Likörfabrik geht der Saft aus
Zahna/MZ. - Als Insolvenzverwalter will der Berliner Fachanwalt Joachim Voigt-Salus den Geschäftsbetrieb erhalten.
"Das kann ich nicht glauben", reagierte Reinhold Schmidt (CDU) fassungslos auf die Hiobsbotschaft. "Nein, es gab keine Anzeichen für finanzielle Schwierigkeiten. Vor ein paar Wochen wurden ein paar Leute entlassen, weil das Wintergeschäft wohl nicht so lief. Aber diese Entwicklung haut mich aus den Socken", zeigte sich der stellvertretende Bürgermeister erschüttert. Ähnlich erging es Klaus Eckert, dem Vorsitzenden des Gemeinschaftsausschusses der Verwaltungsgemeinschaft "Elbaue-Fläming": "Ich mag mir gar nicht ausmalen, was diese Katastrophe für die ganze Region bedeutet. Das Bild, das wir von der Likörfabrik hatten, war das eines erfolgreichen und gesunden Unternehmens."
Nur wenig überrascht zeigte sich aber Engelbert Wistuba. "Ich war über bestimmte Dinge informiert. Wir haben vieles versucht. Und ich habe immer noch auf eine Lösung gehofft", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete, der die Insolvenz als "schweren Schlag gegen die Zahl der Arbeitsplätze im Landkreis Wittenberg" bezeichnete. Er glaube nicht, dass "aus der Konkursmasse" wieder ein "größerer Betrieb" entstehen könne. Der Markt sei hart umkämpft.
Dagegen nahm sein Selbitzer Bundestagskollege Ulrich Petzold die Pleite-Nachricht geschockt zur Kenntnis. "Bis zu diesem Augenblick wusste ich nichts von den Problemen", so der CDU-Kreisvorsitzende. Er habe sich mehrfach um ein Gespräch mit der Unternehmensführung bemüht. Interesse an politischer Unterstützung verspürte er jedoch nicht.
Seit 1991 gehört die Fläminger Spirituosen GmbH zur Berliner "drinks & food"-Gruppe. Auf der Homepage des europaweit agierenden Verbundes wird Zahna als "stetig wachsendes Unternehmen mit kontinuierlich steigenden Absatzzahlen" angepriesen. Zahna sei für "drink & food" zum zentralen Produktionsstandort geworden. Was die Insolvenz für die Firmengruppe bedeutet - zu der GmbH zählen fünf weitere Töchter, eine davon in Polen - ist unklar. Sowohl von dem Zahnaer Betrieb als auch von der Berliner Zentrale war gestern Abend keine Stellungnahme mehr zu bekommen.
Die Fläminger Spirituosen hatten sich erst im Januar mit ihrem Sortiment von 30 Likören auf der Grünen Woche in Berlin präsentiert. Verkaufsschlager ist der Kräuter "Fläminger Jagd", der 2005 rund vier Millionen Mal verkauft wurde. Der Jahresumsatz soll sich zuletzt auf rund 220 Millionen Euro belaufen haben.