Hotelschiff Junker Jörg Hotelschiff Junker Jörg: Hin und her am Schiffsanleger

Wittenberg - Hin und her: Das absurde Theater um den Liegeplatz für „Junker Jörg“ geht weiter. Verschärft wird die schwierige Situation durch die sich warm laufende Saison, mehr und mehr Schiffe steuern auf der Elbe Wittenberg an, der Platz an den Anlegern wird knapp.
Was bedeutet, dass das Hotelschiff „Junker Jörg“ bisweilen die so genannte KDE-Anlegestelle unterhalb des Obi-Baumarktes räumen muss. Dort liegt das Hotelschiff seit über einem Monat, weil Jan Harnisch, einer der beiden Besitzer, des über 90 Meter langen Bootes mit seinen Kabinen, Suiten, mit Restaurant und Sonnendeck, den östlich gelegenen Liegeplatz, wo die kleine Schwester „Lutherstadt Wittenberg“ festmacht, nicht wie ursprünglich geplant nutzen darf.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hat Einspruch erhoben - unter anderem aus statischen Gründen und weil ein Teil von „Junker Jörg“ in den Schutzhafen ragen würde. Nun ist zwar ein Kompromiss gefunden, ein zusätzlicher Anleger soll zwischen KDE-Liegeplatz und dem Anleger der „Lutherstadt Wittenberg“ errichtet werden. Nur braucht das Zeit.
In die Querelen zwischen den Eignern der „Junker Jörg“ und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt haben sich verschiedene Institutionen und Personen eingeschaltet, darunter die Stadt und das Bundes-Verkehrsministerium. Was auch mit dem Jahr des Reformationsjubiläums zu tun hat und mit dem Interesse an ausreichend touristischer Infrastruktur. Die Behörde in Dresden hat indes auch eine Ausnahmegenehmigung abgelehnt, unter anderem mit dem Verweis auf die Sicherheit und die Notwendigkeit, den Schutzhafen komplett zur Verfügung zu haben. Dass es mit der Kompromissvariante, einem zusätzlichen Anleger, so lange dauert, hat nicht zuletzt mit dem Plan einer neuen 130-Meter-Wendestelle zu tun, die nun in ihrer Achse 30 Meter nach Osten versetzt werden muss.
Wie lange, ist unklar. Die Behörde in Dresden geht vom zweiten Halbjahr 2018 aus, Harnisch, der dankbar ist, dass überhaupt eine Lösung in Aussicht steht, hofft, dass es schneller geht. Denn zum einen muss die eigens gegründete Luther Travel Cruises GmbH natürlich zahlen, wenn sie fremde Liegeplätze nutzt.
Zum anderen zerrt die Ungewissheit an den Nerven, die Standortwechsel sind überdies den Gästen nicht leicht zu erklären.
Wenn, wie bereits mehrfach geschehen, zwei lange angemeldete Kreuzfahrtschiffe den KDE-Anleger im Hafen ansteuern, muss „Junker Jörg“ weichen. Erlaubt ist nur „Doppellage“. Deshalb hat Harnisch mit der Reederei Viking Kontakt aufgenommen, der die beiden Liegestellen in Kleinwittenberg gehören. Das Hotelschiff kann dort festmachen als Ausweichvariante und lag dort auch schon.
Mit der Reederei laufen Gespräche, länger bleiben zu können an der Promenade in Kleinwittenberg. Attraktiv ist das für die Gäste zweifellos. Laut Harnisch steht in Aussicht, dass zumindest bis zum nächsten Niedrigwasser die „Junker Jörg“ dort „parken“ kann.
Was damit zu tun hat, dass ein Kreuzfahrtschiff bei Niedrigwasser beide Anleger braucht, um nicht auf dem Trockenen zu sitzen. „Doppellagen“ sind da nicht erlaubt.
Kommt das Niedrigwasser, geht Harnisch davon aus, wieder zum KDE-Anleger wechseln zu können. Weil dann sowieso kaum Schiffe auf der Elbe unterwegs sind, dürfte es dort keine Probleme geben. Der Wittenberger Unternehmer hofft so, die außerordentlich missliche Situation halbwegs meistern zu können.
Derzeit werden Schilder geschrieben und erwartete Gäste per Telefon informiert, wenn „Junker Jörg“ mal wieder den Standort tauschen muss. Wenn 2018 der neue Liegeplatz für das Wittenberger Hotelschiff tatsächlich existiert, braucht ihn „Junker Jörg“ freilich gar nicht mehr so dringend: Das Schiff soll dann unterwegs sein auf der Elbe - zwischen Hamburg und Melnik.
Die Luther Travel Cruises GmbH bietet „Junker Jörg“ für Charterfahrten an, komplett, samt Mannschaft. Harnisch ist sicher, dass der Bedarf groß genug ist. Auch deshalb, weil mehrere Flusskreuzfahrtschiffe die Elbe verlassen, unter anderem wegen der Unsicherheiten durch Niedrigwasser.
„Junker Jörg“ ist da mit einem Tiefgang von 95 Zentimetern im Vorteil. Die Buchungen für 2018 jedenfalls laufen: „Das geht schon richtig zur Sache.“ In Wittenberg wird das Hotelschiff, gehen die Planungen auf, nur in den Sommermonaten sein - und natürlich im Winter.
Also gilt es für das Unternehmen, die Handicaps des Jahres 2017 zu überstehen. (Zurzeit ist ein Ingenieurbüro mit Probebohrungen und Vermessungsarbeiten für den Anleger beschäftigt, liegen die Papiere vor, folgen die Genehmigungsverfahren.)
Harnisch räumt ein, sich verkalkuliert zu haben. Auch was die Buchungen für das Hotel betrifft. „Wir sind ein bisschen spät gestartet.“ Dafür laufe das Restaurant inzwischen: „Ostern waren wir ausverkauft. Täglich kommen Reservierungen.“
Auch Standbeine wie Altstadt-Bahn und MS „Lutherstadt Wittenberg“ bieten keinen Grund zur Klage: „Ich hoffe, Ende des Jahres wieder ein Lächeln im Gesicht zu haben.“ (mz)