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Glückliche Rettung vor dem Mülleimer

Von Theresa Pfeifer 31.05.2006, 17:30

Wittenberg/MZ. - Für Kinofilme, Theateraufführungen und Kunstausstellungen wurde einst mit den heutigen Exponaten geworben. Die ältesten Exemplare stammen aus den 50er Jahren. Ob Defa-Produktionen wie "Nackt unter Wölfen" oder Hollywood-Streifen wie "Tootsie", ob "Iphigenie auf Tauris" in Bad Lauchstädt oder die "Drei-Groschen-Oper" in Karl-Marx-Stadt, ob Doris Kahane in Ost-Berlin oder Otto Dix im Westen - die Werbeplakate stammen allesamt aus dem Repertoire zumeist berühmter DDR-Plakatkünstler. Werner Klemke, Volker Pfüller, Helmut Brade und Manfred Bofinger sind nur einige von ihnen.

Dass die Grafiken in Wittenberg - und überhaupt - zur Schau gestellt werden, ist dem Unternehmer Dieter Leber aus Frankfurt (Oder) zu verdanken. "Er war zur Wendezeit damit beauftragt, das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR in Berlin abzuwickeln", weiß Christel Panzig von Pflug e. V. Dabei sei er auf die Plakate gestoßen, allesamt Belegexemplare von in der DDR veröffentlichter Werbung. "Die sollten entsorgt werden, nach dem Motto: Alles, was DDR war, wanderte in den Müllcontainer", beschreibt Frau Panzig, die sich heute umso mehr freut, dass Dieter Leber die Plakate vor ihrem frühzeitigen Ende bewahrte und lieber mit nach Hause nahm.

Dort lagerten sie im Keller - über 30 000 Exemplare, dabei auch solche aus der Werbeabteilung eines VEB-Betriebes. Leber suchte lange nach einer Institution, die ihm die Plakate abnimmt und aufbewahrt. Endlich war eine solche gefunden: das Kreisarchiv Oder-Spree in Beeskow, das die Ausstellungsstücke nun verleiht. So auch an das Haus der Geschichte, auf welches Dieter Leber selbst gestoßen ist. "Er hat uns besucht und dachte, die Plakate würden gut hierher passen", erzählt Christel Panzig und gibt ihm Recht. Sie selbst habe einige Zeit als Grafikerin gearbeitet und deshalb eine besondere Beziehung zur Plakatkunst entwickelt.

Nicht nur deshalb werden Plakate auch künftig die Ausstellungen des Vereins begleiten. "Es wird in nächster Zeit eine Schau mit politischen Plakaten der DDR geben. Auch die ab Ende Oktober geplante Ausstellung zur Thematik Luther-Ehrung in der DDR wird Plakate beinhalten", informiert Frau Panzig.

Das Haus der Geschichte ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet (ab 12. Juni aufgrund der großen Nachfrage täglich bis 18 Uhr), samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Weiter Informationen im Internet unter www.pflug-ev.de