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Karneval in Gräfenhainichen, Trebitz und Pretzsch Karneval in Gräfenhainichen, Trebitz und Pretzsch: Die Narren sind los!

Von Karina Blüthgen und Ulf Rostalksy 02.03.2014, 18:30
Die Milch macht’s, fehlt nur die Schokolade. In Gräfenhainichen, Trebitz und Pretzsch sind die Narren los.
Die Milch macht’s, fehlt nur die Schokolade. In Gräfenhainichen, Trebitz und Pretzsch sind die Narren los. BAUMBACH Lizenz

Gräfenhainichen/Trebitz/Pretzsch/MZ. - Drei Karnevalsumzüge, in Trebitz, Pretzsch und Gräfenhainichen, lockten am Sonntag das närrische Volk an die Straßen des Landkreises.

10.000 Zuschauer in Trebitz

Mit „Helau“ dürften die Trebitzer in ihrer 61. Session wieder einmal die 10.000er Marke bei den Zuschauern geknackt haben. Bei Sonnenschein und vorfrühlingshaften Temperaturen nahmen die Umzugsteilnehmer aus dem Ort selbst und der Umgebung in über 20 Bildern und Wagen sowohl lokale Ereignisse wie auch die große Politik gehörig auf die Schippe.

„Achtung, nicht wecken, ich schlafwandle“ hieß es unter anderem im Trebitzer Umzug zum Landesslogan der Frühaufsteher. Passend dazu schlichen Gestalten im Nachthemd über den Asphalt. „Es lohnt sich nicht, früh aufzusteh’n und dieses Elend anzusehen“ wurde zum selben Thema gereimt.

Die Abhöraffäre fand ebenfalls in Wort und Bild dankbare Aufnahme in die Umzüge. „Die NSA kann uns mal, auch ohne Handy war’s genial“, hatte die Pretzscher Jugend auf ihrem Rock’n’Roll-Wagen jede Menge Spaß.

Banker in Sparschweinen nahmen von Trebitz aus die Steuerparadiese und -hinterziehung aufs Korn. Der nachfolgende Wagen nahm sich das neue Königreich in Wittenberg vor und rollte mit dem Spruch: „Närrische Reichsbank: Geld weg? Geh zu Fitzek.“

Eine Gruppe Raben fand die Schlagwörter eher im lokalen Bereich. „Wir ärgern uns rabenschwarz über...“ wurde ergänzt mit Bahnhof, Bundesstraße, Eingemeindung, kein Saal mehr und fehlender Einkaufsmarkt. Da konnte sich der Zuschauer das Beste heraus suchen. In Sachen Einkauf hatten die Trebitzer übrigens eine Lösung parat, die sich schon in Berlin bewährt hat. Ein Rosinenbomber flog mit dem passenden Satz: „Luftbrücke, wir schließen die Versorgungslücke.“

Selbst die Feuerwehr in Trebitz hat ein passendes Motto gefunden: „Guter Rat ist Feuer.“

Gräfenhainichens Bürgermeister Harry Rußbült stakste etwa im Storchenkostüm, begleitet von einem Dutzend Frösche aus der Verwaltung und dem Stadtrat, auf der Umzugsmeile. Das ist doch wirklich eine klare Botschaft. (KBL)

Die Olympischen Winterspiele standen zum Beispiel im Fokus der „Dopinghelfer“. „Kaum fängt’s in Deutschland an zu wintern, da stürzen wir schon auf den Hintern“, hieß es zu mancher verpassten Qualifikation für Sotschi. Die Trebitzer Löschgruppe hatte sich die Gießkannen auf den Kopf gestülpt und teilte unter dem Motto „Guter Rat ist Feuer“ fleißig Getränke aus. Und die sportlichen Seegrehnaer Frauen von „Step & Fun“ präsentierten sich als Camp der Dschungelstepper. Außerhalb der Jubiläumsjahre organisiert sich die Mehrzahl der Teilnehmer familien- oder straßenweise. Rabenschwarzer Humor war da zu sehen, wenn die schwarzen Gesellen zum Beispiel den geschlossenen Einkaufsmarkt, die kaputte Bundesstraße und den fehlenden Saal im Ort ansprachen.

Klein und liebevoll gestaltet in Pretzsch

Um einiges kleiner, aber ebenso liebevoll gestaltet zogen die Pretzscher durch ihr kleines Städtchen. „Fußvolk“ nannte sich eine Gruppe aus Priesitz und Pretzsch, und sie steckten tatsächlich in überdimensionalen Füßen. Den passenden Duft dazu hatten die „Stinktiere“ in passenden schwarz-weißen Kostümen, und was den Zuschauern rechts und links der Umzugsstrecke dabei entgegen schlug, hätte manch ungewohnte Nase durchaus in die Flucht schlagen können.

Im Pretzscher Umzug ist es Brauch, dass die originellsten Ideen aus dem Kostümball noch einmal zu sehen sind. So verteilte ein Gorilla Bananen, ein paar Teufel ließen die Hölle rufen und die bei der letzten Flut gestrandeten Piraten durchfuhren geisterhaft wie Filmkapitän Jack Sparrow die Straßen. Die Karnevalsfrauen hatten sich als „Postmiezen“ gewandet, und auf dem gelben Wagen lagen jede Menge Pakete. Die waren von den Mitgliedern liebevoll gepackt, an das Prinzenpaar adressiert und wurden zum Schluss vor der Haustür gestapelt. Ein netter Brauch.

Jubiläum in Gräfenhainichen

Bunt, laut und wirklich lang: Der Rosensonntagszug in Gräfenhainichen machte seinem Namen alle Ehre. Die Karawane der Narren ist noch immer die größte in der Heide und zog am Sonntag einmal mehr Hunderte Schaulustige an. Zufall oder perfekter Plan? Der Zug umfasste genau 40 Bilder. 40 Jahre auf dem Buckel hat auch der Gräfenhainicher Carneval Club (GCC).

Elferratsmitglied Frank Siwek hält sich zurück mit Deutungen und verweist viel lieber auf die Besonderheiten der Jubiläumskarawane. Der schloss sich am Sonntag erstmals seit Jahren wieder das Wappentier der Hänicher an. Der Esel trottete in aller Seelenruhe durch die Stadt. „Hänichen Ojeh.“

Vielfalt ist seit einer halben Ewigkeit das Markenzeichen des Rosensonntagszuges, der längst nicht mehr eine reine GCC-Angelegenheit ist. Mit von der Partie waren gestern neben den Hausherren der Möhlauer Faschingsclub, die Ranjenboomer Narrengilde, der Karnevals-Club-Kemberg sowie die Jecken aus Schlaitz, Söllichau und Rehsen. „Helau“, „O-La-La“, „Schlaitzer Mief“, „Hänichen Ojeh“: Die Narrenschar spricht viele Sprachen und hat jede Menge Freunde.

Die CDU richtet nicht nur an das närrische Volke eine klare Botschaft. Christian Tylsch und Enrico Schilling ließen keinen Zweifel an eigenen Ambitionen aufkommen. Der eine will noch in diesem Jahr auf den Landratsstuhl. Schilling will 2015 ins Gräfenhainichener Rathaus. „Zwei Asse trumpfen auf.“ Politische Botschaften waren ansonsten eher wenig zu vernehmen. Stattdessen tobte die Party.