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Personalie  Personalie : Mehr Präsenz am "Arsenal"

Von Marcel Duclaud 08.02.2019, 13:00
War schon Polizistin in Berlin und Dessau, seit 2015 gehört sie dem Wittenberger Revier an: Kriminaloberrätin Nadine Gößling.
War schon Polizistin in Berlin und Dessau, seit 2015 gehört sie dem Wittenberger Revier an: Kriminaloberrätin Nadine Gößling. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Premiere: Das Wittenberger Polizeirevier mit seinen rund 200 Mitarbeitern hat eine Chefin. Nadine Gößling übernahm den Posten von Marcus Benedix, der wie berichtet als Leiter ins Revier nach Dessau wechselte. Die Kriminaloberrätin ist zunächst amtierende Revierleiterin, der Job muss noch ausgeschrieben werden. Dass sie sich bewirbt, steht aber fest für die 42-jährige Mutter zweier Kinder.

Frauen als Führungskräfte

Dass nun eine Frau an der Spitze der lange männerdominierten Polizei in Wittenberg steht, hält sie für nichts Besonderes: „Für mich ist es ganz normal, dass es immer mehr weibliche Führungskräfte gibt. Ich möchte das auch gerne fördern“, kündigt die Polizistin an. Der Anteil der Frauen an der Gesamtbelegschaft im Revier bewege sich zurzeit in etwa auf dem bundesweiten Niveau - also bei einem Drittel.

Sich durchzusetzen sieht die Kampfsportlerin, die gemeinsam mit ihrem Mann einen Hapkido-Verein leitet, der rund 120 Mitglieder hat, nicht als große Herausforderung: „Ich bin daran gewöhnt.“ Auch daran, dass sie es in den Chefetagen überwiegend mit Männern zu tun hat. „Wer diesen Weg einschlägt, der ist darauf vorbereitet“, bemerkt sie.

Nadine Gößling, die eigentlich aus dem Spreewald stammt, hat bereits mehrere Stationen hinter sich: Sie habe „Polizei von der Pike auf gelernt und studiert“, sagt sie. Zunächst an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Berlin, später hängte sie ein Studium an der Hochschule der Polizei in Münster dran. Zwischendurch war sie zehn Jahre im Bereich Berlin Tempelhof und Schöneberg im Einsatz, ab 2008 im Revier und in der Polizeidirektion Dessau - Fachkommissariat polizeilicher Staatsschutz.

2015 wechselte die Polizistin, die über ihren Sport mit dem Beruf in Berührung kam, nach Wittenberg zum Revierkriminaldienst und wurde später auch Stellvertreterin von Marcus Benedix. Nach 24 Jahren Berufserfahrung hat sie nun Verantwortung für ein ganzes Revier - und einen Landkreis.

Dienst an und Schutz der Bevölkerung stehen für die Polizistin im Vordergrund, erklärt die Kriminaloberrätin und kommt auf lokale Schwerpunkte zu sprechen, von denen einer sicher das Einkaufszentrum Arsenal sei. Dort soll erst in der vergangenen Woche ein junger Mann mit einem Messer herumgefuchtelt und Passanten bedroht haben, es gab schon mehrfach andere kritische Situationen.

Nadine Gößling spricht von einem „beeinträchtigten subjektiven Sicherheitsgefühl“, dem zu begegnen sei - beispielsweise mit vermehrten gemeinsamen Streifen von Polizei und Stadtordnungsdienst in und um das Arsenal. Generell sei Wittenberg aber ein sicheres Pflaster und die Probleme seien vergleichsweise gering.

Was sich die Kriminaloberrätin erhofft, das sind sachliche Diskurse über heikle Themen wie „Arsenal“, offene Kommunikation und „Zivilcourage im täglichen Umgang“. Sie wünscht sich genaues Hinschauen, Hilfsbereitschaft und eine „Kultur des Kümmerns“. Bei Straftaten müsse nicht zwingend eingegriffen, zumindest aber das Telefon gezückt werden.

Mehr Kriminalität im Netz

Als einen weiteren Schwerpunkt nennt die neue Chefin nicht zuletzt Cyber-Kriminalität, die auch in der Wittenberger Region zunehme. Es gehe da um Betrug ebenso wie um Beleidigung und Bedrohung. Das erforderliche Spezialwissen haben Beamte des Reviers, versichert Nadine Gößling, besondere Fälle würden freilich abgegeben an die Polizeiinspektion in Dessau oder an das Landeskriminalamt.

Herausforderungen sind für die regionale Polizei unter anderem die weiten Wege im Landkreis und die nach wie vor angespannte Personalsituation. Zurzeit gebe es eine Reihe von Praktikanten im Revier, für die momentan zwar Zeit und Energie aufgebracht werden müssten, die aber hoffen lassen auf Verjüngung und mehr Mitarbeiter: „Das wird zu spüren sein, dauert aber noch ein bisschen.“

Der Job des Polizisten sei schön, weil vielseitig. Aber natürlich auch eine Belastung - physisch wie psychisch. Nadine Gößling hat für sich einen Weg gefunden, damit umzugehen: Hapkido, koreanische Kampfkunst. „Eine sehr effiziente Selbstverteidigung“, sagt die Revierleiterin und fügt hinzu: „Der Sport sorgt für geistigen und körperlichen Ausgleich.“ Sie trainiert drei bis vier Mal die Woche. (mz)