Gräfenhainichen Gräfenhainichen: Helene Fischer sagt Konzert in Ferropolis ab

Gräfenhainichen/MZ - Exakt um 15.44 Uhr ist am Freitagnachmittag das tagelange Tauziehen um den Auftritt von Helene Fischer beendet. „Das Konzert ist abgesagt“, erklärte Ronald Gauert gegenüber der MZ. Der Pressesprecher des Landratsamtes nannte dafür die bevorstehende Sperrung der Elbbrücke als einen wichtigen Grund. „Wir haben jetzt andere Probleme“, so Landrat Jürgen Dannenberg (Linke). Zwei Stunden später folgt die offizielle Absage des Veranstalters Semmel Concerts. „Um die Sicherheit der Konzertbesucher nicht zu gefährden, habe wir uns entschlossen, das Konzert am Sonntag abzusagen“, erklärte Geschäftsführer Dieter Semmelmann. Darüber hinaus, so der Mann aus Bayreuth, werden viele Helfer an anderer Stelle viel dringender benötigt. Doch niemand müsse auf das Event verzichten. Das Konzert werde bereits am 22. Juni in Ferropolis nachgeholt. „Erworbene Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit oder können an den Vorverkaufsstellen, an denen sie erworben wurden, zurückgegeben werden“, erklärt der Chef.
Noch am Freitag Vormittag bemühte sich Dannenberg noch mit Hilfe des Landesverwaltungsamtes Einsatzkräfte der Polizeidirektion Dessau zur Absicherung der Großveranstaltung zu ordern. Dass die Bemühungen erfolgreich waren, konnte die Polizei-Pressesprecherin Doreen Wendland aber nicht bestätigen. Wittenbergs amtierender Polizeichef Mike Reiß hatte schon Tage zuvor abgewunken. „Wir setzen andere Prioritäten. Für uns geht es jetzt darum, die Menschen vor dem Hochwasser und den Folgen zu schützen“, so der Einsatzleiter der Polizei.
Trotzdem liefen die Vorbereitungen für das Event in der Stadt auf Eisen zunächst auch am Freitag noch weiter auf Hochtouren. Das MDR-Fernsehen plante am Sonntagabend eine Live-Schaltung nach Ferropolis. Dabei sollte Helene Fischer in der großen Fernsehgala zur Unterstützung der Flutopfer aufrufen.
Für die Ausfall-Entscheidung zeigen Fans und Kartenbesitzer aber größtes Verständnis. Manfred Honigmann aus Großörner (Landkreis Mansfeld-Südharz) graute es sowieso vor der komplizierten Anreise. „Ich habe eine Absage erwartet. Das gehört sich einfach mit Blick auf die Flutopfer. Meine Bekannten, die bei Wittenberg wohnen, hoffen nur, dass der Damm vor ihrer Haustür nicht bricht“, so der MZ-Leser. Und auch der TV-Star selbst wurde öffentlich aufgefordert, auf den Auftritt zu verzichten. „Hallo Helene“, schreibt ein Fan auf der offiziellen Facebook-Seite der Schlagerkönigin, „es gibt auch in den Hochwassergebieten Menschen, die die nicht billigen Tickets gekauft haben, und dich gerne sehen würden. Leider müssen sie ihr Hab und Gut retten und verteidigen. Es wäre einzig richtig, das Konzert abzusagen oder zu verschieben.“
Das wird auch auf der Helene-Fischer-Fan-Seite debattiert. „Manche wohnen in Turnhallen, mussten binnen weniger Minuten ihre Wohnungen verlassen und haben im Moment andere Sorgen, auch wenn sie riesengroße Fans sind“, heißt es da im Forum.
In Regensburg ging allerdings am Mittwochabend der Tournee-Auftakt der 28-Jährigen trotz Katastrophenalarms noch über die Bühne. Und das sehr erfolgreich. Die Menschen konnten über zwei Stunden ihre Sorgen rund ums Hochwasser vergessen. Die Mittelbayerische Zeitung schreibt unter der Überschrift „Sexy-Feger mit großer Stimme“ von einer „sehr facettenreichen, mitreißenden und bombastischen Show“.
Dabei präsentierte die Schlagerkönigin nicht nur ihre Hits („Von Null auf Sehnsucht“ oder „Von hier bis unendlich“), sondern unternahm auch einen Parforceritt durch die Schlagerlandschaft. Zu hören waren „Biene Maja“, „Griechischer Wein“ und „Ein Bett im Kornfeld“. Zum Eklat kommt es trotzdem. Im Vorprogramm intonieren die Männer von „Santiano“ den Song „Wasser, Wasser, Wasser überall“ und riefen dem Publikum zu: „Regensburger, was wollt ihr?“. „Die Gedankenlosigkeit dieses unbeabsichtigten Zynismus hätte sich Santiano leicht sparen können“, kommentierte die Journalistin Angelika Lukesch.