Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: «Haus Eisenhammer», ein Ort zum Hämmern
tornau/MZ. - Der Klang der Trommel fliegt weit, soll wachrütteln und ein Ausrufezeichen sein. Niemand will sich verstecken im "Haus Eisenhammer". Im Gegenteil. "Wir sind hier mittendrin. Mit den Nachbarn gibt es ein gutes Verhältnis", erzählt Sigrun Leine. Sie ist Leiterin der Einrichtung, in der unter Trägerschaft der landeseigenen Salus gGmbH Kinder und Jugendliche betreut werden.
Alternative zur Untersuchungshaft
Es geht um Vermeidung von Untersuchungshaft sowie die weitere Betreuung straffällig gewordener junger Menschen, um die Vermittlung von Kenntnissen, Selbstwertgefühl, Lebenszielen. "Unsere Bewohner sollen sich einbringen, neu orientieren und Erfolgserlebnisse erfahren", bestätigt Sigrun Leine, die sich freut über eine neue Errungenschaft am Eisenhammer.
Für insgesamt 250.000 Euro entstand ein Werkstattbereich, der Platz für Holz-, Metall- sowie Malerarbeiten bietet und einlädt, Kreativität auszuleben. Die Werkstatt ist ein Beispiel für gemeinschaftliches Handeln. Zwar waren Unternehmen bei der Bauausführung beteiligt. Ein großer Teil der Arbeiten sei aber auch von Jugendlichen selbst mit erledigt worden. Gleich zu Beginn 2008 hätten die Bewohner angepackt, als es um den Abriss der alten Baracke gegangen sei, blickt die Eisenhammer-Chefin zurück. "Horch mal wer da hämmert", denkt sie mit einem Augenzwinkern an den Beginn der Arbeiten, an die Anfänge in den neuen Räumen zurück.
Patienten liefern Innenausstattung
Die Planung für die Werkstatt lag in den Händen der Salus-Tochter Integra. Ein Teil der Innenausstattung wurde von Patienten des Maßregelvollzugs in Lochow gefertigt. Ständersysteme für den Maler- und Kreativbereich gehören dazu. Hier können Bewohner vom "Haus Eisenhammer" unter Anleitung frei agieren. "Sie sollen sich ausleben, auch runterkommen und ruhig werden", erzählt Jürgen Rettel. Er betreut die Bewohner des Hauses, zu denen der 14-jährige Benjamin gehört.
Er ist in der Werkstatt ein ganz normaler Teenager mit den ganz üblichen Verhaltensweisen. Mal murrt er, dann ist er begeistert und hilft. Benjamin klebt eine große Tafel mit Klebeband ab. Der junge Mann hilft, bekommt ein Dankeschön. Das so Normale ist für den Großteil der Bewohner des Eisenhammers oft ganz neu. "Sie müssen es lernen", heißt es gleich mehrfach an diesem Vormittag, der zeigen soll, dass die Einrichtung bei allen spezifischen Aufgaben nicht mehr und auch nicht weniger als Wohnort für junge Leute ist: mit Ein- und Zweibettzimmern, Gemeinschaftsräumen, Garten, einem Waldsee und der Schwitzhütte, einer selbst errichteten Sauna direkt am Wasser.
Zusammenarbeit mit Heideverein
"Wir arbeiten seit Jahren mit dem Haus zusammen", bestätigt Heidi Hanl vom Verein Dübener Heide. Zum Beleg hat sie Wegweiser und Informationen zum Baumtheater mit seinen sprechenden Bäumen mitgebracht. Leute aus dem Eisenhammer haben ihre Spuren hinterlassen und sollen das zusammen mit den Gästen auch auf der großen Holztafel tun, die Benjamin gerade vorbereitet hatte. Jürgen Rettel lässt den Stift kreisen. Flächen in willkürlicher Form entstehen. In der Kreativwerkstatt sollen sie ausgemalt werden. "Wenn alles fertig ist, wird das ein Wandbild fürs Haus."