Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Mit Kuh zum Berufserfolg
SACKWITZ/MZ. - Auch Kevin Olschewski ist dabei, doch von Aufregung keine Spur. Seit drei Jahren lernt er im Milchhof Radis. "Ich habe durch meinen Bruder die Landwirtschaft kennen gelernt", erzählt der 19-Jährige.
Der habe ihn oft mitgenommen, durch ein Praktikum hat sich bei Olschewski dann der Berufswunsch verfestigt. "Zwar war es in der ersten Zeit schwer, sich an die Arbeitszeiten zu gewöhnen", erzählt er, aber mittlerweile hätten sich auch seine Freunde daran gewöhnt, dass er nicht jedes Wochenende zur Disco gehen kann.
Von zwei Prüfern wird der angehende Tierwirt an die verschiedenen Stationen begleitet. "Es werden zwei Bereiche begutachtet", erklärt Gabriele Liermann, Berufsberaterin beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt. Dazu gehören die Versorgung der Rinder und die Produktion von Milch-, Zucht- und Schlachttieren. Insgesamt lassen sich acht Auszubildende testen. Sie kommen beispielsweise aus Selbitz, Trebitz, Quellendorf oder aus Großzöberitz.
Olschewskis Prüfung beginnt mit der Bestimmung von Futtermitteln. Dafür stehen über 20 Behältnisse bereit. Zuerst schaut sich der 19-Jährige die Maissilage genauer an. "Darin sind viele Körner enthalten", erklärt er den Prüfern. Das bringe der Kuh Energie. Kraftfutter, Ergänzungsfutter und Konzentratfutter muss er zuordnen können. Dann sieht er sich die Laborwerte genauer an. Der Energiewert liegt laut Protokoll bei 6,7 Prozent. "Das ist sehr gut", meint Olschewski. Die beiden Prüfer nicken.
Dann wird die Aufgabe schwieriger. Futter für eine Kuh von 650 Kilogramm, die 25 Liter Milch produzieren soll, wird zusammengestellt. "Kevin macht sich gut", erklärt Prüfer Hubert Rettel von der Agrargenossenschaft Selbitz. Dann geht es in den nächsten Stall. Hier reinigt der junge Mann eine Tränke. "Das sollte aus Hygienegründen einmal am Tag gemacht werden", sagt er und beseitigt mit der Bürste den Schmutz. Die herumstehenden Kühe sind wenig beeindruckt. Einige gucken interessiert. "Hier in der Prüfung machen wir nur Sachen, die für mich Alltag sind", sagt Olschewski. Er hat ein gutes Gefühl bei der Prüfung.
Dabei ist es nicht leicht, guten Nachwuchs zu finden, meint Jürgen Riemschneider, in der Agrargenossenschaft Meuro für die Sackwitzer Tierproduktion zuständig. Im vergangenen Jahr konnte er keinen Lehrling einstellen, weil es niemanden mit entsprechender Qualifikation gab. Schließlich habe der Beruf auch immer mit Technik zu tun, wie etwa bei der computergesteuerten Versorgung der jungen Kälber. "Außerdem ist es natürlich viel Arbeit und das jeden Tag", sagt der Landwirt, der seit 30 Jahren in seinem Beruf tätig ist. "Für uns ist es deshalb schön, Gastgeber für den Nachwuchs zu sein."
Nach dem praktischen Teil steht nächste Woche die Theorie an. Wenn Kevin die überstanden hat, möchte er drei Monate weiter in Radis arbeiten. Dann geht er zur Bundeswehr. Sein Berufswunsch bleibt aber Tierwirt, nur wo - das müsse sich noch zeigen.