1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Heimatgeschichte: Heimatgeschichte: Hertha Georgi und ihre Liebe zu Wittenberg

Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Hertha Georgi und ihre Liebe zu Wittenberg

Von Mathias Tietke 29.10.2015, 09:00
Von 1938 ist diese Impression der „Lutherhalle“.
Von 1938 ist diese Impression der „Lutherhalle“. privat/tietke Lizenz

wittenberg - Im Wittenberger „Heimatkalender 2009“ waren insgesamt 15 farbige Stadtansichten abgebildet, die jeweils mit „H. v. Sternburg“ signiert sind. Wer sich hinter dem Kürzel verbirgt, wussten weder der Herausgeber des Heimatkalenders noch die Mitarbeiter der Städtischen Sammlungen, die erfreulicherweise im Besitz der im „Heimatkalender“ abgedruckten Wittenberger Ansichten sind. In Künstlerlexika fanden sich in der Tat keinerlei Angaben zur Person „H. v. Sternburg“. Und die Suchmaschine Google zeigte zwar eine Künstlerpostkarte mit der Ansicht von Sparneck im Fichtelgebirge an, von der noch immer drei Exemplare bei Ebay angeboten werden, aber zur Person selbst findet sich dort ebenfalls nichts.

Oft menschenleer und düster

Erste Hinweise zu der gesuchten Künstlerin fanden sich im Sonderdruck Nr. 128 der Kursächsischen Tageszeitung von 1938. Dort war immerhin zu lesen, dass Hertha Georgi von Sternburg mit mehreren Kunstwerken in der Sonderausstellung „Alt-Wittenberg im Bild heutiger Künstler“, die in der Lutherhalle stattfand, vertreten war. Neben den Feder- und Tuschzeichnungen von Else Hertzer wurde hervorgehoben, dass „Frau Georgi, geb. von Sternburg“ das Malerische bevorzugt und dass ihre Bilder von der Liebe zur Heimat künden. Dies trifft insofern zu, da Hertha Georgi von Sternburg in den 1930er Jahren nach Wittenberg übergesiedelt war. Zeitweilig unterstützt wurde sie vom Studiendirektor Heubner, der ihr die schönen Winkel der Stadt zeigte.

Bei den Wittenberger Ansichten von Hertha Georgi von Sternburg fällt auf, dass die Straßen und Höfe zumeist menschenleer sind und die Farbgebung oft düster und von Brauntönen geprägt ist.

Genauere Angaben zur Person und der vollständige Name der Künstlerin kamen schließlich vom Neffen der „Therese Hertha Georgi Speck von Sternburg“. Geboren wurde sie 1883 in Lützschena bei Leipzig und wuchs als Tochter des Kunstmäzens Maximilian Alexander Speck von Sternburg in einem für ihre künstlerische Entwicklung günstigen Umfeld auf. Als Künstlerin war sie zunächst in Leipzig aktiv und bewohnte im Ortsteil Gohlis ein Haus in der Stallbaumstraße 7. Auf einer 1925 vom Leipziger Kunstverein, deren Mitglied sie war, organisierten Ausstellung im Museum der Bildenden Künste von Leipzig war Hertha Georgi von Sternburg mit zwei großformatigen Ölbildern vertreten. Zum einen mit „Hohe Munde“, der Darstellung eines Bergmassivs in Tirol, und mit einer Ansicht vom „Inntal“.

Neffe gründet Stiftung

Während einer Reise nach Rom entstanden mehrere Bilder von den dortigen Katakomben. Für ein Gemälde, das in den 1920er Jahren im Münchner Glaspalast ausgestellt war, erhielt sie einen Preis. Das von ihr bevorzugte Motiv waren Landschaften. Während ihres Aufenthalts in Wittenberg widmete sie sich vor allem Ansichten von Hinterhöfen, Treppenaufgängen und historischen Gebäuden. In Dresden malte sie ebenfalls bevorzugt Stadtansichten, die durch die Zerstörung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges neben dem künstlerischen auch einen zeitgeschichtlichen Wert bekamen.

Am 13. Februar 1945 starb Hertha Georgi von Sternburg während des Bombenangriffs der Westalliierten auf Dresden. Die Nachfahren der Künstlerin kehrten nach der Wende nach Leipzig-Lützschena zurück. Der oben erwähnte Neffe der Künstlerin, Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, gründete 1996 die „Maximilian Speck von Sternburg Stiftung“, was insbesondere der Stadt Leipzig zu Gute kommt. In deren Kunstsammlungen befinden sich zahlreiche wertvolle Gemälde aus dem Familienbesitz beziehungsweise der Stiftung von Sternburg. (mz)