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Gefahr in der Scholl-Schule in Wittenberg Gefahr in der Scholl-Schule in Wittenberg: Gift im Fußboden

Von Ute Otto 19.11.2015, 18:27
Außen hui, innen pfui. Die Fußböden in der Wittenberger Geschwister-Scholl-Schule sind mit Phenolen und anderen Chemikalien belastet.
Außen hui, innen pfui. Die Fußböden in der Wittenberger Geschwister-Scholl-Schule sind mit Phenolen und anderen Chemikalien belastet. Thomas Klitzsch Lizenz

Wittenberg - Jetzt ist es amtlich: Der Fußboden in mehreren Klassenzimmern der Wittenberger Grundschule „Geschwister Scholl“ ist mit giftigen Phenolen belastet. „Die Analyse der Bodenprobe hat das bestätigt“, informiert Uwe Köppen, Pressesprecher der Unfallkasse Sachsen-Anhalt. Zudem seien weitere geruchsintensive chemische Substanzen in den Fußböden festgestellt worden.

„Nun muss die Stadt Wittenberg in der Schule entsprechende Sanierungen vornehmen. Genaues darüber sowie über den Umfang und Zeitpunkt soll uns die Stadt schnell mitteilen“, schreibt Köppen. „Wir haben dafür eine Frist bis 30. November gesetzt“, so der Pressesprecher auf Nachfrage der MZ.

Sanierungskonzept in Arbeit

Stadt-Pressesprecherin Karina Austermann bestätigt den Sachverhalt. „Es liegt schon ein Sanierungskonzept im Entwurf vor“, sagt sie. Wenn es die Unfallkasse so genehmige, „werden wir unverzüglich sanieren“.

Während des Schulbetriebs wird das nach Einschätzung des kommissarischen Schulleiters Mario Knopf kaum möglich sein. Die Kapazitäten der Schule reichten schon jetzt kaum aus. Also während der Weihnachtsferien? „Das wird zu knapp“, so Austermann. Die Sanierung müsse ja auch geplant und organisiert werden. Zunächst hat die Stadt ein Gutachten bei der Dekra beauftragt, um zu wissen, „welche Bauteile genau betroffen sind und ausgetauscht werden müssen“.

Die Kinder müssen also vorerst noch in den stinkenden Räumen lernen. Auch die Eltern bekommen davon etwas ab. „Die Kinder kommen nach Hause und ihre Sachen riechen scheußlich“, sagt die Mutter eines Viertklässlers, die ungenannt bleiben will.

Kind hat Beschwerden

Im Frühjahr habe ihr Kind wiederkehrend über Übelkeit, Kopf- und und Bauchschmerzen geklagt, ohne dass der Arzt etwas finden konnte. Andere Eltern hätten sie darauf gebracht, dass es einen Zusammenhang mit dem Gestank geben könnte. „Seit dem Sommer ist es ganz extrem“, so die Mutter.

Im Frühjahr hatte die Stadt eine Raumluftmessung durch das Landesamt für Verbraucherschutz veranlasst. Da waren Phenole festgestellt worden, die aber den Gefahrenwert zum Gesundheitsschutz nicht überschritten. Es bestehe keine Gefährdung für Kinder und Personal, habe es damals geheißen. Mitarbeiter der Schule wollten es dabei nicht bewenden lassen und wandten sich an die Unfallkasse, Sachsen-Anhalt. Das ist die gesetzliche Unfallversicherung für den kommunalen Bereich. Die forderte Bodenproben an und ließ sie im Institut für Arbeitsschutz in Sankt Augustin untersuchen. Am 6. November war die Stadt über das Ergebnis informiert worden.

Böden wurden nicht erneuert

Von der Grundschule „Geschwister Scholl“ sind erst vor wenigen Jahren Dach, Fenster, Außenfassade und Sanitäranlagen erneuert worden. Nur die Fußböden sind die alten geblieben.

Im Kreiselternrat war der Gestank im vergangenen Schuljahr auch Thema, berichtet die ehemalige Vorsitzende Vera Zech. „Wir waren mit der Stadt schon in Kontakt. Es sollte dazu eine Zusammenkunft von Elternvertretung, Verantwortlichen der Stadt und unsererseits geben, der Termin ist dann aber nicht mehr zustande gekommen“, so Zech.

Inzwischen hat die Elternvertretung gewechselt - sowohl in der Schule als auch im Landkreis. Natürlich werde der Kreiselternrat den Eltern auch bei solchen Problemen helfen, versicherte die neue Vorsitzende Simone Weber. „Die Eltern müssen aber an uns herantreten, wir können das ja nicht riechen.“ Und das im wahrsten Wortsinn. (mz)