Musikschule in Wittenberg Musikschule in Wittenberg: Vom Keyboard bis zum Dudelsack

wittenberg/MZ - Abseits der großen Kreismusikschule Wittenberg ist in den vergangenen Jahren ein kleines, aber interessantes Pendant herangewachsen: die Musikschule der Wittenberger Hofkapelle, geleitet von Thomas Höhne und Gesine Friedrich.
Ins Gehege kommen sich die Einrichtungen nicht, was auch mit verschiedenen Konzepten zu tun hat. Zwar bieten Friedrich und Höhne in den Räumen in der Pfaffengasse die Klassiker unter den Instrumenten an - Blockflöte etwa oder Klavier, Keyboard und Gitarre. Auch Geigenunterricht gibt es, für den eigens aus Leipzig die Musikerin Friedrike Lehnert anreist. Aber - und darin liegt ein wesentlicher Unterschied - man kann in der Pfaffengasse eben auch den Umgang mit Musikinstrumenten der Renaissance erlernen, was daran liegt, dass sich Höhne mit seiner Hofkapelle wie kaum ein anderer in der Region der Pflege einer historischen Aufführungspraxis verschrieben hat. Gambe? Laute? Fidel? Dudelsack? Bitte sehr!
Etwa 80 Quadratmeter stehen im Kursraum in Wittenberg zur Verfügung, „das reicht, weil wir ja kein Breitbandangebot haben“, sagt Höhne. Was im Übrigen das Konzept betrifft, so betont er, man habe natürlich einen Leistungsanspruch, aber der allgemeine Druck sei geringer. „Wir wollen keine Supersolisten ausbilden. Es geht ums gemeinschaftliche Musizieren.“
Zur Schule gehört auch das Jugendorchester „Praetorius Consort“ der Hofkapelle in Bad Schmiedeberg, auch dort unterrichten Friedrich und Höhne. Projektförderung gebe es von Stadt und Land, letzteres sehe die Musikschule und das Consort als „Gesamtkonzept“; ansonsten finanziere man sich über die Kursgebühren und eigene Einnahmen. Auf die Frage, ob die Musikschule ein echtes Standbein (auch im Sinne finanzieller Absicherung) ist, winkt Höhne ab. Doch denkt er so vermutlich gar nicht, im Vordergrund mag der Wunsch stehen, jungen Menschen etwas vom Reichtum alter Musik zu vermitteln. Für diese Haltung spricht auch die Nachwuchsförderung bei dem von Höhne begründeten Wittenberger Renaissancemusikfestival.
Das Festival ist ein Kapitel für sich. 2011 wurde bekanntlich ein Kooperationsvertrag für mehr Sicherheit geschlossen, zu den Partnern gehören u. a. die Stiftung Luthergedenkstätten und die Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH. Höhne ist jedoch weiterhin künstlerischer Leiter. 2013 findet das Festival zum achten Mal statt - neben arrivierten Ensembles wie „Oni Wytars“, das am 27. Oktober das Eröffnungskonzert gestaltet, wird dann erneut das „Praetorius Consort“ spielen und zeigen, was man bei Höhne und Friedrich lernen kann. Einen Eindruck davon, was in der Musikschule vermittelt wird, erhalten Interessierte bereits zu „Luthers Hochzeit“ im Juni. Dann sollen die Türen in der Pfaffengasse weit geöffnet werden.