Grundschule Kemberg Grundschule Kemberg: Aus Kairo zum Unterricht nach Kemberg

Kemberg - Hast du das Tuch an deinem Kopf festgetackert? Warum darfst du kein Schweinefleisch essen? Warst du schon auf den Pyramiden? Wenn Salwa El Midan die Kemberger Grundschule betritt, ist sie schnell umringt von neugierigen Kindern, die die fröhliche, freundliche Ägypterin, die seit einer Woche exotisches Flair in die Bildungseinrichtung bringt, schon in ihr Herz geschlossen haben.
Das Hospitationsprogramm des Pädagogischen Austauschdienstes, einer der Kultusministerkonferenz angeschlossenen nationalen Agentur für EU-Programme im Schulbereich, ermöglicht Deutschlehrkräften aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa sowie Griechenland, Portugal, Spanien und Zypern dreiwöchige Hospitationen, um Land und Leute, vor allem aber Sprache und das Schulwesen in Deutschland kennenzulernen.
Die ausländischen Bewerber bleiben etwa drei Wochen und leben auf Vermittlung der jeweiligen Grund - und Sekundarschulen bei Gastfamilien. Als landeskundliche Experten und Vertreter ihrer Muttersprache bereichern sie den Unterricht ihrer Gastschule.
Weitere Informationen finden Sie im Netz unter:www.kmk-pad.org.
Die 22-Jährige ist Deutschlehrerin an einer privaten Schule in der ägyptischen Hauptstadt Kairo und hospitiert bis zum 29. November drei Wochen im Rahmen eines Programms des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) für ausländische Deutschkräfte in Kemberg.
Kinder selbstständiger und reifer
„Die Kinder hier sind gar nicht so anders als meine Schüler in Kairo, aber trotzdem selbstständiger und reifer. Doch die Lehrer sind hier viel ruhiger. Sie regen sich nicht so schnell auf. Das finde ich viel besser“, spricht die junge Frau über ihre ersten Erfahrungen in der Schule.
„Für unsere Schüler ist das toll. Sie reden nicht nur über Toleranz, sondern erleben sie und lernen andere Kulturen und Religionen kennen“, freut sich Schulleiterin Kerstin Mensch. „Mein Sohn war selbst ein Jahr im Amerika. Und ich finde es toll, wenn man jungen Menschen so etwas ermöglicht“, begründet die Pädagogin, warum sie gern solche Projekte unterstützt. „Letztes Jahr hatten wir über den PAD eine Lehrerin aus Brasilien hier, was im Vorfeld der Fußball-WM für die Kinder sehr aufregend war“, erzählt die Radiserin, die gleichzeitig auch Gastmutter der jungen Ägypterin ist.
Begeisterung und Bammel
„Als meine Direktorin mir sagte, dass man mich für die Reise nach Deutschland ausgesucht hat, war ich begeistert. Aber ich hatte auch Bammel, weil es das erste Mal ist, dass ich bei fremden Menschen lebe“, erzählt Salwa El Midan in perfektem Deutsch. „Ich bin in Deutschland geboren und habe bis zur fünften Klasse in Stuttgart gelebt“, erklärt die zierliche Frau und erzählt von der Umstellung, die in Kairo auf sie wartete. „Die Kultur, die Mentalität, das ganze Leben ist in meiner Heimat völlig anders“, sagt die studierte Germanistin.
Freude auf Weihnachtsmärkte
Das fängt schon beim Wetter an, schwärmt die Frau aus dem Norden Afrikas von der klaren, kühlen Luft hier und dem Nebel, den sie auf Fotos für die Kollegen daheim festgehalten hat. „Ich habe auch versprochen, für alle Lebkuchen mitzubringen“, freut sich Salwa El Midan schon auf die Weihnachtsmärkte in Berlin und Dresden, die sie mit ihrer Gastfamilie besuchen will. Auch eine Radtour nach Ferropolis ist geplant, verrät sie und gesteht, dass sie als Kind das letzte Mal auf einem Rad saß. „In Kairo wird man glatt umgefahren. Da ist es laut, hektisch und der Verkehr chaotisch. Die wunderbare Ruhe hier werde ich vermissen, auch das gemeinsame Frühstück mit meiner Gastfamilie und die Abende am Kamin“, sagt Salwa El Midan. (mz)