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Wittenberg Hochzeit im Riesenrad in Wittenberg: Besondere Trauung in 30 Metern Höhe

Von Karina Blüthgen 14.07.2017, 17:50
Torsten Heinrich und Kerstin Kraus gaben sich in Lutherstadt Wittenberg in der Gondel eines Riesenrades das Ja-Wort, die Trauung wurde vom Wittenberger Oberbürgermeister Tortsen Zugehör durchgewführt.
Torsten Heinrich und Kerstin Kraus gaben sich in Lutherstadt Wittenberg in der Gondel eines Riesenrades das Ja-Wort, die Trauung wurde vom Wittenberger Oberbürgermeister Tortsen Zugehör durchgewführt. Thomas Ruttke

Wittenberg - Hochgefahren sind sie als Torsten Heinrich und Kerstin Krause. Runter kamen sie als Herr und Frau Heinrich. „Beide haben Ja gesagt“, verkündet Torsten Zugehör, als das Brautpaar 17.35 Uhr wieder festen Boden unter den Füßen hat. Denn die Frage, ob sie gewillt sind, den Bund der Ehe einzugehen, haben beide kurz zuvor in luftiger Höhe beantwortet.

Auch für Torsten Zugehör, Oberbürgermeister von Wittenberg und in diesem Fall Standesbeamter, war dies am Freitag die höchste Trauung, die er bisher vollzogen hat. Höhentauglich waren sie also alle, die Braut erzählt, sie habe am Tag zuvor zur Entspannung einige Runden gefahren. Nur von dem Drumherum mit gerichtlichen Entscheidungen und einer fachaufsichtlichen Weisung  konnte einem schwindlig werden.

Wirbel um das Ja-Wort im Riesenrad hat etliche Schaulustige angelockt

Zumindest hat der Wirbel um das Ja-Wort im Riesenrad etliche Schaulustige angelockt. Ein Wittenberger Paar findet, dass so eine Trauung schon etwas Besonderes sei. Man habe im Vorfeld von dem Tamtam gehört und sei deshalb gekommen. Andere schütteln ebenfalls verständnislos den Kopf ob des Hickhacks, wo doch heutzutage Trauungen sogar auf Bergen, in Flugzeugen und unter Wasser stattfinden.

Festlich geschmückt ist „Gondel 18“, in diesem Fall die Hochzeitsgondel, denn nur sie ist gewidmet für den Trauungsakt. „Just married“, also „frisch verheiratet“, steht auf einem Herzen unter dem Dach. Warum es die 18 ist? Das erweist sich letztlich als Zufall. Es hat offenbar weder mit dem Volljährigkeitsalter zu tun noch mit dem Geburtstag des Bruders des Bräutigams, wie jener vermutet hat.

Nein, Schausteller Enrico Sperlich verweist auf ein Plakat neben dem Riesenrad, das einige der Gondeln als „Liebesgondeln“ anpreist. Und warum soll man sich in Gondeln nur verlieben können, wenn auch Heiraten möglich ist?

An Formalien will niemand diese Eheschließung scheitern lassen, alle seien geprüft worden, „und bei dieser Eheschließung haben unglaublich viele Juristen geprüft“, kann sich Torsten Zugehör einen Seitenhieb nicht verkneifen. Beeindruckt zeigt er sich von der Seelenruhe des Paares, das bis 16 Uhr eine Entscheidung abgewartet hat.

Eheversprechen bei strahlendem Sonnenschein in Wittenberg

Vielleicht liegt es daran, dass beide, Braut und Bräutigam, Pfarrer sind. 30 Meter über dem Erdboden geben sich Kerstin Krause und Torsten Heinrich das Eheversprechen, bei strahlendem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen.

Es ist eben ein besonderer Ort an diesem besonderen Freitag. Nicht einfach nur ein Riesenrad, sondern das Seelsorge-Riesenrad in der Weltausstellung Reformation. Vielleicht heißt der Torraum 6 für die verbleibenden zwei Monate ja nun auch „Ökumene und Religion - Trau Dich“.

Den Trubel um die Trauung auf seinem Nostalgie-Rad in Wittenberg kann Enrico Sperlich so gar nicht verstehen. „In den vergangenen sechs Jahren hatten wir mindestens drei Trauungen jährlich dort“, sagt er. „Nur noch nie mit so viel Werbung.“ (mz)