einsatz

Polizei Polizei: Permanent im Einsatz

Von thomas tominski 10.06.2013, 16:14
Claudia Künne (links) und Ina Lehmann fahren ständig Streife durch die betroffenen Gebiete.
Claudia Künne (links) und Ina Lehmann fahren ständig Streife durch die betroffenen Gebiete. T. Tominski Lizenz

Wittenberg/MZ - „Die Lage ist stabil“, sagt Oberkommissarin Claudia Künne, die es bewundernswert findet, wie die Menschen in den betroffenen Gebieten mit der Hochwassersituation umgehen. „Manche haben mitten im Wasser ihren Grill aufgebaut“, erzählt die Leiterin Verkehrsüberwachung im Polizeirevier Wittenberg, die den Dialog mit den Bürgern vor Ort als sehr entspannt bezeichnet. Claudia Künne und ihre Kollegin Ina Lehmann (Polizeiobermeisterin) arbeiten derzeit im Zwei-Schicht-System zu je zwölf Stunden. Für die beiden Frauen ist der Einsatz in den Hochwassergebieten eine neue Herausforderung. „Wir hören uns sonst eher die Ausreden der Verkehrssünder an“, sagen sie und erzählen von ihrer Bestseller-Liste. „Manche sind ganz schön kreativ.“

Damm trennt Gartennachbarn

In Mühlanger hat der Schutz vor dem Hochwasser Spuren hinterlassen. Große sogar. Mitten durch die Kleingartenanlage „Am Anger“ verläuft jetzt ein meterhoher Damm, über den sich frühere Nachbarn nun nur per Zuruf verständigen können. In den Gärten vor den aufgeschütteten Erdmassen drückt das Wasser von unten in die Keller der Bungalows, auf der anderen Seite fangen die Besitzer an, ihre Gärten zu beräumen. „Die Entscheidung war richtig“, meint Carsten Schulz, der betont, dass im Leben alles ersetzbar ist. Er und seine Nachbarn haben sich mit der Situation arrangiert und hoffen nun, dass der Damm schnell wieder abgetragen wird. Schulz führt seine Arbeiten ruhig aus. Er habe das Jahrhunderthochwasser 2002 mitgemacht, sagt er, da stand das Wasser bis Unterkante Fenster seines Bungalows. „Da ist die derzeitige Lage doch komfortabel“, sagt er und zeigt mit einem Lachen an, dass er den Humor nicht verloren hat. „Wichtig ist, dass die Schäden schnell reguliert werden.“

Treffpunkt Spundwand

Die Spundwand in Gallin ist am Samstagabend gut besucht. Das Wasser der Elbe hat den Betonsockel erreicht und rauscht kräftig vorbei. Für die Anwohner stellt diese Situation keine Gefahr dar. 2002 hat es sie nur erwischt, weil die Wassermassen aus dem Nachbarort Iserbegka reingelaufen sind, erzählen sie, doch diesmal sei alles dicht. „Vor elf Jahren stand das Wasser 50 Zentimeter hoch im Gastraum“, erzählt die Chefin des beliebten Ausflugslokals „Zum Schiffchen“, Grit Walde-Stephan, die bis Freitag um 18 Uhr noch Gäste bedient hat. „Danach waren die Zufahrtsstraßen gesperrt“, so die Chefin, die insgesamt einen sehr entspannten Eindruck macht. „Ich habe keine Angst“, sagt sie und holt sich in der Runde weitere Bestätigungen durch Kopfnicken ab. Auch die Deichwächter erzählen, dass alles „sehr ruhig“ ist.

Entspannte Situation

Die Einwohner von Elster haben sich mit der Lage arrangiert. Viele sitzen vor den Häusern und diskutieren, die Notstromaggregate brummen. Im Hotel „Elb-Romantik“ wird auf einem Schild warmes Essen angeboten, auf der Terrasse sitzen Besucher und sehen sich den Sonnenuntergang an. Die beiden Polizistinnen werden freundlich begrüßt, die Lage ausgewertet, Hinweise notiert. Das einzige Problem, sagt Oberkommissarin Claudia Künne, seien die Hochwassertouristen, die Fotos schießen wollen. Diese parken mit ihren Autos die Rettungswege zu und haben kein Verständnis, wenn es dann verbal etwas heftiger zur Sache geht. Dies bestätigt auch Wittenbergs Polizeirevierleiter Marcus Benedix, der betont, dass es im Landkreis jedoch „nicht eine Plünderung“ gab. Seine zwei Kolleginnen genießen auch die romantischen Momente, die ihnen diese Katastrophe bietet. „Am Freitag haben etwa 30 Schwäne an der Bockwindmühle Elster Station gemacht. Ein tolles Bild“, erzählen sie und geraten ein bisschen ins Schwärmen. Überhaupt: Künne und Lehmann, die persönlich nicht vom Hochwasser betroffen sind, machen gern zusammen Dienst. Frauenpower im Auto - das fetzt! Der Blick auf die Elblandschaft macht sie wieder nachdenklich. „Es ist Wahnsinn, was die freiwilligen Helfer geleistet haben. Da ziehen wir zusammen den Hut.“

Kleingärtner Carsten Schulz zeigt Verständnis für die Schutzmaßnahmen.
Kleingärtner Carsten Schulz zeigt Verständnis für die Schutzmaßnahmen.
T. TOMINSKI Lizenz
Grit Walde-Stephan aus Gallin hat keine Angst vor dem Hochwasser.
Grit Walde-Stephan aus Gallin hat keine Angst vor dem Hochwasser.
T. TOMINSKI Lizenz