1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Karneval in Oranienbaum: Karneval in Oranienbaum: Narren machen klar Schiff

Karneval in Oranienbaum Karneval in Oranienbaum: Narren machen klar Schiff

Von Andreas Behling 31.01.2016, 17:17
Gardetanz - Die Ranjnboomer Narrengilde feierte am Sonnabend.
Gardetanz - Die Ranjnboomer Narrengilde feierte am Sonnabend. Behling Lizenz

Oranienbaum - Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff? Bloß keine Bange! Die Segel hatten keine Flicken. Die Planken wiesen keine Risse auf. Auch ist niemand über Bord gegangen, so dass „Kapitän“ Kevin Johannes keine Rettungsringe verteilen musste. Das Traumschiff der Oranienbaumer Faschingsfans steuerte zielsicher von Hafen zu Hafen, wo an jeder Station beste Laune herrschte. Da mochte sich der Schnee türmen oder die Sonne herabbrennen.

Getreu dem Motto „Auf den Wellen reiten durch fünf Jahreszeiten“ war es vor allem wichtig, unter jedweden klimatischen Bedingungen das richtige Kostüm an Bord zu haben. Und sich instinktsicher zu gewanden, das war zur Hauptveranstaltung der Ranjnboomer Narrengilde im „Goldenen Fasan“ nun wahrlich das kleinste Problem. Im voll besetzten Saal, in dem die Stimmung stets aufwogte und niemals abebbte, tummelten sich Damen- und Mannschaften aus aller Herren Länder. Sogar Abgesandte der Unterwelt wurden gesichtet.

Gar nicht gruselig war freilich das jeden Geschmack bedienende tänzerische Programm, das von der Crew aufs Schiffsdeck gelegt wurde. Da mochten die Planken noch so sehr schwanken, keiner der Beteiligten ließ sich aus dem Takt bringen. Ob nun die „Kathrinchen“, die im Verein in jeder Altersgruppe zu Hause sind, oder die schon etwas mehr Jahre auf dem durchtrainierten Rücken schleppenden „Alten Kruken“: Die Schrittfolgen saßen perfekt. Da stimmte die Richtung, obgleich Bernd Karn aus der Bütt heraus frotzelte: „Geht die Sonne auf im Westen, sollte man den Kompass testen.“ Sein Bonmot „Dort, wo Narrenherzen schlagen, kann man das Leben noch ertragen“ wollte wohl niemand in der illustren Runde in Abrede stellen. Dass es im Brustkorb manchmal vorm Auftritt aufgeregt puckert, ist nur zu verständlich. Doch weder den Ranjnboomer Sängerknaben, die Veronika darlegten, der Lenz sei nun da, noch den „Großen Katharinchen“, die als Zuckerpuppen nach der fetzigen Musik von Andreas Gabalier Oktoberfest-Flair entfachten, war übermäßiges Lampenfieber anzumerken. Dafür raste der Puls, als es sich Baywatch-Nixe Pamela Anderson und Strandwächter David Hasselhoff im knallroten Gummiboot bequem machten.

Dass dieser Kracher nach knapp zwei Stunden noch eine Steigerung erfahren könnte, war keine ausgemachte Sache. Doch es gelang! Beim Can-Can schmuggelten sich mehr (behaarte) Beine als üblich in die Reihen, und bei „Shut Up and Dance“ von Walk the Moon machten sich die Wellenreiter endgültig auf, irdische Gefilde zu verlassen. (mz)