Naturgarten in Wittenberg Naturgarten in Wittenberg: Schweizer Pavillon ist luftige Angelegenheit

Wittenberg - Ulrike Herrmann steht neben dem Holzgerippe, durch das ein eisiger Märzwind pfeift, und sagt: „Jetzt fehlt nur noch das Dach.“ Einige Umstehende fröstelt. Und die Wände?
In den zurückliegenden Wochen ist hier auf dem Gelände des Wittenberger Naturgartens „Vergissmeinnicht“ der so genannte Schweizer Pavillon an neuer Stelle wiederaufgebaut worden, es handelt sich um ein Geschenk der Schweizerisch Evangelischen Kirche an die Stadt Wittenberg (siehe hierzu auch „Erbe von 2017“). Ulrike Herrmann ist die Bauleiterin des Projekts, das nun Ende März abgeschlossen sein soll, wie die Verwaltung am Freitag anlässlich eines Ortstermins mitteilte.
„Der Weg war holprig“, erinnert Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) an den Verlauf nach der Annahme des Geschenks. Zwar war alsbald ein passender Standort gefunden worden, eben der Naturgarten, allerdings ergab laut Herrmann eine Baugrunduntersuchung 2018, dass der Untergrund - ein verfüllter Teich - „nicht wirklich geeignet“ war.
Ein Fundament musste gelegt werden, dies geschah im vergangenen Jahr. Allerdings musste dann, bevor es an den Wiederaufbau des Holzbauwerks gehen konnte, auch die Gesamtstatik neu berechnet werden - der Pavillon von 2017 war schließlich nur als temporäres Bauwerk errichtet worden, nun aber soll er ja von Dauer sein.
Mit rund 125.000 Euro an Baukosten kommt das Geschenk die Stadt Wittenberg nicht ganz preiswert, allerdings sind wie bereits mehrfach berichtet großzügige Spender gefunden worden, die mit ihrem Geld die Nutzung des Pavillons als „Grünes Klassenzimmer“ ermöglichen. Es geht um Umweltbildung für Schulen und Kitas, wie sie vor Ort ja auch bereits durch den Naturgarten betrieben wird. Seit 2014 besteht für „Vergissmeinnicht“ ein entsprechender Pachtvertrag zwischen der Stadt und dem Unternehmen BVIK gGmbH Köthen.
Wie die derzeitige Leiterin des Naturgartens, Nicole Grundmann, am Freitag erklärte, freue man sich, mit den Kindern künftig „draußen“ in den neuen Räumlichkeiten, die der Schweizer Pavillon bietet, arbeiten zu können. Das luftige Haus passe „ideal in diese Zeit“, meinte mit Blick auf die nicht verschwinden wollende Corona-Pandemie auch Oberbürgermeister Zugehör.
Aber was ist jetzt mit den Wänden? Das waren schon in den Wall-Anlagen keine, hieß es, bloß Planen. Bei Bedarf will man später einmal neue anschaffen.
Erbe von 2017
Anlässlich des Jubiläums zur 500. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlags fand im Sommer 2017 über mehrere Monate hinweg eine so genannte Weltausstellung von Kirchen und kirchlichen Anbietern in den Wittenberger Wallanlagen statt. Als ein Objekt davon wurde auch der Schweizer Pavillon aufgestellt, und zwar im westlichen Teil des Grüngürtels rund um die Altstadt. (mz)