Orgel in Straach: Orgel in Straach: Endlich wieder alle Register ziehen

Straach - Vor Jahresfrist war die örtliche Königin der Instrumente, die in Straach freilich lange Lumpen getragen hat, zuletzt im Blatt. Die MZ berichtete damals über die unmittelbar bevorstehende Generalsanierung der Orgel und interviewte dazu den Orgelbauer, Rainer Wolter. Ende August verabschiedete man sich mit einem Konzert von dem Instrument, und bald darauf sollte es auch schon losgehen mit den umfangreichen Reparaturen.

Knapp ein Jahr später kann Pfarrer Hans-Jakob Schröter sagen: Es ist vollbracht, der Löwenanteil der Arbeiten jedenfalls. Metallen blinken die neuen Orgelpfeifen den Besucher im Kirchenschiff von der Empore herab an. Sie hatten ersetzt werden müssen, da ein auch in dieser Hinsicht auf Kanonenfutter bedachtes System das Instrument im Ersten Weltkrieg gnadenlos zu militärischen Zwecken geplündert hatte; das hochwertige Material der Pfeifen wurde durch irgendetwas ersetzt - was die Orgel über die Jahrzehnte übelnehmen sollte - zuletzt soll sie sogar einmal mitten im Gottesdienst-Spiel plötzlich geschwiegen haben. Nun aber stimmt die Mischung wieder, es handelt sich um Zinn mit einem Bleianteil.

Von der Substanz her also generalüberholt, benötigt das historische Straacher Instrument, eine Geißler-Orgel, aber noch einige weitere Handgriffe, um wieder wohltönen zu können. Schröter nannte am Freitag bei einem Ortstermin mit Bürgermeister (die MZ berichtete) insbesondere einen neuen Motor, der noch fehle. Zwar jünger als die Orgel selbst, stammt der bisherige Motor immerhin auch schon wieder aus den 1930-er Jahren.

Für den 29. August kündigte Schröter bei dieser Gelegenheit schon mal ein Konzert zur so gut wie abgeschlossenen Orgelsanierung an. Ab 15 Uhr werden an dem Samstag Gesang und Instrumente erklingen, auch die Orgel soll schon eine Rolle spielen. Schröters Ehefrau Marianne, Theologin und Geschäftsführerin der Wittenberger Stiftung Leucorea, wird dann gemeinsam „mit Freunden aus Halle“ musizieren. Wie berichtet möchte sich die Straacher Kirche auch als Veranstaltungsort für Konzerte profilieren.

Die offizielle Orgelweihe wird unterdessen - auch wegen Corona - erst im kommenden Jahr stattfinden. Als Termin wurde Schröter zufolge bereits Anfang Juni ins Auge gefasst. Dann nämlich feiert der Ort Straach wie berichtet sein 630-jähriges Bestehen (nach). Auch dies ein Indiz für ein gedeihliches Miteinander von Christen und Nichtchristen, welche bekanntlich auch in Straach eine überdeutliche Mehrheit haben.

Möglich wurde die Generalsanierung der lange vernachlässigten Orgel durch eine Spendenkampagne. Die Wittenberger Lions und die Volksbank steuerten erhebliche Summen bei. Dass die benötigten 45.000 Euro am Ende zusammenkamen, ist freilich, wie Ortsbürgermeister Klaus Eckert (Freie Wähler) betonte, auch dem finanziellen Engagement Straacher Bürgerinnen und Bürger zu verdanken: „Auch die, die nicht zur Kirche gehen“, so Eckert, hätten den Geldbeutel geöffnet - im Bewusstsein, dass es sich für den gesamten Ort um ein, um ihr Denkmal handelt.

Und wer partout nicht hineingehen möchte in ein Gotteshaus, weil ihm das doch zu fremd ist, der könne sich, so Pfarrer Schröter, ja auch einfach neben die Kirche stellen: Die Orgel wird sich auch dort draußen hören lassen. (mz)