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Pflicht zur Gratulation eher die Kür?

04.01.2008, 18:04

Gräfenhainichen/MZ/hü. - "Ich halte schon immer Kontakt zu den Firmen", betont er und sagt: "Da könne jeder nachfragen." Und so sei sein Besuch bei besonderen Anlässen bisher immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Mehr Kür als Pflicht. "Natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten", sagt der Verwaltungschef, der in seinen Terminkalender für 2008 gleich 41 solcher nun Pflichttermine eintragen muss oder darf. 19 Mal wird der 10., 16 Mal der 15., zweimal der 20. und jeweils einmal der 30., 35., 50. und der 80. Geburtstag von Unternehmen gefeiert.

Die Namen der Jubilare - und auch das ist neu - werden im amtlichen Informationsblatt der Verwaltungsgemeinschaft veröffentlicht. Demnach gab gleich es am Neujahrstag Arbeit. Zu den Gratulanten zählte Rußbült aber nicht und bewies dabei ein glückliches Händchen. "Mein Taxibetrieb besteht erst im Mai zehn Jahre", wehrt Frank Breß die Glückwünsche der MZ ab. "Ich war auch schon mal ein Jahr zu früh", kennt Rußbült diese Situation. Das, was so einfach aussieht, könne durchaus kompliziert sein. So müsse der Tag der Gewerbeanmeldung nicht identisch mit der Geschäftseröffnung sein.

Rußbülts politische Konkurrenz zeigt sich mit der Umsetzung offensichtlich zufrieden. Bei den Gewerbetreibenden sei der Vorstoß der CDU "sehr gut" angekommen, betont Petra Kuhnert, die Pressesprecherin der Fraktion. "Wer sich über Jahre am Markt etabliert hat, verdient es auch, für seine Leistungen gewürdigt zu werden", so Frau Kuhnert. Erfolgreiche Firmen seien auch für die Stadt positiv.

Es war auch die Christdemokratin selbst, die den Stein im Sommer ins Rollen brachte. Sie warf Rußbült auf einer Ratssitzung vor, die Leistungen des Mittelstandes nicht "in ausreichendem" Maße zu würdigen. Selbst die "Karte der Stadt" treffe "drei Tage später" ein. Das habe zu unnötigen Verärgerungen geführt. Rußbült wies die Kritik schon damals als unbegründet zurück. Das änderte aber nichts am späteren Stadtratsbeschluss.

Solche Gratulationen sind in anderen Orten Alltag. "Dazu brauche ich kein Votum vom Gemeinderat", sagt Günter Gröbner (Linke). Der Zschornewitzer Bürgermeister verteilt stets Blumentöpfe, die sich ähneln. "Die suche ich immer selber aus. Begonnen habe ich mit Blumensträußen, aber Töpfe sind besser. Da erinnern sich die Firmenchefs länger an mich", so der Experte zu seiner Verfahrensweise.