Handwerksmeister im Landkreis Wittenberg Fliesenleger in Gräfenhainichen feiert 25 Jahre – Handwerksbetrieb bleibt ohne Nachfolge
Seit insgesamt über 30 Jahren ist Uwe Winkler als Fliesenleger tätig – in wenigen Jahren geht er in den Ruhestand. Was das für die Region bedeutet, welche Trends es in der Branche gibt und warum sein Handwerk heute gefragter ist denn je.

Gräfenhainichen/MZ. - Der Boden im Gräfenhainichener Einfamilienhaus von Uwe und Petra Winkler ist – natürlich – gefliest. Kein Wunder, denn Fliesen sind seine Spezialität. Die Begeisterung für das Fliesen habe er beim Hausbau entdeckt, erinnert sich der 63-Jährige - damals beim Ausbau des Badezimmers zusammen mit seiner Mutter.
Vom E-Lokführer zum Fliesenlegermeister
Heute blickt der Handwerksmeister auf eine über 30-jährige Karriere als Fliesenleger zurück. Seit zweieinhalb Jahrzehnten führt er seinen eigenen Handwerksbetrieb – den einzigen Fliesenlegerbetrieb in der näheren Umgebung.
Ursprünglich gelernt hat Winkler etwas ganz anderes: „Eigentlich wollte ich Elektriker werden, wie mein Vater.“ Sein Berufsweg begann zu DDR-Zeiten mit einer Lehre als E-Lokführer. Später arbeitete er als Freileitungstechniker, erklomm Strommasten und absolvierte eine weitere Ausbildung zum Elektriker. Danach saß er eine Zeit lang hinter dem Steuer eines Busses.
Selbstständig mit Meisterbrief: 25 Jahre eigener Betrieb
Später, beim Bau des eigenen Hauses, gab die Familie den entscheidenden Anstoß für seinen heutigen Beruf: „Eigentlich ist meine Frau schuld, dass ich Fliesenleger geworden bin“, sagt der Handwerker heute. Petra Winkler ergänzt: „Ich habe damals gesagt: Mach doch das, was dir Freude bereitet!“
Gesagt, getan: Sieben Jahre lang arbeitete Winkler bei Jörg Horn in Krina, bevor er sich entschloss, die Meisterschule zu besuchen. Nach dreieinhalb Jahren hielt er seinen Meisterbrief in den Händen. Am 3. April 2000 gründete er schließlich seinen eigenen Fliesenlegerfachbetrieb.
Bis heute hat er Freude an seiner Arbeit. Sein erster Lehrling war der eigene Sohn, der bis heute als Handwerker tätig ist. Petra Winkler unterstützt in Steuerfragen und Buchhaltung. Lange beschäftigte Winkler zwei Mitarbeiter, heute noch einen.
Warum gutes Fliesenlegen immer anspruchsvoller wird
Das Fliesenhandwerk habe sich über die letzten 25 Jahre verändert. „Es wird immer anspruchsvoller.“ Früher konnten geschickte Heimwerker ihr Bad oft selbst fliesen. „Heutzutage will bei dem Preis der Fliesen niemand etwas falsch machen.“ Auch ein professioneller Fliesenschneider, den nur wenige besitzen, sei oft unverzichtbar.
Auch die Fliesen selbst haben sich mit der Zeit gewandelt: „Die Fliesen wurden immer größer.“ Jetzt gehe der Trend wieder zurück. Besonders gefragt seien zurzeit sogenannte Metrofliesen, „praktisch im Mauersteinformat.“
Arbeit in Alt- und Industriebauten
Trotz gestiegener Materialkosten seien die Arbeitsbedingungen weiterhin gut. „Von Energiekosten bin ich nicht abhängig.“ Auch der steigende Mindestlohn spiele bei nur einem Mitarbeiter eine untergeordnete Rolle. Dazu kommen flexible Arbeitszeiten und ruhige Feiertage: „In der Urlaubszeit und zwischen Weihnachten und Neujahr lässt kaum jemand das Badezimmer renovieren.“
Je älter ein Gebäude, desto anspruchsvoller ist die Sanierung. „Bei Altbauten ist der Aufwand besonders hoch, weil nicht alle Kanten gerade sind.“ Auch Industrieanlagen erfordern besonderes Know-how – etwa bei Aufträgen für Phönix Industriedienstleistungen oder Bayer in Bitterfeld.
Trotz der langen Jahre im Beruf denkt Winkler nicht ans Aufhören. „Es macht mir einfach Spaß.“ Außerdem hält ihn die Arbeit fit: „Das ist, als würde man täglich ins Fitnessstudio gehen.“ Doch ab 2029 soll Schluss sein. Einen Nachfolger gibt es nicht – in Gräfenhainichen und Umgebung könnte es also bald schwieriger werden, einen Fliesenleger zu finden.
Für Winkler bedeutet der anstehende Ruhestand mehr Zeit für die Familie – das Paar hat eine Tochter, einen Sohn und fünf Enkel. Auch Hündin Paula und zahlreiche Hobbys wie Motorradfahren, Bootfahren und Campen stehen auf dem Programm.