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Parteiprogramme statt klarer Antworten

28.08.2005, 17:17

Wittenberg/MZ/ast. - Die Diskussion war Teil des "Sommerevents 2005", das von der Jugendinitiative "Die Firma" organisiert wurde. Unter dem Motto "Mosaik - Jugend bewegt" fanden am Wochenende in der Stadt verschiedene Aktionen statt.

Mitglieder von Jugendorganisationen saßen bei der Diskussion Politikern gegenüber. Die Bundestagsabgeordneten Ulrich Petzold (CDU), Engelbert Wistuba (SPD), Sebastian Striegel (Grüne), Veit Kuhr und Eva von Angern (beide Die Linke.PDS) mühten sich um kompetente Antworten auf nicht ganz einfache Fragen. Die jungen Teilnehmer erkundigten sich, zum Beispiel, nach den Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche in der Politik. Laut Petzold sind "Jugendorganisationen im Parlament vertreten". Dennoch findet er es "höchst unbefriedigend, wie wenig Jugendliche sich in die Politik einbringen". Diese Haltung löste bei Wistuba erregten Widerspruch aus, da die Mitgliederzahl bei den "Jusos deutlich angestiegen" sei. "Jugendliche müssen merken, dass sie zu Wort kommen", betonte Wistuba. Jedoch seien die "Möglichkeiten für Jugendliche äußerst ungenügend", rief Veit Kuhr dazwischen. "Jugendparlamente schlafen ein, sie haben kein festes Budget zum Arbeiten", schimpfte er.

An dieser Stelle musste Moderator Florian Dietmann von der Servicestelle Jugendbeteiligung in Berlin durchgreifen, um einen aufflammenden Wahlkampf zu verhindern, damit die Jugendlichen tatsächlich zu Wort kommen konnten. "Ich habe extra ,Christiansen' geguckt, um mich auf diesen Abend vorzubereiten", sagte er und löste allgemeines Gelächter aus.

Trotz der ausgezeichneten Moderation kam es zu allerhand Missverständnissen. Es ging darum, wie die Gesellschaft Jugendliche unterstützt, die einen anderen Weg gehen wollen. Einen anderen Weg zu gehen bedeutet, nicht in eine Partei einzutreten, sondern unabhängig etwas zu erreichen. Auf diese - für Jugendorganisationen - spannende Frage gab es keine brauchbare Antwort. Stattdessen erhielten sie einen guten Rat von Petzold: "Wer in der Politik etwas bewegen will, muss lernen einen Haushalt zu führen. Ein sicherer Haushalt liefert die finanzielle Basis für Projekte."

Beendet wurde die Diskussion mit der persönlichen Erkenntnis einer Teilnehmerin, dass "unsere Demokratie schwer zu verstehen ist und darin die Ursache der Politikverdrossenheit bei Jugendlichen liegt". Zudem mache sich bei den Politikern "Jugendverdrossenheit" bemerkbar. Pit Jäckel, Alexandra Haberecht und Patrick Pietsch störte vor allem, dass zuviel "auf das Parteiprogramm eingegangen wurde". Für Alexandra war der Abend "viel Gerede um nichts".