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Frau erobert als Präsidentin Vertrauen der Männerwelt

21.08.2009, 16:33

ZSCHORNEWITZ/MZ/MK. - Die Unternehmerin - von Bürgermeister Günter Gröbner (Linke) als "Helfer mit Herz" vorgeschlagen - ist schließlich keine Unbekannte. Aufgrund der Blumen und ihrer besonderen Leidenschaft. Wenn sie nämlich am Abend in den verdienten Feierabend geht, die blau-karierte Schürze an den Haken hängt und die Auslage wieder nach drinnen räumt, beginnt nicht selten die zweite Passion: der Fußball. Nein, selbst kickt sie nicht. Hat sie praktisch nie. Nur einmal, vor wenigen Wochen anlässlich von 90 Jahren Fußball, testete sie auf grünem Rasen das runde Leder auf seine Konsistenz. Dennoch ist die ruhige und besonnene Frau im Ort Chefin von mehr als 100 Mitgliedern der Abteilung Fußball beim SV Turbine Zschornewitz. Präsidentin wird sie genannt, das ist in der Kraftwerksgemeinde Usus. Ein Unikum ist Frau Willmann in dieser Funktion. Nicht nur im Kreis-, sondern im gesamten Landesverband ist sie die einzige Fußballchefin. Ein Problem sieht sie darin nicht: "Im Verein sowieso, da stehen die Männer alle hinter mir, helfen, wenn ich Fragen habe. Bei Staffeltagen in Wittenberg bin ich dann natürlich auch die einzige Frau, komme aber auch dort eigentlich ganz gut klar."

Erst seit Anfang dieses Jahres übt die Zschornewitzerin das wichtige Ehrenamt aus. Im Verein ist sie aber schon länger. Seit 15 Jahren ganz genau. Zum Sport kam sie zeitig. In der Schule fiel damals die Wahl noch auf Leichtathletik. 100 Meter waren die Paradedisziplin. "Für Fußball habe ich mich als Mädchen nicht interessiert." Obwohl Vater Gerhard Meilick auch in Zschornewitz kickte. Es musste erst die Schulzeit verstreichen, danach die Lehre zur Blumenbinderin in Erfurt. 1988 / 89 war das.

Nach dieser Zeit zog es Frau Willmann aber zurück in die angestammte Heimat. 1990 lernte sie Jens kennen, zwei Jahre später folgte die Hochzeit. "Jens hat damals aktiv in der zweiten Mannschaft gespielt. Da war er am Wochenende immer weg. Ab und zu bin ich dann mitgefahren." Das, erklärt sie, kommt einfach irgendwann automatisch. Gelegentlich half Frau Willmann dann bei Veranstaltungen. Es folgte der Posten als Schriftführerin, später der Vizechefposten hinter Jürgen Riemer.

Als der Anfang des Jahres aus beruflichen Gründen seinen Hut nahm, gab es zur Personalie für den obersten Job keine zwei Meinungen. Seitdem läuft alles langsam an. "Ich fahre jetzt oft zu Auswärtsspielen mit. Da lernt man dann immer mal wieder Leute kennen, die Trainer sind oder andere Funktionen haben." Kontakte knüpfen ist wichtig. Fast so wichtig wie der Rückhalt im Verein. Der ist riesig: "Da muss ich mich bedanken." Großes Lob hat die Abteilungschefin für den gesamten Verein. Alles sei auf gutem Weg. "Die Anlagen sind perfekt", sagt sie, freut sich über die jüngst mit umfangreichen Mitteln sanierten Räumlichkeiten. Dem Niveau des Umfeldes entsprechend soll irgendwann, geht es nach Frau Willmann, auch wieder Fußball gespielt werden. "Vielleicht ist der Aufstieg möglich." Aber zunächst ist Ziel, die laufende Saison auf einem möglichst guten Tabellenplatz zu beenden. Bis es soweit ist, verkauft sie weiterhin Blumen als Chefin einer Kreisoberliga- und einer Kreisklassemannschaft sowie diversen Jugendteams. Aber auch das - kein Zweifel - macht Annett Willmann riesigen Spaß.